Nichts begriffen
12.08.2025 Fussball, Sport1. Liga classic: FC Schötz – FC Wohlen 2:0 (1:0)
Der Fehlstart ist da. Deutlich ärgerlicher und besorgniserregender als die Niederlage des FC Wohlen ist die Art und Weise, wie sich das Team präsentiert.
Josip ...
1. Liga classic: FC Schötz – FC Wohlen 2:0 (1:0)
Der Fehlstart ist da. Deutlich ärgerlicher und besorgniserregender als die Niederlage des FC Wohlen ist die Art und Weise, wie sich das Team präsentiert.
Josip Lasic
Michael Weber hat sich sein Wiedersehen mit den Schötzern sicher anders vorgestellt. Letzte Saison spielte er noch bei den Luzernern, feierte viele Siege in diesem Stadion. Jetzt muss er nach dem verpatzten Saisonstart mit dem FCW seinen ehemaligen Mitspielern gratulieren. «Es ist vor allem bitter, wie wir verloren haben. Wir machen zu viele Fehler. Ein erfahrener Gegner wie Schötz nutzt das aus.» Auch die Anhänger des FC Wohlen hatten bestimmt andere Erwartungen. Nach dem misslungenen Ende der vergangenen Saison wäre eine Reaktion zum Auftakt wünschenswert gewesen. Diese bleibt aus.
Gefühlt ist das Spiel nach rund 15 Minuten entschieden. Spätestens als der Schötz-Goalie den schwach geschossenen Penalty von Dramane Sissoko hält. Es wäre der Moment gewesen, der den FCW zurück ins Spiel hätte bringen können. Die Freiämter liegen da bereits 0:1 zurück und sind noch gut bedient. In den ersten zehn Minuten unterlaufen den Wohlern drei eklatante Fehler. Ein Fehlpass von Michael Weber führt zu einer Konterchance für den Gegner. Noah Jappert und Kevan Dalvand spielen im eigenen Strafraum den Ball jeweils direkt in die Füsse der Schötz-Stürmer. Nur Japperts Aussetzer wird bestraft. Wohlen verschläft die Anfangsphase, ist nicht bereit. Es geht so weiter, wie am Ende der letzten Saison. Noch wäre genug Zeit da gewesen zu reagieren. Immerhin: Wohlen hat mehr Ballbesitz und macht das Spiel. Allerdings nur bis zur Strafraumgrenze. Das Team wirkt ideenlos. In vielen Situationen scheint die Abstimmung zwischen den Spielern zu fehlen. Schötz beschränkt sich aufs Verteidigen und Kontern. Das reicht absolut aus.
Ist Mannschaft nicht fit genug?
Zumindest Weber und Sissoko fangen sich im Verlauf des Spiels. Gerade bei Letzterem nicht selbstverständlich. Man sieht niemanden, der dem Stürmer nach seinem verschossenen Elfmeter Mut zuspricht. Stimmen, die ihn aufbauen sollen, hört er nur von der Tribüne. Das wirft Fragen auf. Genauso wie eine Szene in der Halbzeitpause. FCW-Trainer Piu nimmt einen Dreifachwechsel vor. Unter anderem muss Javi Gabathuler raus. Dieser scheint sich zunächst auf den Weg nach Hause machen zu wollen. «Nein, ich war lediglich etwas emotional nach der Auswechslung», sagt der Spieler. «Deshalb habe ich kurz etwas Abstand gebraucht, um mich zu sammeln. Die Reaktion war aber nicht optimal, weshalb ich mich beim Team entschuldigen möchte.» Michael Weber stellt sich schützend vor seinen Mitspieler. «Ich glaube, jeder von uns hat aus der Emotion schon mal etwas getan, was er nachher bereut hat. Wichtig ist, dass man es anspricht und klärt. Das muss man jetzt nicht aufbauschen.» Es passt aber ins Bild des FC Wohlen, wo vieles nach wie vor nicht zu funktionieren scheint.
Neben Gabathuler trifft der Wechsel den angeschlagenen Edison Golaj und Luca Nascimento. Rein kommen Djelon Shahini, Kaan Yilmaz und Milot Sinani. Sie bringen tatsächlich frischen Wind ins Spiel. Insbesondere Shahini war ein steter Aktivposten. Das Problem: Der Grossteil des restlichen Teams wirkt nach der Pause komplett platt. Ausgerechnet die Ü30-Spieler Alban Pnishi (34) und Michael Weber (31) zeigen die grösste Laufbereitschaft. Es spricht für sie, dass sie so fit wirken, aber nicht für die jüngeren Spieler, die offenbar zu wenig Kondition oder keine Lust haben. Pnishi verausgabt sich derartig, dass ihm in der 2. Halbzeit schwindlig wird und er vom Platz muss. Der junge Martins Meiers kommt für ihn rein – und verursacht in der 85. Minute den Elfmeter, den Stephan Andrist zum 2:0-Endstand verwandelt. Wohlen ist zum Saisonstart nicht bereit. Geistig und körperlich. Weber: «Der FC Wohlen will jungen Spielern eine Chance geben. Dann soll man mit ihnen aber geduldig sein. Es braucht ein paar Spiele, um in den Rhythmus zu kommen. Ich schiesse am Anfang ja auch einen Bock und habe ein bisschen Zeit benötigt, um ins Spiel zu kommen. Das hat nicht zwingend mit Fitness zu tun.»
Baustellen sind zahlreich
Dass Weber versucht sein Team aufzubauen und sich nicht zu negativ zu äussern, ist nachvollziehbar. Er wirkt so, als hätte er seine Rolle als Führungsspieler auf und neben dem Platz verinnerlicht. Neben Bijan Dalvand und Alban Pnishi, die schon in der letzten Saison regelmässig die Aktivposten waren, ist er einer, dem man zumindest Kampfgeist ansieht. Nach aussen wirkt es aber insgesamt, als wäre die letzte Saison nicht aufgearbeitet worden. Lasten die Negativergebnisse noch auf einigen Spielern? Ist es einigen schlicht egal, wie sie auftreten? Erreicht der Trainer das Team noch? Was auch immer es ist, das sind Baustellen, die der FC Wohlen beheben muss. Der nächste Gegner heisst FC Aarau und spielt in der Challenge League. Die Zuschauer auf den Niedermatten wollen ein Cupfest erleben. Wenn sich der FC Wohlen nicht steigert, droht aber eine heftige Pleite.
Aktuell wenig Positives
Die Verletzten fehlen noch einige Zeit
Auch Wohlen-Trainer Piu ist mit dem Resultat unzufrieden. «Es wäre mehr möglich gewesen. Schötz war selten so passiv gegen uns, aber wir machen es ihnen leicht mit unseren Fehlern.» In der Halbzeit versucht Piu, mit Wechseln das Team zu beleben. «Mir hat die Energie auf dem Platz gefehlt.»
Doch wie ist so etwas am ersten Spieltag möglich? «Edison Golaj war zuletzt angeschlagen. Bei ihm verstehe ich, dass er noch nicht bei 100 Prozent ist.» Über seinen Sohn Luca berichtet der Trainer, dass dieser in der ersten Halbzeit viel lief und anschliessend keine Kraft mehr hatte. «Bei Javi Gabathuler verstehe ich auch nicht, was los war», sagt Piu und fügt hinzu, dass es wegen Gabathulers emotionaler Reaktion nach der Auswechslung Konsequenzen geben wird.
Keine richtige Erklärung für Form
Es sind aber nicht nur die drei ausgewechselten Spieler, die energielos gewirkt haben. Gerade die Jüngeren sollten in einem solchen Spiel mehr Kraft haben, besonders wenn man sieht, wie sich die «Oldies» verausgaben. «Es war auch sehr heiss», sagt Piu. «Das galt für beide Teams. Aber für die Mannschaft, die den Ball hat und aktiver spielt, ist es schwieriger.» Keine befriedigende Erklärung für den Auftritt der Wohler. Dass die Mannschaft so blutleer spielt, lässt sich nicht allein durch die Hitze begründen.
Kann man zumindest hoffen, dass die verletzten Spieler wie Nicola Peter, Stefano Cirelli, Claudio Thalmann, Santiago Brunner oder Noah Lüscher-Boakye bald auf den Platz zurückkehren? Auch in diesem Bereich hat Piu wenig gute Nachrichten. Am frühesten wird mit Claudio Thalmann gerechnet. «Aber auch bei ihm wird es Anfang September. Mit den anderen rechne ich nicht vor Ende September.» Theoretisch wäre auch ohne sie genug Breite und Qualität vorhanden. Im ersten Spiel hat Wohlen aber zu wenig davon gezeigt. --jl