Neue Passion gefunden
30.12.2025 Region Bremgarten, Zufikon«2025 verändert»: Der Zufiker Patrick Brunold bestand dieses Jahr die Jagdprüfung und wird ab Januar Jagdpächter
Für Aussenstehende wirkt die Jagd oft als etwas Mysteriöses, leicht Anrüchiges. Der Zufiker Patrick Brunold wollte es ...
«2025 verändert»: Der Zufiker Patrick Brunold bestand dieses Jahr die Jagdprüfung und wird ab Januar Jagdpächter
Für Aussenstehende wirkt die Jagd oft als etwas Mysteriöses, leicht Anrüchiges. Der Zufiker Patrick Brunold wollte es genau wissen und absolvierte den Jagdlehrgang. Für ihn bedeutet die Jagd deutlich mehr als das reine Erlegen von Rehen.
Roger Wetli
«Ich habe mit der Jagd eine sehr erfüllende Passion gefunden», strahlt Patrick Brunold. «Sie ist einerseits ein starker Ausgleich zu meinem Beruf im IT-Bereich im Büro, gleichzeitig ermöglicht sie mir einmalige Erlebnisse und Einblicke in die einheimische Natur.» Seine Augen leuchten, wenn er von den vielen Stunden in diesem Jahr erzählt, in denen er von Hochsitzen in Zufikon Füchse, Rehe und andere Tiere beobachten durfte. «Bei den Rehen sah ich in diesem Mai trächtige Tiere, dann die Jungen. Später auch, wie sie miteinander spielten. Und die Brunft von Mitte Juli bis August war ein Spektakel für sich, wie sich die Tiere gegenseitig jagten.» Teilweise erblickte er 13 Rehe an einem Abend. «Es hat also viele Tiere bei uns», stellt Patrick Brunold fest. «Und ja, das Erlegen gehört bei der Jagd dazu. Die Rehe haben bei uns keine natürlichen Feinde. Regeln wir nicht deren Bestände, werden noch mehr Tiere überfahren.» Für ihn sei die Jagd aber auch eine nachhaltige Nutzung von etwas, was nachwächst. «Zu Weihnachten gab es zum Beispiel Rehrücken aus dem Zufiker Wald.»
1:1-Erfahrung gemacht
Dass Patrick Brunold einst die Jagdausbildung absolvieren würde, war für ihn lange kein Thema. «Mein Vater jagte zwar einst. Als ich geboren wurde, zogen wir nach Neuenhof. Er ging noch etwa zweimal auf die Bündner Jagd im Herbst – danach nicht mehr. Im Aargau jagte er nicht.» Die Jagd war deshalb bei Brunold nicht präsent.
Das änderte sich, als er beim Spazieren mit seinem Hund öfters mal im Zufiker Wald Jäger traf und mit ihnen ins Gespräch kam. «Schliesslich lud mich der Zufiker Jagdaufseher Ewald Wendel in seine damalige Werkstatt ein, um mir von seiner Passion zu erzählen. Er musste aber gleich einen überfahrenen Fuchs bei der Umfahrung einsammeln.» Wendel habe zu ihm gesagt: «Los, steig ein, dann siehst du, was alles zum Jägersein dazugehört.» Das sei wohl 2021 gewesen. Patrick Brunolds Interesse an der Jagd wuchs. Er sprach mit weiteren Jägern und durfte sie im Mai und Juni bei der Rettung von Rehkitzen begleiten und mehrere Male einem Jäger mit auf den Hochsitz folgen. Nach diesem Ansitzen traf er die anderen Pächter des Zufiker Jagdreviers in deren Jagdhütte. «Ich erfuhr dort sofort eine grosse Kollegialität», ist er dankbar.
Es folgten drei Einsätze auf Gesellschaftsjagden, wo Patrick Brunold als Teil der Treibergruppe half, das Wild einem der postierten Jäger vor die Flinte zu treiben. «Es waren meine ersten Begegnungen mit erlegten Tieren», erinnert er sich. Noch mehr Eindruck hinterliess bei ihm aber der riesige Respekt, den alle Beteiligten dem getöteten Wild entgegenbrachten. «Das Klemmen eines Tannenzweigs in den Mund der Tiere als letzter Biss, die Musik der Bläser, die jeder erlegten Tierart ein eigenes Lied widmet, und die Übergabe der Tannenzweige an die erfolgreichen Schützen – das alles zeigt mir, wie würdig die hiesige Jagd ist.» Brunold spricht von «Ehrfurcht».
Diese nimmt er noch viel mehr wahr, seit er als Jagdhornbläser selbst mit Klängen die erlegten Tiere würdigt. «In diesem Herbst musterte ich immer mal wieder die Gesichter der zuhörenden Jäger. Ich sah, mit welchem Respekt das Jagdglück entgegengenommen wird.»
In der Bevölkerung spürt Patrick Brunold eine grosse Akzeptanz gegenüber der Jagd. «Kritik gibt es vor allem, weil wir bei der Gesellschaftsjagd die Hunde durch den Wald stöbern lassen. Viele meinen dann, die Rehe hätten keine Chance, mit dem Leben davonzukommen.» Er erlebte das Gegenteil. «Auf einer Gesellschaftsjagd berichtete ein Jäger von neun Rehen, die er gesehen hatte. Er erlegte kein Einziges. Schussdistanz und Kugelfang stimmten nicht.» An diesem Tag seien sehr viele Rehe gesehen worden, am Ende lagen nur zwei Tiere auf der Strecke.
Ausbildung in neun intensiven Monaten
Mit der Jagdausbildung begann der Zufiker im Herbst 2024 und besuchte dafür eine Jagdschule. Zusätzlich gab es Kurse des Kantons und unzählige Einsätze im Zufiker Jagdrevier mit den Pächtern und Jagdgötti. «Es war eine sehr intensive Zeit.» Ab Anfang Januar trainierte er das Schiessen fast an jedem Wochenende auf dem Jagdschiessstand in Suhr. Zusätzlich schoss er in einer Anlage im Muotathal. Im April bestand er die Schiessprüfung als ersten Teil der Ausbildung. Die Theorieprüfung folgte Anfang Juni. «Es galt sehr vieles zu lernen. Von Pflanzen- und Tierkenntnissen über die Biologie des jagdbaren Wildes, Jagdhunde- und Waffenkunde, Wildtierkrankheiten bis zu Jagdrecht. Vieles musste ich auswendig lernen», atmet er tief durch. «Gerade an den Wildtierkrankheiten biss ich mir die Zähne aus.» Die zwei Wochen vor der theoretischen Prüfung nahm er extra Ferien. «Zum Glück wollten die Experten wissen, was ich weiss, und nicht, was ich nicht weiss», ist Brunold dankbar. Das positive Prüfungsergebnis machte ihm unglaublich Freude. «Allerdings wusste ich, dass es mit der Jagd erst jetzt richtig losgeht. Als Greenhorn gilt es nun, Erfahrungen zu sammeln.» Er empfindet es als riesige Ehre, dass ihn die Jagdgesellschaft ab 1. Januar als Pächter aufnimmt.
Keine Trophäe im Wohnzimmer
Zeit für die Jagd hat er. Seine drei Söhne sind erwachsen, seine Frau als Gemeinderätin ebenfalls gut ausgelastet. Er schätzt es sehr, wie sein Umfeld auf seine Passion reagiert. «Viele waren positiv überrascht. Ich musste mich nicht erklären.» Zu Hause sei er nur eine Bedingung eingegangen: «Wir haben abgemacht, dass ich keine Jagdtrophäe im Wohnzimmer aufhänge. Aber daran liegt mir sowieso sehr wenig. Ich jage wegen des Gesamterlebnisses.» Bereite er alles vor, um auf die Jagd zu gehen, passiere sehr viel in seinem Geist. Es sei eine Art Ritual.
«Mein Leben ist durch die Jagd bedeutend vielseitiger geworden. Ab Ende Februar halten wir die Jagdinfrastruktur instand und bringen Baumschütze an Sprösslingen an. Die Rehbockjagd beginnt im Mai, wonach immer wieder neue Tierarten anschliessen, bis auch die weiblichen und jungen Tiere jagdbar sind.» In diesem Jahr sei er ab Juni sicher zweimal pro Woche abends auf einen Hochsitz gestiegen bis zur Umstellung auf die Winterzeit. Und das immer für mehrere Stunden. Brunold schätzt zudem die Gesellschaftsjagd ab Mitte Oktober bis Dezember.
Er freue sich, seinen ersten Bock im Mai erlegen zu können. «Regulieren muss man jedoch in allen Altersklassen. Das bedeutet, dass man im Herbst schwache und überzählige Jungtiere entsprechend erlegt.» Man spreche weidmännisch von Jung vor Alt oder Klein vor Gross. «Trotz der Sinnhaftigkeit der Aufgabe wird es nicht einfach sein, das gedanklich durchzustehen», so Brunold. Er lebt seine Passion als aktiver Jäger und Jagdhornbläser aus. Als Hundehalter möchte er in einigen Jahren noch einen Schritt weiter gehen. «Einen eigenen Hund auszubilden und mit ihm zu jagen, das wäre etwas für mich. Auch wenn das noch zeitintensiver als die Jagd ohnehin ist. Trotzdem würde mich das reizen – denn Jagd ohne Hund ist Schund», sagt er und lacht. Er wirkt dabei mit sich und der Welt äusserst zufrieden.

