Noch enger beisammen
12.04.2023 MuriSt. Martin, Pflegi und Spitex machen sich gemeinsam bereit für die Zukunft
Integrierte Gesundheitsversorgung. Institutionen, die untereinander vernetzt sind, miteinander nach Lösungen suchen. Das erwartet der Kanton im Rahmen der gesundheitspolitischen ...
St. Martin, Pflegi und Spitex machen sich gemeinsam bereit für die Zukunft
Integrierte Gesundheitsversorgung. Institutionen, die untereinander vernetzt sind, miteinander nach Lösungen suchen. Das erwartet der Kanton im Rahmen der gesundheitspolitischen Gesamtplanung. 2024 soll diese verabschiedet werden. Schon jetzt machen sich drei Murianer Institutionen gemeinsam auf den Weg.
Annemarie Keusch
Konkrete Beispiele zu nennen, ist schwierig. «Wir wollen diesen Prozess resultatoffen angehen», sagt Daniel Räber, Stiftungsrat der Stiftung St.Martin und Vizepräsident des Vereins Spitex Muri und Umgebung. Es geht um Alterspolitik, um Gesundheit, um Wohnformen, Mobilität, Pflege – die Bandbreite ist riesig, die Themen sind gross. Und doch will man bei den einzelnen in die Tiefe gehen. «Ein Beispiel sind die vielen Weiterbildungen, die wir hausintern anbieten», sagt Franz Hold, Präsident der Pflegi Muri. Sollen künftig auch die Mitarbeitenden des St. Martin und der Spitex daran teilhaben können? Gleiches sei zum Beispiel auch beim Betreuungsangebot möglich. Es sind zwei Möglichkeiten für konkrete Handlungsfelder, die schon im Herbst definiert sein sollen. Zwei kleine Beispiele, wie die drei Institutionen in Zukunft noch enger zusammenarbeiten, noch gewappneter für die anstehenden Herausforderungen sein sollen.
Sich gemeinsam vorbereiten
Und diese sind gross. Da nimmt Franz Hold kein Blatt vor den Mund. Statistiken sagen aus, dass der Bedarf im Pflegebereich im Aargau bis 2040 massiv steigen wird – in allen Bereichen. «Die Zahlen kennen wir. Nun geht es darum, dass wir uns auf diese bestmöglich vorbereiten», sagt Hold. Und das tun die Spitex, das St. Martin und die Pflegi nicht separat, sondern im Rahmen eines gemeinsamen Vorprojekts. «Gemeinsam entwickeln wir zukunftsorientierte Versorgungs- und Organisationsmodelle der integrierten Versorgung», sagt Daniel Räber.
Angebote der drei Institutionen vergleichen
Dabei geht es vor allem darum, die drei Institutionen zu durchleuchten, die Gemeinsamkeiten zu evaluieren, die Doppelspurigkeiten, die Lücken. Daraus ergeben sich vielleicht noch intensivere Zusammenarbeiten, Synergien, die genutzt werden können, weitere Spezialisierungen oder gar neue Angebote. «Natürlich, wir sehen Herausforderungen auf uns zukommen, aber wir sehen diese auch als Chancen», verdeutlicht es Daniel Räber. Im Zentrum des Prozesses stehe der Mensch, der alternde und pflegebedürftige Mensch. Anhand seiner möglichen Bedürfnisse werden die Angebote der drei Institutionen verglichen. Fehlt etwas? Gibt es Doppelspurigkeiten? Solche Fragen sollen beantworten werden.
Dass die Gesundheitsinstitutionen zusammenarbeiten, das ist nicht neu. Auch in Muri nicht. «Wir wollen diese nur intensivieren», sagt Hold. Das heisse nicht, dass andere Institutionen in und um Muri ausgeschlossen werden. «Wir wollen dieses Vorprojekt transparent durchführen. Auch die Resultate werden kein Geheimnis sein», sagt Hold. Dass das regionale Projekt Drehscheibe, das damals aus der Repla Oberes Freiamt lanciert wurde, gescheitert ist, ist für Daniel Räber ein Zeichen, dass es für das grössere, regionale Projekt vielleicht noch zu früh ist. «In einem kleineren Rahmen wollen wir nun die guten Ansätze weiterverfolgen», erzählt er.
Wichtiger Arbeitgeber
Ein Team, in dem die drei Geschäftsführer der Institutionen vertreten sind, arbeitet intensiv am Vorprojekt. Räber und Hold sind überzeugt, dass alle drei davon profitieren werden. Vor allem aber, betonen sie, werden die Menschen, die alt und pflegebedürftig sind, davon profitieren. «Wir können die Angebote und Strukturen so koordinieren, dass sie am richtigen Ort zur richtigen Zeit die gewünschte Betreuung oder Pflege erhalten», sagt Hold.
Eine der Herausforderungen, die sich mit dem massiv steigenden Pflegebedarf noch mehr zuspitzen wird, ist der Fachkräftemangel. Mit breiter Brust sagt Hold: «Wir sind alle gute Arbeitgeber, müssen dies aber bleiben oder noch besser werden.» Ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, das werde immer wichtiger. Auch daran könne man gemeinsam arbeiten. Kommt hinzu, dass der Gesundheitssektor in der Region einer der wichtigsten Arbeitgeber ist.
Jederzeit auf Augenhöhe
Räber ergänzt, dass die Gesundheitsbranche im Rahmen der Bevölkerungsumfrage in Muri als sehr gut bewertet wurde. «Aber wir müssen daran arbeiten, dass das so bleibt.» Entsprechend sei es auch in den Legislaturzielen des Gemeinderats festgehalten. Die Situation rund um die Gesundheitsinstitutionen beschreibt er in Muri als einzigartig. «Man kennt ganz viele Involvierte auch auf privater Basis. So ist es möglich, dass wir uns stets auf Augenhöhe begegnen», sagt Räber. Als einzigartig schätzt Hold auch die zentrale Lage der drei Institutionen ein. «Die älteren Leute wollen immer länger am Leben partizipieren, dabei sein. Daher ist die zentrale Lage ein Vorteil, den wir noch mehr nutzen können. Davon bin ich überzeugt.»
Das Wohnen im Alter. Es wird sich genauso verändern wie die Bedürfnisse in der Pflege. Auf möglichst vieles vorbereitet sein, darum geht es den drei Institutionen. Begleitet wird das Vorprojekt auch von einem externen Berater. Philipp Gunziger, Experte in diesem Bereich, hat bereits den Weg zum Gesundheitszentrum Unterengadin mitgeebnet. «Klar, die Voraussetzungen sind anders. Das Freiamt ist kein abgelegenes Tal. Aber wir sind froh, auf seine Erfahrung bauen zu können», sagt Daniel Räber. Eine immer engere Zusammenarbeit. Heisst das, dass Pflegi, St. Martin und Spitex einst gar zu einer Organisation zusammenwachsen können? «Das ist momentan nicht angedacht. Aber dort noch enger zusammenrücken, wo dies Chancen bietet, ergibt Sinn», ist Franz Hold überzeugt. Und für Daniel Räber ist auch mit dem Hut des Gemeinderates klar: «Dass die Gesundheitsinstitutionen vorausgehen, ohne dass sie dies jetzt schon müssten, ist mehr als begrüssenswert.»