Miteinander ins Gespräch kommen
16.07.2024 Villmergen, Region UnterfreiamtNeues «Plauder-Bänkli» auf dem Dorfplatz in Villmergen installiert
Pro Mente Sana hat zusammen mit dem Kanton das Präventionsprojekt «Wie geht’s dir?» iniziiert. Gemeinden haben dabei die Möglichkeit, ein vom ...
Neues «Plauder-Bänkli» auf dem Dorfplatz in Villmergen installiert
Pro Mente Sana hat zusammen mit dem Kanton das Präventionsprojekt «Wie geht’s dir?» iniziiert. Gemeinden haben dabei die Möglichkeit, ein vom Kanton gestiftetes Bänkli aufzustellen. Seit Kurzem steht auch eines auf dem Villmerger Dorfplatz.
Seit ein paar Wochen steht es auf dem Dorfplatz in Villmergen. Direkt beim neuen Brunnen. Das neue «Plauder-Bänkli» lädt zum Sitzen und Sich-Unterhalten ein. Bei einer Umfrage hat die Redaktion bei den Passanten auf dem Dorfplatz nachgefragt, ob sie das neue «Plauder-Bänkli» in Villmergen kennen und was sie davon halten.
Der grosse Tenor dabei war, dass vielen das «Plauder-Bänkli» noch unbekannt ist. Die meisten finden es jedoch eine gute Idee. Eine junge Frau mit einem Zwillingswagen ist zwar der Meinung, dass sie im Moment leider keine Zeit zum Plaudern habe. Andere wiederum sprechen davon, dass sie ihren Freundeskreis haben, in dem sie Gespräche führen.
Die Villmerger haben den Betrag im Budget gestrichen
«Es ist interessant, mit Menschen aus anderen Altersgruppen in Kontakt zu kommen», davon ist Silas Gysi, 17 Jahre alt, überzeugt. Er sitzt auf einer der silbrigen Bänke auf dem Dorfplatz. Das neue Gesprächsangebot ist ihm allerdings noch unbekannt. Die Idee gefällt ihm und er kann sich auch vorstellen, dort mal Platz zu nehmen. «Andere Ansichten sind interessant» und vielleicht trifft er sich auch mal mit Kollegen auf dem Bänkli.
Das neue gelbe Bänkli in Villmergen, es hat eine längere Geschichte hinter sich. Bereits seit einiger Zeit besteht vor allem bei der älteren Bevölkerung der Wunsch, den Dorfplatz mit mehr Schatten und Sitzgelegenheiten aufzuwerten. Nach dem erfolgreichen Pilotprojekt «mobile Piazza», in dem während vier Monaten Holzsitzkonstruktionen mit Pflanztrögen und Pflanzen aufgestellt wurden, hat die Gemeinde im Budget 2024 einen Betrag von 30 000 Franken eingeplant, um eine dauerhafte Aufwertung umzusetzen. Doch die Stimmbürger haben den Betrag aus dem Budget gestrichen.
«Kurz nach der ‹Gmeind› wurden wir, wie auch alle anderen Aargauer Gemeinden, vom Kanton kontaktiert und auf die Kampagne mit den ‹Wie geht’s dir›-Bänkli aufmerksam gemacht», erklärt der zuständige Gemeinderat Daniel Füglistaler. Da es sich um ein wichtiges Thema handelt, habe man sich entschieden, sich daran zu beteiligen. «Wegen der grossen Nachfrage und einiger Verzögerungen konnte unser Werkhof das Bänkli erst kürzlich abholen und an prominenter Lage der Bevölkerung endlich zugänglich machen», so Füglistaler weiter.
Kampagne «Wie geht’s dir?» als Auslöser
Hinter der Idee steckt das Ziel der Sektion Gesundheitsförderung und Prävention des Departements Gesundheit und Soziales, die Gesundheit der Aargauerinnen und Aargauer zu fördern und zu unterstützen. Im Schwerpunktprogramm «Psychische Gesundheit» wird der Fokus auf verschiedene Lebensbereiche und -abschnitte gesetzt. Der Kanton setzt sich für die Förderung der Gesundheit und eine gute Lebensqualität ein. Dabei fokussiert man sich in der Gesundheitsförderung auf die positiven Ressourcen von Menschen und Bevölkerungsgruppen und stärkt diese. Durch Massnahmen im Bereich der Prävention setzt man sich dafür ein, dass Krankheiten verhindert werden.
Die Kampagne «Wie geht’s dir?» der Stiftung Pro Mente Sana hat wiederum das Ziel, die Schweizer Bevölkerung für das Thema psychische Gesundheit zu sensibilisieren, zur Entstigmatisierung von psychischen Krankheiten beizutragen und dazu zu ermutigen, im Alltag über psychische Belastungen zu sprechen.
Mit der Bänkli-Idee werden diese beiden Ziele gemeinsam angegangen. Im Rahmen dieser Kampagne wird den Gemeinden eine begrenzte Anzahl an Bänkli zur Verfügung gestellt. Diese sollen dazu einladen, Platz zu nehmen und sich mit dem eigenen psychischen Wohlbefinden und mit Belastungen auseinanderzusetzen. Die gelben Bänkli werden vom Kanton kostenlos bereitgestellt. Im Gegenzug verpflichtet sich die Gemeinde, den Unterhalt zu übernehmen und die Kampagne zu verbreiten.
Am Dorfplatz passiert was
Doch zurück auf den Dorfplatz von Villmergen: Markus Horat, der als Wirt lange Jahre in Villmergen tätig war, hat gesehen, dass am Rand des Dorfplatzes etwas passiert. Dort wurde Erde ausgehoben. Jetzt, nach einer Woche Abwesenheit, findet er es gut, dass weitere Sitzgelegenheiten auf dem Dorfplatz angeboten werden. Für diese Zeitung setzt er sich auf die gelbe Bank. Dabei erzählt er, dass er sich, wenn er seine Kontakte pflegt, «eher auf einen Stuhl» setzt, und zeigt dabei auf die Lounge auf dem Dorfplatz, gleich auf der anderen Seite des Brunnens.
Noch mehr Bänkli erwünscht
Catherina Gaeta und ihre Mutter Barbara Mazzotta kommen vom Einkaufen. Gaeta ist das «Plauder-Bänkli» schon aufgefallen. «Es ist viel besetzt» erzählt sie. «Ich setzte mich dann eben auf ein anderes Bänkli», sagt sie und zeigt auf die Mitte des Platzes. «Es müsste mehr solcher Bänkli geben», davon wäre sie begeistert. «Da kann man mit den Leuten ins Gespräch kommen.» Was beim jetzigen Standort des «Plauder-Bänkli» mit dem Verkehr im Rücken manchmal zur Herausforderung werden kann.
Bewegung und Begegnung
Der Kanton Aargau setzt sich generell für bewegungs- und begegnungsfreundliche Gemeinden ein. Zugängliche Sitzmöglichkeiten für verschiedene Altersgruppen bieten hierbei eine Möglichkeit, den Austausch und die körperliche Aktivität zu fördern. Darüber hinaus unterstützen sie besonders Menschen mit eingeschränkter Mobilität, da sie durch nahe gelegene Sitzgelegenheiten längere Gehstrecken bewältigen können. --vaw



