Ort mit überraschendem Potenzial
13.06.2025 Tourismus, Wohlen, Bremgarten, MuriTourismus im Freiamt
Auf den ersten Blick, und besonders für Einheimische, gelten die Bezirke Bremgarten und Muri nicht gerade als Tourismusregionen. Klar, Feriendestinationen sind sie vielleicht nicht gerade, aber sie locken doch viele Tagestouristen aus der ganzen ...
Tourismus im Freiamt
Auf den ersten Blick, und besonders für Einheimische, gelten die Bezirke Bremgarten und Muri nicht gerade als Tourismusregionen. Klar, Feriendestinationen sind sie vielleicht nicht gerade, aber sie locken doch viele Tagestouristen aus der ganzen Schweiz und sogar aus dem Ausland an. Wer kommt überhaupt und warum? Wo erhalten Gäste Infos und wer ist dafür zuständig?
Auf den Sonderseiten Thema ist man genau solchen Fragen auf die Spur gegangen und beleuchtet so den Tourismus im Freiamt anhand von drei Gemeinden. Und man kann sagen: Sowohl in der Zentrumsgemeinde Wohlen, in Bremgarten wie auch in Muri gibt es ein reichhaltiges Angebot und Anziehungsmagnete – besonders hinsichtlich der Kulturvielfalt. Hingegen sind die Übernachtungsmöglichkeiten eher Mangelware. --sab
Tourismus in Wohlen: Kultur, Geschichte und sportliche Vielfalt
Eine spannende Mischung aus Industriegeschichte, kulturellem Schaffen, naturnaher Erholung und sportlichen Aktivitäten – das alles bietet Wohlen an. Ebenfalls ist die Gemeinde der ideale Ausgangspunkt für weitere touristische Angebote im Freiamt.
Sabrina Salm
Wohlen ist kein klassischer Ferienort – doch wer genauer hinschaut, entdeckt eine Gemeinde mit überraschendem kulturellem, historischem und sportlichem Reichtum. Zwar existieren keine exakten statistischen Erhebungen zur Anzahl Gäste, doch die Erfahrung zeigt: Wohlen wird regelmässig von Tagesausflüglern besucht – oft aus der näheren Region, gelegentlich auch von weiter her.
Als Hauptanziehungspunkte gelten das Schweizer Strohmuseum, das die industrielle Vergangenheit der Strohindustrie eindrucksvoll vermittelt.
Breites Spektrum wird geboten
Mit über 40 Kulturinstitutionen bietet Wohlen eine breite Palette an kulturellen Angeboten: Von Theater über Bildende Kunst bis zu Musik, Tanz und Literatur – das Spektrum ist breit, die Szene lebendig. In den letzten Jahren hat sich das Kulturschaffen weiterentwickelt. Neue, spartenübergreifende Projekte und professionelle Strukturen fördern ein Klima, das auch auswärtige Kunstschaffende und Kulturinteressierte anzieht. Ein weiterer Magnet ist das Sportzentrum Niedermatten mit Hallen, Freibad und Aussenanlagen, das durch den Schüwo-Park ergänzt wird – inklusive Eishalle, Freibad und Sportplätzen. Diese Infrastruktur wird nicht nur von der Bevölkerung geschätzt, sondern auch für Wettkämpfe und Veranstaltungen aus der weiteren Region genutzt.
Geeignet für Tagesbesuchende
«Wohlen bietet mehr als viele erwarten – Kultur, Geschichte, Sport und Natur verbinden sich hier auf besondere Weise», sagt Gemeinderat Roland Vogt, der das Ressort Gesellschaft, Soziales und Bildung unter sich hat. «Gerade für Tagesgäste ist unsere Gemeinde ein lohnenswertes Ziel.» Auch Spaziergänge entlang der Bünz sowie durch den historischen Dorfkern kann er empfehlen.
Weniger erfreulich zeigt sich die Situation bei den Unterkünften. Das Übernachtungsangebot in Wohlen ist begrenzt: Neben wenigen Hotelzimmern und möblierten Apartments stehen vor allem private Angebote (z. B. über Airbnb) zur Verfügung. «Gerade Gruppen müssen oft auf Nachbargemeinden ausweichen», räumt der Gemeinderat ein. Für Tagesbesucherinnen und -besucher hingegen sei das Angebot ausreichend.
Sich in den Jahren touristisch gewandelt
In den letzten 10 bis 15 Jahren hat sich Wohlen im Tourismus spürbar entwickelt: weg vom passiven Besuchsort hin zu einem lebendigen Ort für Kulturund Erlebnistourismus. Der Gemeinderat erklärt: «Der Tourismus in Wohlen hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Wir setzen heute auf Kulturerlebnisse, lokale Identität und regionale Vernetzung.» Auch wenn Wohlen (noch) keine klassische Tourismusgemeinde ist, zeigt sich: Wer kommt, findet mehr als erwartet – und oft einen Grund, wiederzukommen.
Touristinnen und Touristen, die mehr über die Freiämter Zentrumsgemeinde erfahren möchten, können sich an das Kultursekretariat der Gemeindeverwaltung wenden. Dort erhalten sie individuelle Informationen und Unterstützung. Zusätzlich bietet die Website der Gemeinde (www.wohlen.ch) umfangreiche Hinweise zu Sehenswürdigkeiten, Veranstaltungen und Ausflugszielen.
«Immer einen Besuch wert»
Tourismus in Bremgarten: Das Städtchen ist attraktiv für Touristen
Was läuft in Bremgarten? Was kann man alles unternehmen? Auf diese Fragen kennt Bremgarten Tourismus die Antworten. Ruth Meier und Sarina Kaufmann geben Auskunft über das Angebot des Städtchens und darüber, wie beliebt Bremgarten bei Tagesausflüglern ist.
Sabrina Salm
Bremgarten Tourismus (BT), früher Verkehrsverein, gibt es seit über 100 Jahren. Die Grundidee von damals ist nicht anders als heute: Man will etwas für Bremgarten machen. Im offiziellen Auftrag der Stadt übernimmt der heutige Verein die Präsentation des Städtchens gegen aussen und pflegt und fördert Brauchtum und Aktivitäten. So organisiert er beispielsweise die Bundesfeier, das Umesinge, initiierte die Bremgarter Schoggi oder die Blumenbrücke. «Wir sehen uns als Ideenpool», erklärt Ruth Meier, Co-Präsidentin von Bremgarten Tourismus. Ideen seien viele vorhanden und neue sind auch willkommen. Auch die Orchestrierung des Angebots läuft über BT.
Für Einheimische und Auswärtige
Ein wichtiger Punkt für Bremgarten Tourismus ist, dass sie das Städtchen insbesondere für Einheimische attraktiv halten. Aber auch für auswärtige Besucherinnen und Besucher anziehend machen. Wie Ruth Meier erklärt: «Bremgarten ist durchaus touristisch. Es gibt viele, die Trouvaillen suchen und diese bei uns finden.» Im neunköpfigen Vorstand nimmt auch Sarina Kaufmann Einsitz. Sie arbeitet bei der Aargau Verkehr AG (AVA), die ein wichtiger Partner von Bremgarten Tourismus ist und im eigentlichen Sinne mit den Touristen in Berührung kommt. Unter der Woche seien es vor allem Pensionäre, welche die Ortschaft erkunden. «Bei schönem Wetter kommen jeweils am Wochenende vier bis fünf Gruppen, meist aus verschiedenen Kantonen, die wissen möchten, was sie hier entdecken können», erzählt Kaufmann. Und zu entdecken gibt es reichlich. «Die Stadtführungen, die kulturell eine der Hauptattraktionen sind, die Wanderwege und die Reuss ziehen die Leute ebenso an wie der Kirchenbezirk.» Oder auch das Bremgarter Meitli, wie Kaufmann sagt. «Die Skulptur ist zum Phänomen geworden.»
Übernachtungsangebote dürften mehr sein
Die Aktivitäten in der Stadt, wie das «Festival in der Marktgasse», die Operette, der ArtWalk, das Reussfoodfestival und der Schlagerwahnsinn, locken ebenfalls viele Menschen an. «Und immer mehr auch die Fasnacht», beobachten Meier und Kaufmann. «Und das sind noch längst nicht alle. Es gibt noch so viel mehr.» Natürlich seien die Märkte grosse Anziehungsmagnete für Menschen aus der ganzen Schweiz sowie auch aus dem Ausland. «Der Ansturm ist jeweils riesig.» Leider fehlen die Unterkünfte. «Es gibt einfach nicht genügend in der Region.» Daher ist der Tagestourismus durchwegs grösser als die Anzahl Gäste, die länger das Städtchen und die Region besuchen. Dabei reiche ein Tag eigentlich nicht aus, um alles richtig zu sehen.
«Ein Besuch in Bremgarten lohnt sich immer», meinen die beiden Vorstandsmitglieder voller Überzeugung und mit einem Lächeln im Gesicht. Die Co-Präsidentin Ruth Meier fügt an: «Bremgarten muss sich keineswegs verstecken.» Nicht von der Umgebung oder vom Charme her und schon gar nicht vom Angebot.
Die Besucher kommen von weit her
Tourismus in Muri: Mit dem Kloster und reichhaltigem Kulturangebot punkten
Das Kloster ist unzweifelhaft der grösste Anziehungspunkt, den Muri überregional zu bieten hat. Damit verknüpft ist auch eine ausserordentliche Vielfalt an Konzerten, Ausstellungen und Museen.
Thomas Stöckli
Üblicherweise dienen das Kultur-Kafi und das Besucherzentrum von Muri Info als Anlaufstelle, um Tickets für ein Konzert oder eine Ausstellung zu buchen und um weitere Informationen zum kulturellen Angebot zu erhalten. «Ein Schwerpunkt ist die Klosteranlage selbst», sagt Sandra Meier, Leiterin von Muri Info. Primär seien es Leute aus der erweiterten Region, die kommen, verrät sie.
Aber nicht nur: «Wir hatten schon Besucher aus China und den USA, die sich fürs Museum Caspar Wolf und für die Gruft der Habsburger interessierten», weiss Sandra Meier zu berichten. Und auch aus Österreich kommen regelmässig Gäste. Sie sind vor allem an den Spuren interessiert, welche die Habsburger hinterlassen haben. Diese Familie hat die Geschichte der europäischen Kultur stark geprägt, nicht nur aus Österreich, sondern auch aus der Schweiz und insbesondere aus Muri.
Wo die kaiserlichen Herzen ewige Ruhe fanden
Das Kloster Muri wurde um 1027 vom Habsburgerpaar Radbot und seiner Gemahlin Ita von Lothringen gestiftet. Es diente als Grablege der einflussreichen Monarchenfamilie. Die Verbindung zwischen Muri und den Habsburgern wurde im 20. Jahrhundert aufgefrischt durch die letzte österreichisch-ungarische Kaiserin Zita und ihren Gatten Karl I., die ihre Herzen in Muri bestatten liessen, in der Gruft unter der Loretokapelle, direkt neben dem für seine Stifterscheiben berühmten Kreuzgang.
Kulturelles Angebot von beeindruckender Vielfalt
Das touristische Angebot beschränkt sich allerdings nicht auf die geschichtsträchtigen Mauern des Klosters. In seinem Umfeld hat sich ein wahrer Reichtum an Kultur angesiedelt. Sandra Meier erwähnt die vier Museen und das reiche musikalische Angebot, von Klassik über Jazz bis Pop und Rock.
Bezug zur Region herstellen
«Sehr breit und qualitativ hochwertig», nennt es die Leiterin von Muri Info. So hochwertig, dass es auch über die Kantonsgrenzen hinaus Zuhörer anlockt. Und dass es sich auch als valable Alternative zur Tonhalle anbiete.
Die Qualität der Angebote sei ihr schon vor ihrem Antritt der Stelle bei Muri Info klar gewesen, sagt Sandra Meier. «Beeindruckt hat mich die Vielseitigkeit.»
Und nicht nur sie. Kürzlich habe sie es an der Theke von Muri Info mit der Mutter eines Expats zu tun bekommen, berichtet die Leiterin von Muri Info. Diese sei zu Besuch hier gewesen und habe Interesse gezeigt. «Sehr überrascht» sei die Dame gewesen, als man auf das Kulturangebot zu sprechen kam. Solche Begegnungen helfen vielleicht auch, bei Expats, die bei internationalen Konzernen in Zug arbeiten und in der Region günstig wohnen, einen Bezug zur Region zu wecken.
Das Bachtobel, das den Alpenmaler inspirierte
Noch nicht angesprochen ist der landschaftliche Reiz. Wobei sich der auch in Werken von Caspar Wolf zeigt. Zum Beispiel aus dem wildromantischen Tobel, das er – nebst den Alpen – so gerne zu malen pflegte.