Oase für die Jugend
30.05.2025 Bremgarten, JugendJugendtreff mit Bedeutung
Seit 25 Jahren gibt es das Freizeitlokal für Teenager
Der Jugendtreff hat sich in Bremgarten als wichtige Anlaufstelle etabliert. Heranwachsende werden hier spielerisch auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben begleitet. ...
Jugendtreff mit Bedeutung
Seit 25 Jahren gibt es das Freizeitlokal für Teenager
Der Jugendtreff hat sich in Bremgarten als wichtige Anlaufstelle etabliert. Heranwachsende werden hier spielerisch auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben begleitet. Eine Erfolgsgeschichte mit vielen Kapiteln.
Gut eine Viertelmillion Franken liess sich Bremgarten zur Jahrtausendwende die Einrichtung eines neuen Rückzugsorts für Jugendliche kosten. Im Gebäude des Reussbrückesaals wurde ein Freizeitlokal für Teenager eingerichtet. In 25 Jahren hat sich einiges getan. Debatten und Querelen um die Führung des Jugendtreffs bewegten das Städtli und politisierten einst den jetzigen Bremgarter Stadtrat Daniel Sommerhalder. Nun ist er als Departementsvorsteher für die Geschicke des Angebots verantwortlich. Wir haben anlässlich des Jubiläums mit ihm und den beiden heutigen Leitern des Jugendtreffs gesprochen. --huy
Seit einem Vierteljahrhundert hat Bremgarten einen Treffpunkt für Teenager
Vor 25 Jahren wurde in Bremgarten ein Freizeitlokal für 11- bis 17-Jährige im Parterre des Reussbrückesaals eingeweiht. Eine gut genutzte Erfolgsgeschichte begann, die bis heute andauert. Der Jugendtreff hat sich als wichtiges Angebot in Bremgarten etabliert.
Marco Huwyler
«Sie sollen in einem kontrollierten Rahmen Dampf ablassen können», sagte Marion Unternäher, die erste Leiterin des Bremgarter Jugendtreffs vor einem Vierteljahrhundert. Und die groben Ziele sind bis heute dieselben geblieben. Es ist ein kleines Paradies für Heranwachsende, das sie hier vorfinden unweit des Flussufers gleich neben dem Casino im Gebäude des Reussbrückesaals. Ein Raum, der nur für sie zur Verfügung steht. Hier kann man abseits von Schule und Elternhaus nach Lust und Laune gamen, Pingpong spielen, Dartpfeile werfen, flippern, töggelen und vieles mehr. Oder auch einfach nur chillen auf einem der weichen ausladenden Sofas und dabei Musik hören, quatschen, diskutieren und lachen. Alles betreut und beaufsichtigt von kompetenten Erwachsenen.
Auch Bezugsperson sein
«Es ist eine sehr spannende Arbeit mit den Jugendlichen, die wir hier regelmässig begrüssen dürfen», sagt Marino Galli, der den Treff als eine von zwei fixen Personen seit 2020 leitet. Seit 2023 tut er dies gemeinsam mit Salome Lacher. Unterstützt werden sie jeweils von einer Praktikantin. Beide Treffleiter sind spezialisiert auf die Arbeit mit Jugendlichen. Galli studiert Soziokultur, Lacher ist Kindheitspädagogin. Immer am Mittwochnachmittag (14 bis 18 Uhr) und am Freitagabend (19 bis 23 Uhr) begrüssen sie Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren. Heranwachsende, die sich hier friedlich und auf Augenhöhe begegnen sollen. «Toleranz und Inklusion sind wichtige Werte im Jugendtreff», sagt Galli. «Meistens klappt es ganz gut. Die Jugendlichen kennen unsere Regeln», erzählt er. Auch wenn es selbstredend manchmal zu Streitigkeiten und Disharmonien komme. «Oft können wir aber schlichtend eingreifen. Und manchmal sogar schon länger schwelende Konflikte auf diesem Weg lösen.» Galli und Lacher sind auch Bezugspersonen für die Jugendlichen. Jemand, dem sich diese abseits von Schule und Zuhause anvertrauen können. «Wir begleiten die Teenager sozusagen auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben», sagt Galli. Es sei spannend zu sehen, wie der Jugendtreff einem steten Wandel unterliege. «Gerade in den letzten beiden Jahren hatten wir einen Generationenwechsel.» Das passiert beim Jugendtreff automatisch. Ausschliessen nach dem 18. Geburtstag will man die Jugendlichen nicht – sofern sie sich an die Regeln halten. Doch irgendwann machen sie meist freiwillig den Kleineren Platz.
Kontroversen rund um Professionalisierung
Arbeitgeber von Lacher und Galli ist der Wohler Verein VJF (Verein für Jugend und Freizeit), der mittlerweile für über 30 Gemeinden Jugendarbeit in verschiedenen Bereichen leistet. In Bremgarten tut man dies seit 2015. Zuvor, also rund 15 Jahre lang seit der Gründung im Frühling 2000, war der Jugendtreff grösstenteils auf Freiwilligenbasis geführt worden. «Es muss lockerer zu und her gegangen sein damals», schmunzelt Lacher. Denn immer wieder kommt sie in Kontakt mit jungen Erwachsenen, die den Jugendtreff von damals noch kennen und entsprechende Anekdoten zum Besten geben. Nun aber hat man feste Regeln für den Rahmen, in dem sich die Jugendlichen hier bewegen dürfen. Und die professionelle Qualitätsstandards.
«Vor rund 10 Jahren beschloss man, in Bremgarten die Jugendarbeit als Ganzes zu professionalisieren», erinnert sich der heute zuständige Stadtrat Daniel Sommerhalder. Der 45-Jährige kann sich an jene Zeit bestens erinnern. «Ich war damals in der Bremgarter Jugendkommission», erzählt er. Und Meinungsverschiedenheiten darüber, wem man die Jugendarbeit Bremgartens künftig anvertrauen sollte, hätten ihn zu jener Zeit überhaupt erst zum Politiker werden lassen. Sommerhalder wurde in den Stadtrat gewählt. «Und ich bin froh, welcher Weg mit dem Jugendtreff schliesslich eingeschlagen wurde.» Mit dem VJF übernahm nach einigem Hin und Her (und einem Gerichtsentscheid) doch noch ein lokaler Spezialist statt einer Organisation aus Münchenbuchsee die Jugendarbeit Bremgartens – und damit auch die Führung des Jugendtreffs. «Mit dessen Arbeit sind wir seither sehr zufrieden. Sie erfüllen einen Job, der immer anspruchsvoller wird, fachlich einwandfrei. Und der Jugendtreff war all die Jahre immer gut genutzt.»
Für Sommerhalder selbst schloss sich vor eineinhalb Jahren ein Kreis. Nach dem Rücktritt von Theo Rau übernahm er dessen Departement für Soziales, Gesundheit und Gesellschaft – und ist heute damit für jenen Bereich zuständig, der ihn einst so am Herzen lag, dass es ihn in die Lokalpolitik zog. «Noch früher, als Jugendlicher, half ich überdies in meiner damaligen Heimat Niederwil mit, den dortigen Jugendtreff aufzubauen», erinnert sich der Stadtrat lächelnd.
Ein Ort, um die Jugend abzuholen
Die heutige Leistungsvereinbarung mit dem VJF lässt sich die Stadt jedes Jahr 200 000 Franken kosten. Viermal jährlich trifft sich die Bremgarter Jugendkommission – als dessen Präsident Sommerhalder heute amtet – anlässlich einer Sitzung mit dem VJF und bespricht aktuelle Themen und Herausforderungen rund um den Jugendtreff. Sommerhalder selbst geht «rund einmal pro Monat» persönlich beim Treff vorbei. Was er dort sieht, gefällt ihm meistens. «Es ist ein wichtiges Angebot für die Bremgarter Jugendlichen. Gerade auch für jene, die sich nicht in einem Verein betätigen. Also für solche etwa, die nicht im Sport ihren Ausgleich finden.» So könne man auch jene Jugendlichen an einem Ort abholen und mögliche Probleme frühzeitig erkennen. Rund 30 bis 50 Teenager durchschnittlich nutzen den Treff am Mittwoch und Freitag. Eine Zahl, die über die Jahre hindurch relativ konstant geblieben ist. Der Jugendtreff hat sich im letzten Vierteljahrhundert etabliert in Bremgarten. «Ich spüre im Austausch mit der Bevölkerung, dass die Bremgarter einen Bezug zu diesem Raum haben», sagt Treffleiterin Lacher. «Man erinnert sich oft und gerne an seine eigene Zeit dort als Jugendlicher.»
Potenzial im Aussenraum
Stadtrat Sommerhalder ist grosso modo wunschlos glücklich mit dem Status quo des Jugendtreffs. «Weiter so», lautet sein Credo. «Der Treff soll auch in Zukunft so professionell und flexibel geführt werden und eine wichtige Anlaufstelle für junge Heranwachsende sein.» Die Treffleiter Galli und Lacher indes sehen weiteres Potenzial. «Wir haben viele Ideen, was man noch alles machen könnte hier», sagen sie lächelnd. Beispielsweise könnte man den Aussenraum noch spürbar aufwerten. «Eine Überdachung dort wäre toll», findet Galli. Ihr Wunsch ist deponiert. Kleinere Verbesserungen nimmt man selbst laufend vor. So oder so finden aber alle Involvierten: die 260 000 Franken, die man vor 25 Jahren in ein Bremgarter Jugendlokal investierte, das war gut angelegtes Geld. Dem dürften nicht nur die Teenager von heute, sondern auch jene von gestern und morgen vorbehaltlos zustimmen.