Noch viel lernen
06.05.2025 Fischbach-Göslikon, Region BremgartenDer 22-jährige Pascal Stahl amtet seit Januar als Gemeinderat
Keine 22 Jahre alt war Pascal Stahl, als er im letzten November auf Anfang Januar in den Gemeinderat von Fischbach-Göslikon gewählt wurde. Der Politwissenschaften- und Geschichtsstudent der ...
Der 22-jährige Pascal Stahl amtet seit Januar als Gemeinderat
Keine 22 Jahre alt war Pascal Stahl, als er im letzten November auf Anfang Januar in den Gemeinderat von Fischbach-Göslikon gewählt wurde. Der Politwissenschaften- und Geschichtsstudent der Universität Zürich zeigt sich im Gespräch äusserst neugierig bezüglich seines neuen Amtes.
Roger Wetli
«Die Entscheidungspraxis des Bundesrates ähnelt doch ganz stark derjenigen, die ich in meinen ersten vier Monaten im Fischbach-Gösliker Gemeinderat erleben durfte. Das finde ich sehr spannend», strahlt Pascal Stahl. Er kann diesen Vergleich ziehen, weil er momentan im Rahmen seines Studiums eine Vorlesung des in Wohlen aufgewachsenen ehemaligen Bundeskanzlers Walter Thurnherr besucht, die genau dem Thema «Entscheidungspraxis des Bundesrates» gewidmet war. Stahl betont: «In meinem Studium geht es primär um Politik auf nationaler und internationaler Ebene. Dank meinem neuen Amt als Gemeinderat erhalte ich jetzt einen zusätzlichen Fokus auf die Politik in den Gemeinden.»
Ansteckende Begeisterung
Seit Januar entscheidet der im Dezember 22 Jahre alt gewordene Pascal Stahl im Gemeinderat von Fischbach-Göslikon mit. «Ich durfte aber bereits im Dezember eine Gemeinderatssitzung besuchen. Ich hatte damals zwar noch kein Stimmrecht, erhielt aber einen ersten Einblick. Zudem wurde ich in meine Ressorts ‹Schule/Bildungswesen› und ‹Liegenschaften› eingeführt.» Pascal Stahl besuchte im Dezember die Vereidigung der neu gewählten Gemeinderäte in Aarau. «Regierungsrat Dieter Egli nahm uns da in Pflicht. Und ich konnte viele Gemeinderäte aus anderen Dörfern kennenlernen, mit denen ich teilweise jetzt einen Kommunalpolitikkurs im Stapferhaus Lenzburg besuche.» Dieser findet an acht Freitagnachmittagen statt und ist bald abgeschlossen. «Es gibt da sehr spannende Referenten. Ich profitiere stark davon.»
Spricht man mit Pascal Stahl über sein neues Amt als Gemeinderat, spürt man eine ansteckende Begeisterung und ein inneres Feuer, mit dem er sich für seine Wohngemeinde einsetzen möchte. Er gesteht: «Ich weiss noch lange nicht alles. Ich erhalte aber von unserer Verwaltung, den anderen Gemeinderatsmitgliedern und sehr vielen weiteren Personen grosse Unterstützung», ist Stahl dankbar. Als Zuständiger für das Bildungswesen habe er regelmässig Sitzungen mit der Fischbach-Gösliker Schulleiterin Doris Müller. Er studiere zudem intensiv die Akten. Pascal Stahl ist sich bewusst: «Als Gemeinderat muss man die grossen Linien sehen und Entscheidungen treffen. Für die Detailausführung ist die Verwaltung zuständig.»
Ein herausforderndes Vorhaben
Trotzdem nutzt Pascal Stahl jede Chance, auch Detailinformationen zu erhalten. «Ich war zum Beispiel an der Niederwiler Oberstufe an einem Anlass, an dem sie die Lernform mit Lernstudios vorgestellt haben. Das war sehr spannend. Denn so was gab es während meiner Zeit an der Bezirksschule Bremgarten noch nicht.»
Apropos Schule: Als Ressortverantwortlicher «Schule/Bildungswesen» befasst sich Pascal Stahl sehr stark mit der Schulraumplanung von Fischbach-Göslikon. «Wegen der steigenden Schülerzahlen benötigen wir zusätzlichen Schulraum dringend und zwingend. Zudem ist die Turnhallenbelegung bereits voll ausgelastet. Die Planung dazu entpuppt sich aber als herausforderndes Vorhaben. Es gilt die Interessen der Schulen, der Vereine und der Gemeindefinanzen zu einem sinnvollen Bau zu vereinen.» An der Sommer-«Gmeind» könnten erste Zwischenresultate prä- sentiert werden. «Wir zeigen aber noch kein fertiges Projekt», dämpft der neue Gemeinderat mögliche zu hohe Erwartungen. «Ich hoffe, dass bald ein politisch realisierbares Projekt herauskommt.»
Auf Augenhöhe
Den direkten Kontakt mit der Bevölkerung schätzt Pascal Stahl sehr. «Das Eierlesen war zum Beispiel ein toller Anlass, um mit den Einwohnern ins Gespräch zu kommen», strahlt er. «Ich freue mich zudem darüber, wie gut ich akzeptiert werde. Und dies trotz meines noch jungen Alters.» Er merke, dass es geschätzt werde, dass er sich für das Dorf einsetzt und zuhört. «Ich versuche den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und bilde mir nichts auf mein Amt ein», unterstreicht Stahl. «Für die Meinungsbildung höre ich mir die Ansichten verschiedener Profis an und bilde mir daraus eine eigene Ansicht.» Er gibt zu bedenken, dass er als Gemeinderat ja nicht nur über die Themen der eigenen Ressorts entscheide, sondern als Kollegialgremium über alles Bescheid wissen müsse. Sich da einzuarbeiten, brauche Zeit. «Das Amt entspricht in etwa einer 20-Prozent-Anstellung, wobei man jeden Tag etwas arbeitet und nicht 8,5 Stunden am Stück. Deshalb habe ich im Januar meinen Nebenjob aufgegeben. Mein Studium und mein Gemeinderatsamt ergänzen sich hervorragend, da ich an beiden Orten oft zeitlich flexibel bin.» Und ja, sein neues Amt sei trotz thematischer Ähnlichkeit für ihn ein Ausgleich. «Im Gemeinderat entscheide ich mit, bin sehr nahe an den Leuten und sehe direkt die Auswirkungen, die sich daraus ergeben. Das Studium dagegen befasst sich stark mit einer analytisch-theoretischen Ebene. Es ergänzt sich deshalb gut.» Sein Interesse an der Schweizer Politik sei in den ersten vier Monaten als Fischbach-Gösliker Gemeinderat gar noch gewachsen.
Pascal Stahl wird deshalb an den Gesamterneuerungswahlen des Gemeinderates in diesem Herbst nochmals antreten. «Natürlich hoffe ich, dass mich die Bevölkerung im Amt bestätigt», lächelt er. «Das Amt gefällt mir. Ich fühle mich im Gemeinderat wohl und werde sehr gut unterstützt.»