Plötzlich sind es drei
14.11.2023 Rudolfstetten, MutschellenDrei Kandidaten in Rudolfstetten
Zum zweiten Wahlgang der Ersatzwahl für einen Gemeinderatssitz stellen sich mit Michael Gutknecht (parteilos), Stefano Marzo (parteilos) und Daniel Altorfer (Die Mitte) gleich drei Kandidaten. Dies, nachdem sich ursprünglich kein ...
Drei Kandidaten in Rudolfstetten
Zum zweiten Wahlgang der Ersatzwahl für einen Gemeinderatssitz stellen sich mit Michael Gutknecht (parteilos), Stefano Marzo (parteilos) und Daniel Altorfer (Die Mitte) gleich drei Kandidaten. Dies, nachdem sich ursprünglich kein offizieller Kandidat für das Amt finden liess. Dem «BBA» haben sie erklärt, was der Grund für die «Verspätung» ist und weshalb sie sich für die geeignete Wahl für das Amt im Gemeinderat halten. --huy
Zweiter Wahlgang um Einzug in den Gemeinderat
Lange fand sich in Rudolfstetten kein offizieller Kandidat für die Nachfolge des abtretenden Gemeinderates Josef Brem – bis sich Michael Gutknecht zur Verfügung stellte. Obwohl es keine Gegenkandidaten gab, verpasste er im ersten Wahlgang das absolute Mehr. Nun sieht er sich im zweiten Wahlgang am 19. November zwei Kontrahenten gegenüber.
Marco Huwyler
Die Umstände rund um die Gemeinderatswahlen in Rudolfstetten diesen Herbst sind doch einigermassen kurios. Nur weil einige Bürger offensichtlich das Wahlprozedere nicht ganz richtig verstanden haben, kommt es am 19. November überhaupt zu einem zweiten Wahlgang. Im ersten Durchlauf vom 22. Oktober waren nämlich so viele Stimmen für bereits gewählte Regierungsmitglieder eingegangen, dass der einzige zur Verfügung stehende Kandidat Michael Gutknecht das absolute Mehr verpasste. Angesichts der Umstände hätte man also erwarten können, dass die zweite Wahlrunde zum Selbstläufer wird – denn hier werden nur noch die Stimmen für angemeldete Kandidaten gezählt. Nun gibt es allerdings plötzlich deren drei. Neben Gutknecht stellen sich auch Stefano Marzo (parteilos) und Daniel Altorfer (Die Mitte) für das Amt zur Verfügung.
Begegnungen und Austausch fördern
«Es gab schon früher Impulse und Gedanken für eine Kandidatur», sagt Mitte-Kandidat Altorfer. Doch eine Kandidatur für den ersten Wahlgang habe schlicht nicht auf die Agenda gepasst. Nun, im Hinblick auf den zweiten Wahlgang, sei er von externer Seite wieder darauf angesprochen worden. «Ich habe es dann mit meinem Umfeld abgeklärt und mich für eine Kandidatur entschieden – die Unterstützung, die ich seither erfahre, ist überwältigend.» Der 49-jährige Projektleiter bei einem Kraftwerksbauer ist bestens verankert in Rudolfstetten. «Hier bin ich aufgewachsen. Hier werden wir auch unsere Tage im Alter geniessen», sagt der Vater eines 10-jährigen Sohnes.
Altorfer liegen insbesondere «Begegnung der Kulturen und von Jung bis Alt sehr am Herzen», wie er betont. Als Gemeinderat würde er sich dafür einsetzen, dass Rudolfstetten durch Standortattraktivität eine nachhaltige Weiterentwicklung der Gemeinde erreicht. «Wir haben ‹einen Dorfplatz›, umgeben mit Restaurants, Kirche, Lidl, Schule mit Fussball- und Spielplatz, inklusive Betreuung über Mittag oder in Krippen, mit Bahnhof.» Dies sei im Vergleich mit den Nachbarn ein einzigartiger Vorteil.
Für Anliegen und Verbesserungen möchte sich Altorfer in der Gemeinde engagieren. «Ich werde immer ein offenes Ohr haben und mich einsetzen», sagt er. Zudem wolle er dabei mithelfen, Visionen im Bereich Sport, Schulen und altersgerechtes Wohnen mit Konsens zu unterstützen – insbesondere was die Burkertsmatt anbelangt. «Visionen sind oft für die nächste Generation. Um Visionen zu verwirklichen, braucht es Mut, Unterstützer mit finanziellen Mitteln und Nachhaltigkeit – für die Erarbeitung eines Konsenses werde ich mich einsetzen.» Altorfer sieht sich dazu bestens befähigt. «Meine Tätigkeit als Projektleiter für internationale Projekte setzt voraus, dass ich das Dossier gründlich kenne und beherrsche. Es ist für mich zudem sehr wichtig, dass man stets auf Augenhöhe miteinander umgeht. Mit meiner Qualifikation und Erfahrung glaube ich, das nötige Rüstzeug zu haben, um im Gemeinderat Rudolfstetten-Friedlisberg mitzuwirken.»
Ein Mann, ein Wort
Auch dass Stefano Marzo sich erst für den zweiten Wahlgang zur Verfügung stellte, hat terminliche Gründe. «Während des Juli, als der Gemeinderat seinen Rücktritt ankündigte, befanden wir uns in einem ausgedehnten Urlaub», sagt er. Danach wäre eine Kandidatur zu überstürzt gewesen. «Das Amt des Gemeinderats darf nicht unterschätzt werden – deshalb ist im Vorfeld eine vertiefte Planung nötig.» Nun hat es sich Marzo reif lich überlegt und sieht den Zeitpunkt gekommen. «Es ist an der Zeit, einen jungen und dynamischen Beitrag im Gemeinderat zu setzen», findet der 37-Jährige. «Es bedarf motivierter junger Menschen, die sich für das Wohl der Gemeinde engagieren möchten.»
Auf einer politischen Rechts-links-Achse sieht sich der parteilose Marzo in der Mitte. «Falls ich jedoch zwischen Mitte-links und Mitte-rechts wählen müsste, würde ich mich für die Mitte-rechts-Position entscheiden.» Es gäbe jedoch Argumente, die weder strikt rechts noch links angesiedelt seien, jedoch einer logischen Betrachtung bedürfen. «Meine besondere Aufmerksamkeit gilt der Schule, der Infrastruktur unserer Gemeinde und den Finanzen», sagt der zweifache Familienvater. Marzo ist Unternehmer. Vor gut fünf Jahren hat er sich selbstständig gemacht und beschäftigt in seiner Treuhandfirma in Dietikon mittlerweile 10 Angestellte. 2012 ist er nach Rudolfstetten gezogen, engagierte sich in der freiwilligen Feuerwehr und war später Mitglied der Schulpflege. «Eine Erfahrung, die mein Leben bereicherte und einen ganz neuen Blick auf das Schulsystem verlieh.» Marzo ist davon überzeugt, dass er mit seiner «offenen und klaren Herangehensweise» im Gemeinderat positive Veränderungen bewirken und umsetzen könne. «Mein Leitmotiv lautet: ein Mann, ein Wort.»
Mit Unterstützung der Ortsparteien
Auch Michael Gutknecht war überrascht, als er vernahm, dass er zum zweiten Wahlgang plötzlich zwei Gegenkandidaten hat. Da er sich selbst erst nach Anmeldeschluss für den ersten Wahlgang zur Verfügung gestellt hatte, kann er es allerdings nachvollziehen, dass die beiden erst «mit Verspätung» zur Verfügung stehen. «Ich habe mich selbst erst nach einigen Anfragen – auch schon bei früheren Wahlen – und nach vielen guten Gesprächen dazu entschieden, schlussendlich anzutreten», sagt Gutknecht. «Ich kann mir gut vorstellen, dass dies bei meinen zwei Mitkandidaten ähnlich war.» Für Gutknecht, der seit 21 Jahren in Rudolfstetten-Friedlisberg wohnt und sich seit 15 Jahren hier in verschiedenen Bereichen – unter anderem ebenfalls in der Schulpflege – engagiert, war schnell klar, dass er auch im zweiten Wahlgang zur Verfügung stehen wird. «Mein Interesse, die zukünftige Entwicklung der Gemeinde mitzugestalten, ist ungebrochen», sagt er. Dafür lässt ihm auch der Bruder, der in die Fiko gewählt wurde, den Vorrang, da nicht gleichzeitig zwei Brüder ein Amt bekleiden dürfen. «Wir haben bereits am Wahlsonntag erste Gespräche geführt. Da hat sich dies relativ schnell herauskristallisiert.»
Gutknecht ist breit abgestützt in der Gemeinde und wird – abgesehen von der Mitte, die mit Altorfer einen eigenen Kandidaten stellt – von allen anderen Ortsparteien unterstützt. «Ich sehe daher realistische Chancen für eine Wahl», sagt Gutknecht. «Auch wenn ich weiss, dass meine Mitkandidaten in Vereinen aktiv sind. Dieser Einfluss ist schwer abzuschätzen.» Der 52-jährige Architekt, der in Zürich ein eigenes Architekturbüro unterhält, wirkte bislang in Rudolfstetten in der Planungskommission und ist daher vertraut mit den Abläufen der Gemeinde – insbesondere auch, was die Ausarbeitung der BNO betrifft. «Deshalb weiss ich, dass die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der Gemeinde gut passen würde.» Gutknecht ist guten Mutes, auch wenn sich die Vorzeichen mit zwei Gegenkandidaten geändert haben. «Ich würde mich sehr freuen, wenn diejenigen, die mich im ersten Wahlgang gewählt haben, mir ihre Stimme nochmals geben würden.» Wenn dann noch ein paar dazukommen, die letztes Mal für Amtierende gestimmt haben, würde dies auch für den Einzug ins Amt reichen.


