Nur der Feinschliff fehlt noch
06.05.2025 Wohlen, KulturSternensaal-Eigenproduktion: Probenbesuch bei «Sechs Beine» im Kulturwerk Bleichi
Spezielle Bühne, das Publikum in der Mitte, sechs Eingänge für «Sechs Beine». Die Eigenproduktion des Sternensaal-Teams ist anspruchsvoll und ...
Sternensaal-Eigenproduktion: Probenbesuch bei «Sechs Beine» im Kulturwerk Bleichi
Spezielle Bühne, das Publikum in der Mitte, sechs Eingänge für «Sechs Beine». Die Eigenproduktion des Sternensaal-Teams ist anspruchsvoll und herausfordernd. Vieles ist bereit für die Premiere, nun ist nur noch Detailarbeit gefragt.
Daniel Marti
«Es hat wahnsinnig Spass gemacht, das hier zu entwickeln», sagt Stefan Hegi und erklärt die Finessen der Arena und des Bühnenbildes. Beides hat er geplant und realisiert. Eine Bühne, erbaut rund um die Zuschauerplätze, mit sechs Eingängen für die elf Schauspielerinnen und Schauspieler.
Im Kulturwerk Bleichi ist diese spezielle Bühne die Basis für ein besonderes Theaterspiel. Angefangen haben die Proben jedoch im Sternensaal, nun ist die gesamte Truppe seit ein paar Wochen im alten Werkhof einquartiert. Dort hat Bühnenbauer Hegi mit seinem Werk für das passende Umfeld gesorgt. «Wir haben jeden Zentimeter ausgenützt», sagt er noch. «Der Wechsel an den Austragungsort war wie eine Art Befreiungsschlag», urteilt Hegi. Dieser Spielort habe nur Vorteile, fügt Regisseur Adrian Meyer an.
Man spürt es förmlich, das ganze Team fühlt sich im Kulturwerk Bleichi pudelwohl. Die elf Schauspielerinnen und Schauspieler, die Verantwortlichen für Musik und Technik, die Regie – alle sind zu einer Einheit verschmolzen. Die Premiere von «Sechs Beine» kann kommen. Gut, es sind ja auch nur noch knapp zehn Tage bis zur ersten Aufführung am Freitag, 16. Mai.
Herausforderung und Umstellung
«Das Bühnenbild ist sehr attraktiv, es schafft einen idealen Raum», betont Regisseur Meyer. Und der Umstand, dass das Publikum auf Drehstühlen in der Mitte der Handlung folgt, ist so ziemlich für alle neu. «Man muss sich stets neu orientieren», so Meyer. Das gilt für alle Beteiligten. Das Sechseck mit seinen sechs Eingängen ist originell und speziell – und eben nicht ganz so einfach zu bespielen. «Eine Herausforderung und Umstellung zum Gewohnten für alle», sagt Meyer weiter. Mit dem Stand des Stücks ist der Regisseur aktuell sehr zufrieden. Das hat ein Probenbesuch gezeigt. Meyer machte zwar eifrig viele Notizen. Das habe aber nicht so viel zu bedeuten, erklärt er. «Alles muss eben sauber und präzis sein, die Musik und die Projektionen.» Die Einsätze und die Übergänge sind damit auch gemeint.
Also Vorhang auf für «Sechs Beine», für den Probenbesuch. Die Stimmung, man spürt es, ist zwischen locker und doch ein wenig angespannt. Das Theaterstück widmet sich einem nicht alltäglichen Verein und seinem 125-Jahr-Jubiläum. Der Entomologische Verein Wohlen und seine leidenschaftlichen Mitglieder, die für die Welt der Insekten leben, geben einen spannenden und auch informativen Einblick ins Reich der Sechsbeiner.
Gleich zu Beginn wird festgehalten, dass auch bei den Insekten die «Arten kommen und gehen». Fast wie bei den Bauern, «die einfach verschwinden» oder eben weniger werden. Beim Rundgang durchs Clubhaus werden viele kleine Schätze präsentiert. Oder die vier Gründerväter erzählen, dass es ein Vierteljahrhundert gedauert habe, bis Frauen im Verein mitmachen durften. «Heute ist eine Frau Präsidentin.» Und das habe der Entomologische Verein Wohlen sogar den USA voraus. «Im Unscheinbaren versteckt sich eben das Grosse», weiss ein Gründungsvater.
Spannende Fragen, Antworten bei der Aufführung
Dass «Sommervögel» (nicht etwa Schmetterlinge) schon immer faszinierend waren, damit verrät das Sternensaal-Team nichts Neues. Dafür gibt es sonst viel Informatives: In der Schweiz gibt es 226 Tagfalter. Und wie viele sind davon vom Aussterben bedroht? 75. Wer hätte es gewusst? Das Publikum darf dann bei den Aufführungen mitraten. Oder Armin von der Bez, der weiss über Zecken gut Bescheid.
«Insektensammler» habe man früher den Entomologen gesagt. Und welche Art macht denn auf der Welt alles kaputt? Der Mensch oder der Biber?
Oder wie funktioniert eine Leuchtkäferfalle? Und wie viele Bakterien trägt der Mensch auf seiner Haut? Antworten gibt es bei den Vorführungen von «Sechs Beine» – ab Mitte Mai bis 28. Juni.
«Sechs Beine», so die Ankündigung, will die Zuschauer mit allen Sinnen ansprechen und unterhalten, sie auf eine wundersame Expedition mitnehmen, sie entdecken, nachdenken, staunen und schmunzeln lassen. Damit wird viel versprochen. Der Probenbesuch beweist es: Die Sternensaal-Eigeninszenierung wird die Versprechen bestimmt einlösen können.
Selbstverständlichkeit und Freude
Eines ist allerdings klar. Wenn Regisseur Adi Meyer sagt, dass «das Stück sehr anspruchsvoll» ist, dann liegt der Theater-Routinier richtig. Und bis zur Premiere muss noch ein wenig gearbeitet werden. «Der Feinschliff steht jetzt noch an», sagt der Regisseur. «Das Stück muss für alle zur Selbstverständlichkeit übergehen. Gleichzeitig müssen die Schauspielerinnen und Schauspieler die Spannung hochhalten können.» Es brauche nur noch wenig, damit die Geschichte, die Choreografie, die Musik perfekt aufeinander passen. «Letztlich sollen aber auch alle Freude daran haben.»
Gewiss, auch erfahrene Theatermacher fiebern einer Premiere entgegen. «Das ist ganz normal», so Adi Meyer. «Eine Premiere ist immer wieder etwas Neues.» Vor allem «Sechs Beine», das sei für alle Beteiligten eine neue Form. Er sei jedenfalls sehr gespannt auf die Erstaufführung. Ähnlich fühlt Bühnenbauer Stefan Hegi. «Natürlich fiebere ich der Premiere entgegen.» Und er sei erst richtig beruhigt, «wenn alles funktioniert».
«Keine Probleme, nur Lösungen»
Beide, Adrian Meyer und Stefan Hegi, bekommen Vorschusslorbeeren und gute Noten vom Produktionsteam. Hans Melliger, Schauspieler und Mitglied des Produktionsteams, ist ziemlich begeistert. Die Proben von Adi Meyer seien stets von grosser Effizienz geprägt. «Dazu kommen seine charmante Beharrlichkeit sowie der menschlich liebenswürdige Umgang mit allen Anforderungen, Unzulässigkeiten und Bedürfnissen von Laienschauspielenden», sagt Theaterkenner Hans Melliger.
Und Stefan Hegi habe ein aufwendiges Bühnenbild erstellt. «Auch für ihn gilt: Es gibt keine Probleme, nur Lösungen. Alles scheint also voll parat zu sein, sodass nun nur noch an den Details gefeilt werden kann.» Schöne Aussichten für «Sechs Beine» und das Publikum.
Premiere ausverkauft
«Der Vorverkauf läuft wie geschmiert», sagt Hans Melliger vom Produktionsteam. Rund 70 Prozent der Tickets sind weg. Die Premiere vom Freitag, 16. Mai, ist ausverkauft und in den folgenden drei Vorstellungen hat es nur noch vereinzelte freie Plätze. Die kleine Arena bietet 107 Plätze mit Drehstühlen.
Informationen: www.sternensaal-wohlen.ch