«Modell hat sich bewährt»
18.11.2025 Politik, Berikon, Mutschellen, AbstimmungenDurch und durch ein Teammensch
«Gmeind» Berikon: Gemeindeammann Rosmarie Groux verabschiedet
Während 24 Jahren hat Rosmarie Groux im Gemeinderat dazu beigetragen, Berikon zu entwickeln. Sie amtete zuletzt gar als erste Frau an der ...
Durch und durch ein Teammensch
«Gmeind» Berikon: Gemeindeammann Rosmarie Groux verabschiedet
Während 24 Jahren hat Rosmarie Groux im Gemeinderat dazu beigetragen, Berikon zu entwickeln. Sie amtete zuletzt gar als erste Frau an der Spitze der Gemeinde. Ende Jahr hört sie auf. Groux wurde an der Gemeindeversammlung gebührend gewürdigt.
Seit 2002 im Gemeinderat, seit 2006 Vizeammann, seit 18 Monaten Ammann. 48 Gemeindeversammlungen und 624 Sitzungen. 19 Strassenbauund Sanierungsprojekte mitgestaltet und mitverantwortet. Ausserdem war Rosmarie Groux 16 Jahre im Grossen Rat tätig. Das sind nur einige Zahlen, welche die Arbeit der abtretenden Frau Gemeindeammann von Berikon beschreiben. Ratskollege Patrick Stangl bringts an der Winter- «Gmeind» auf den Punkt: «Sie hat sehr viel umgesetzt in den 24 Jahren.» Gemeinderat Stefan Bieri erzählte, dass Rosmarie Groux in der Kindergartenkommission begann. Sie hat den Kindermittagstisch mitgegründet und sie war in der Kreisschulpflege. Sie präsidierte die Baukommission Bürgisserhus, engagierte sich in der Betreuung der Asylsuchenden und legte den Schwerpunkt stets auf Soziales und Gesundheit.
Beeindruckender Leistungsausweis
«Rosmarie Groux verfügt über einen beeindruckenden Leistungsausweis, der von ihrem enormen Engagement zeugt», fuhr Vizeammann Petra Oggenfuss weiter. Rosmarie Groux habe Nachhaltigkeit förmlich gelebt, auch mit der Gründung der Wanderbibliothek. Sie sei allzeit präsent, gut vorbereitet und dossierfest. Dazu habe sie unzählige Anlässe organisiert. «Sie ist verlässlich und ein Teammensch durch und durch», so Oggenfuss weiter. Für ihren Einsatz zugunsten der Allgemeinheit gebühre ihr Dankbarkeit und Respekt. Für ihren Einsatz wurde Groux eine Sitzbank aus Holz überreicht. Vor dieser Verabschiedung wurde ausführlich über verschiedene Anträge diskutiert. Die Stellenprozenterhöhung um 100 Prozent auf der Gemeindeverwaltung nahmen die Stimmberechtigten klar an. Der Gemeinderat soll zudem das Reglement so ändern, dass Verschiebungen von Stellenprozenten zwischen den Abteilungen neu möglich werden. --red
«Gmeind» bewilligt zusätzliche Stelle für Umsetzung des Verwaltungsleitungsmodells
Ausführliche Diskussionen und viele Anträge: Die «Gmeind» in Berikon verlief höchst lebendig. Letztlich genehmigte der Souverän alle Anträge des Gemeinderats.
Erika Obrist
Wuchtig abgeschmettert hatten die Beriker Stimmberechtigten die Erhöhung des Stellenplans um eine Stelle zur Umsetzung des Verwaltungsleitungsmodells in einer Referendumsabstimmung. Etwas mehr als ein Jahr ist seither vergangen – und am letzten Donnerstag war an der «Gmeind» dieses Vorhaben bereits wieder traktandiert. Zwängerei? Oder gar rechtswidrig, wie ein Votant an der Versammlung im Berikerhus mutmasste. Auf jeden Fall heftig umstritten, wie im Vorfeld in Leserbriefen und in persönlichen Gesprächen auszumachen war.
Ein Jahresgehalt bereits eingespart
Verwaltungsleiter Patrick Vogel hat seine Tätigkeit bereits im November 2023 aufgenommen. Weil aber die Aufstockung des Pensums auf der Verwaltung abgelehnt wurde, übernahm er auch die Funktion als Gemeindeschreiber. In Letzteres investiert er rund 80 Prozent seiner Arbeitszeit. Für die eigentliche Tätigkeit – Führung und Administration der rund 90 Angestellten (inklusive Forst und Jugendarbeit), Koordination zwischen den Abteilungen, Risiko- und Qualitätsmanagement, Verantwortung für Kommunikation und Informatik, Strategieberatung und Leitung gemeindeübergreifende Projekte – bleiben nur 20 Prozent. Trotzdem ist ihm in der kurzen Zeit gelungen, die Personalkosten zu senken, ausstehende Zahlungen einzutreiben und bessere Bedingungen bei Auftragsvergaben auszuhandeln. Insgesamt konnten so 135 000 Franken eingespart werden. Das ist leicht mehr als die Kosten für die beantragte zusätzliche Stelle. Neu angestellt werden soll ein Gemeindeschreiber oder eine Gemeindeschreiberin (80 bis 100 Prozent). Und weil der Arbeitsmarkt auf diesem Gebiet ausgetrocknet ist – «wir werden wohl jemanden abwerben müssen», so Vizeammann Petra Oggenfuss –, sind im Budget 2026 erst einmal 65 000 Franken für die neue Stelle vorgesehen. Also ein halber Jahreslohn.
Stellenprozent selber zuteilen
«Das Verwaltungsleitungsmodell hat sich bewährt; wir unterstützen den Antrag des Gemeinderats», sagte Anthony Paine im Namen der SP. Vehement gegen das neue Modell äusserte sich niemand. Allerdings wurde vorgebracht, man könne doch verwaltungsintern die 100 Stellenprozent umschichten. «Das geht nicht», so Petra Oggenfuss, «denn die Pensen sind an die Funktion gebunden.» Man kann also nicht beispielsweise der Abteilung Finanzen und der Abteilung Steuern Stellenprozente wegnehmen und diese für die Kanzlei einsetzen. Dann müsse man halt das Reglement, in dem das festgeschrieben ist, so ändern, dass der Gemeinderat aus den global zugesprochenen Stellen selber entscheiden kann, wie viele Prozent er wo einsetzen will. Dieser Überweisungsantrag wurde mit 144:11 Stimmen angenommen.
Mit 51 Ja zu 112 Nein abgelehnt wurde ein Überweisungsantrag, der den Gemeinderat verpflichten wollte, an der nächsten Versammlung aufzuzeigen, wie die 100 Stellenprozent wieder eingespart werden könnten, beispielsweise durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Dirk Langer wollte nur 60 zusätzliche Stellenprozent bewilligen, auf vier Jahre befristet. Sein Antrag erhielt 8 Ja-Stimmen, derjenige des Gemeinderats (100 Prozent) 137 Ja-Stimmen. In der Schlussabstimmung wurde die beantragte Stellenerhöhung mit 144:30 Stimmen bewilligt.
Auch Kulturverein muss sparen
Mit grossem Mehr bewilligt wurde das Budget 2026. Dieses sieht grossartig aus, resultiert doch bei der Erfolgsrechnung ein Gewinn von fast 6 Millionen Franken. Dieser ist jedoch der Aufwertung des Baulands geschuldet. In Tat und Wahrheit ist der Betriebsaufwand deutlich grösser als der Betriebsertrag. «Wir müssen Fremdkapital aufnehmen, um den Betrieb finanzieren zu können», führte Gemeinderat Stefan Bieri allen vor Augen. Und dies, obwohl die an der letzten «Gmeind» im Juni vorgestellten Sparmassnahmen in Höhe von 328 400 Franken umgesetzt wurden.
Gegen die Kürzung des Beitrags an den Kulturverein von 26 300 auf 13 300 Franken wehrte sich Elsbeth Wyss, Co-Präsidentin des Kulturvereins. Sie stellte den Antrag, auf die Kürzung zu verzichten. Dieser Antrag wurde mit 94 Nein zu 60 Ja abgelehnt.
«Reiche» wollen nicht mehr zahlen
Viel Zeit in Anspruch nahm die Berichterstattung zu zwei Anträgen, die an der letzten «Gmeind» überwiesen worden waren. Der eine betraf die Satzungen Burkertsmatt und Kreisschule. Verlangt wurde, bei der Verteilung der Kosten müsse nicht nur die Einwohner- beziehungsweise Schülerzahl berücksichtig werden, sondern auch die Finanzkraft der beteiligten Gemeinden. Der Gemeinderat Berikon hat die Verbandsgemeinden um Stellungnahmen zu diesem Ansinnen gebeten. Es ist gekommen, wie es kommen musste: Die «reichen» Gemeinden Oberwil-Lieli und Widen wollen nicht mehr zahlen. Einzig Rudolfstetten-Friedlisberg war für den Einbezug der Finanzkraft. Das erstaunt nicht, hat diese Gemeinde doch den höchsten Steuerfuss und könnte so am meisten profitieren. Der Gemeinderat Berikon will das Thema Satzungsänderungen jedoch weiterverfolgen.
Beim Antrag für die mögliche Auslagerung der Abteilungen Planung und Bau lag ein 25-seitiger Bericht der mit der Analyse betrauten Firma BDO AG vor. Die Quintessenz der Analyse: Beide Abteilungen sollen weiterhin in der Verwaltung Berikon geführt werden. Urs Hüsser wollte jedoch, dass die Auslagerung der Bauverwaltung weiterverfolgt wird. In einer Konsultativabstimmung sprachen sich 125 der Anwesenden dagegen aus, 43 waren dafür.
Die Beschlüsse
An der Gemeindeversammlung im Berikerhus nahmen 208 von 3188 Stimmberechtigten teil. Sie fassten am letzten Donnerstag folgende Beschlüsse. 1. Ja zum Protokoll. – 2. Ja zur Einbürgerung eines Ehepaars mit seinen fünf Kindern (1 Nein). – 3. Ja zu den revidierten Satzungen des Gemeindeverbands Alterszentren (4 Nein). – 4. Ja zum Kredit von 231 000 Franken für die Erneuerung der öffentlichen Strassen- und Gehwegbeleuchtung auf der Bahnhofund Oberwilerstrasse (153:22). – 5. Ja zum Kredit von 1,109 Millionen Franken (Anteil Berikon: 114 800) für das Vorprojekt zum Ausbau der Kläranlage Bremgarten und Abklärung möglicher Integration der Kläranlage Kelleramt am Standort Bremgarten (1 Nein). – 6 a) Kenntnisnahme Berichterstattung «Prüfung Satzungen Burkertsmatt und Kreisschule Mutschellen; b) Kenntnisnahme Berichterstattung «Analyse Auslagerung Aufgaben der Abteilungen Planung und Bau sowie Steuern». – 7. Ja zur Erhöhung des Stellenplans um eine Stelle (100 Prozent) zur Umsetzung des Verwaltungsleitungsmodells (144:30). – 8. Ja zum Budget 2026 mit dem unveränderten Steuerfuss von 89 Prozent. – 9. Verschiedenes: Ja zur Vergabe der Weihnachtsspende von insgesamt 6000 Franken. Mit Ausnahme der Einbürgerung unterliegen sämtliche Beschlüsse dem fakultativen Referendum. --eob
Mit Sachverstand und Leidenschaft
Verabschiedung von Rosmarie Groux
Vor 48 Jahren ist Rosmarie Groux mit ihrer Familie nach Berikon gezogen. Die Gemeinde hat sich in diesen Jahrzehnten stark entwickelt – und sie hat wesentlich dazu beigetragen während ihrer 24 Jahre im Gemeinderat. Nach dem Rücktritt von Stefan Bossard wurde Rosmarie Groux am 9. Juni 2024 zum Gemeindeammann gewählt. Sie war die erste Frau in Berikon in diesem Amt. Ende Jahr hört sie auf.
An der «Gmeind» letzten Donnerstag wurde sie verabschiedet. Erst würdigte SP-Präsident Anthony Paine das Wirken seiner Parteikollegin. Mit Sachverstand und Leidenschaft habe sie sich für die Allgemeinheit eingesetzt: im Gemeinderat, dazu 16 Jahre im Grossen Rat, seit 1999 als Präsidentin des Natur- und Vogelschutzvereins Berikon und Umgebung sowie als Präsidentin der Stiftung Reusstal. Umwelt und Soziales seien ihr stets eine Herzensangelegenheit gewesen, so Paine. «Dabei hat sie die Sache immer über die Person gestellt.»
Anschliessend war die Reihe an der Ratskollegin und den Ratskollegen, die abtretende Frau Gemeindeammann zu würdigen. Die Aufzählungen der Tätigkeiten von Groux zeugte: Sie hat in den 24 Jahren sehr viel durchgesetzt. Ihre Gemeinderatskollegin und -kollegen waren sich einig: Sie sei allzeit präsent, gut vorbereitet und dossierfest und besonders ein Teamplayer. Als Zeichen der Wertschätzung und des Danks für ihren Einsatz erhielt Rosmarie Groux eine spezielle Sitzbank. --eob/red


