Stefan Sprenger, Redaktor.
Ein Kumpel von mir drückt Ketchup und Mayo auf sie, die teuerste Variante kostet 8000 Euro und heisst «Louis» – und in den USA werden jede Sekunde 350 Stück von ihr gegessen. Die Rede ist von ...
Stefan Sprenger, Redaktor.
Ein Kumpel von mir drückt Ketchup und Mayo auf sie, die teuerste Variante kostet 8000 Euro und heisst «Louis» – und in den USA werden jede Sekunde 350 Stück von ihr gegessen. Die Rede ist von der Pizza. Ein Italiener sagte einmal: «Ich möchte, dass mich jemand so sieht, wie ich Pizza sehe.»
Die neapolitanische Pizza (seit 2017 UNESCO-Weltkulturerbe) ist das beliebteste Gericht auf der Welt. Natürlich auch hierzulande. Der grösste Lieferdienst der Schweiz «Just eat» belegt dies in seiner Bestellstatistik 2023. Unter den Top-5-Gerichten ist nur der 3. Rang keine Pizza (Cheeseburger). Ansonsten nur Pizza: 1. Margherita, 2. Prosciutto, 4. Hawaii, 5. Wunschpizza. Das italienische Sausenbrot dient zudem bestens als Restenverwertung. Und brilliert auch durch Formen. Denn eine Pizza – in bösen Mündern auch Mafiatorte genannt – ist ein Kreis, der in einem Viereck verpackt wird und am Ende essen wir ein Dreieck. Pythagoras wäre an seiner Mozzarella erstickt.
«Pizza ist keine Vorspeise, kein Hauptgang, kein Lebensmittel, sondern die Essenz des Glücks», heisst es. Und nun ist Wohlen ein bisschen glücklicher. «Dieci» ist der grösste Pizzakurier der Schweiz und hat im alten Freiämterhof seine 56. Filiale eröffnet. Mamma Mia. Ausgerechnet in Wohlen, wo der Pizza-Markt eigentlich übersättigt sein sollte. Während es in den anderen grossen Freiämter Gemeinden wie Muri, Villmergen oder Bremgarten nur jeweils rund ein halbes Dutzend Lokale gibt, die Pizza anbieten, scheint in Wohlen der Markt zu florieren. An rund 20 Standorten wird der Teig ausgerollt. Es überrascht nicht, dass jener Überschuss ausgerechnet in der Freiämter Metropole herrscht. Von den rund 8000 Ausländern in Wohlen ist jeder Vierte ein Italiener. Jeder Zehnte Wohler hat die italienische Staatsangehörigkeit. Wohlen ist nicht «Chly Paris», sondern «Chly Napoli».
Doch das schwer verdauliche Ding (die Verdauung kann bis zu zwei Tage dauern) hat nicht nur Erfolg. Das «Marco Polo» in Wohlen hat die Pizza von der Karte genommen, weil sie zu wenig bestellt wurde. Die hohen Stromkosten und der Pizzaiolo liessen sich einfach nicht mehr rechnen. Fa lo stesso. Man kann es nicht jedem recht machen. Man ist nicht Pizza.