Obwohl er kein Zahlenmensch ist
11.06.2025 Kelleramt
16 Jahre lang engagierte sich Franz Odermatt im Verwaltungsrat der Raiffeisenbank Kelleramt-Albis
Sich einbringen und sich einsetzen, das ist für den Joner Franz Odermatt eine Selbstverständlichkeit. Zuletzt tat er dies 16 Jahre bei der Raiffeisenbank ...
16 Jahre lang engagierte sich Franz Odermatt im Verwaltungsrat der Raiffeisenbank Kelleramt-Albis
Sich einbringen und sich einsetzen, das ist für den Joner Franz Odermatt eine Selbstverständlichkeit. Zuletzt tat er dies 16 Jahre bei der Raiffeisenbank Kelleramt-Albis. Dabei hat er sich nie gescheut, auch kritische Fragen zu stellen. Das Miteinander war ihm dabei immer enorm wichtig.
Annemarie Keusch
«Kassen-Erwin». So nannte ihn das ganze Dorf, auch Franz Odermatt. Fast sechs Jahrzehnte sind seither vergangen. Die Zeiten, als die Joner Bevölkerung ebendiesem Erwin das Geld brachte und er in seiner Stube den Betrag ins Kassenbüechli eintrug, sind längst vorbei. Auch Odermatt ging damals mit seinem Sparschwein zum Landwirt, der nebenbei die «Dorfbank» war. Heute ist daraus eine Raiffeisenbank entstanden, die eine Bilanzsumme von 1,8 Milliarden Franken aufweist und 45 Mitarbeitende zählt. «Natürlich, diese Entwicklung war nur dank dem wirtschaftlichen Aufschwung möglich, aber es zeigt wohl auch, dass über all die Jahre immer vernünftig gearbeitet wurde.»
Die letzten 16 Jahre davon war Franz Odermatt Teil des Teams, als Mitglied des Verwaltungsrates, zuletzt als Vizepräsident. «Obwohl ich eigentlich kein Zahlenmensch bin», sagt er und lacht. Anderes sei ihm wichtiger als Geld. «Ich verstehe die Top-Saläre einiger Banker nicht.» Und trotzdem engagierte er sich. «Weil ich angefragt wurde», erklärt er. Im Dorf und in der Region verankert zu sein, sei damals noch ein wichtiges Kriterium gewesen. «Heute muss man andere Vorgaben erfüllen, was ich nicht mehr täte», meint er. Franz Odermatt arbeitet seit 37 Jahren bei der Multiforsa in Auw, ist mittlerweile Leiter Technik.
Weil Aussensichten wichtig sind
Aber eben, Odermatt war und ist verankert in Jonen, im Kelleramt. Im Turnverein engagierte er sich, in OKs für Turn- oder Schwingfeste, für Theater. Er sass in der Schulpflege, gehört seit zwölf Jahren dem OK Kellerämterlauf an. «Ich wuchs in einer Grossfamilie auf. Uns wurde vermittelt, dass man nur gemeinsam vorwärtskommt. Das lebe ich.» Entsprechend ist es die Möglichkeit, sich zu engagieren, die ihn die Anfrage für den Raiffeisen-Verwaltungsrat annehmen liess. «Und es interessierte mich, hinter die Fassade zu blicken, eine Organisation und deren Aufbau kennenzulernen.» Genau das hat Franz Odermatt auch getan und die Zusage entsprechend nie bereut. «Ich habe Themenfelder und Leute kennengelernt, mit denen ich mich sonst nie befasst hätte.»
Dafür hat er in den 16 Jahren massenhaft Unterlagen durchgearbeitet. «Mit den Jahren wurden es immer mehr», sagt er. Positiv, weil damit die Sicherheit wachse. «Die Gefahr besteht aber darin, dass man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht.» Franz Odermatt ist überzeugt: «Die Flughöhe sollte höher sein. Es hat sich in den letzten Jahren in vielen Banken, auch bei der Raiffeisenbank, gezeigt, dass die organisierte Sicherheit gefährlich sein kann.» Entsprechend habe er sich auch nie gescheut, kritische Fragen zu stellen. «Auch darum finde ich es gut, dass auch Leute mit total anderen Hintergründen in Verwaltungsräten sitzen. Sie bringen Aussensichten ein, die sonst verloren gehen.»
Rücktritt fällt ihm leicht – «es braucht Rotation»
Er habe die Raiffeisenbank Kelleramt-Albis als gut organisiert und stetig wachsend erlebt. Die Besetzungen der Bankleitung seien über all die Jahre sehr gut gewesen, das Einvernehmen ebenfalls. Als grosses Highlight bleibt ihm die 100-Jahr-Feier vor sechs Jahren in Erinnerung, die er mitorganisierte. «Darum ist diese lokal verankerte Bank so wichtig. Weil sie Leute zusammenbringt», ist er überzeugt. Für einen solchen Zweck habe er sich gerne engagiert. Doch nach 16 Jahren ist nun Schluss. Das hätte er auch losgelöst von der neuen Regelung entschieden, dass 16 Jahre das Dienstmaximum sind und man sich 65-jährig oder älter nicht neu wählen lassen darf. «Rotation ist wichtig», sagt er pragmatisch.
Schwer fällt ihm der Rücktritt nicht. «Auch wenn ich die Sitzungen, das Miteinander geschätzt habe.» Und dies, obwohl der Stapel an Unterlagen immer grösser wurde, die Liste der Regulatorien länger. Odermatt hat jetzt mehr Zeit für anderes. Für das nächste Engagement? Er lacht. «Für die Hobbys. Wandern und Reisen.» Zudem sei er kürzlich erstmals in seinem Leben einer Partei beigetreten. «Was in der Weltpolitik und der Innenpolitik in unserem Land abgeht, geht mir gegen den Strich», sagt er. Die Leute wehren und engagieren sich zu wenig. Davon ist er überzeugt. Entsprechend will er es selbst anders machen. Franz Odermatt wird sich in Jonen, im ganzen Kelleramt, sicher weiterhin einsetzen.