Mit vereinten Kräften viel bewegt
23.05.2025 KelleramtDas Budget macht sie noch
Barbara Weber zum Gemeinderatsrückritt
Am 31. Mai wird ihr letzter Tag als Gemeinderätin von Oberlunkhofen sein. Das Budget macht Barbara Weber noch, ehe sie das Ressort Finanzen an Dominique Fisch übergibt. Im ...
Das Budget macht sie noch
Barbara Weber zum Gemeinderatsrückritt
Am 31. Mai wird ihr letzter Tag als Gemeinderätin von Oberlunkhofen sein. Das Budget macht Barbara Weber noch, ehe sie das Ressort Finanzen an Dominique Fisch übergibt. Im Gespräch blickt sie zurück auf elfeinhalb Jahre, geprägt von Herausforderungen, denen sie sich teils selbst stellte oder mit denen sie konfrontiert wurde. In Erinnerung bleiben das Miteinander und die erreichten Ziele. --tst
Barbara Weber blickt zurück auf über 11 Jahre im Gemeinderat Oberlunkhofen
Am Wochenende wurden ihre Nachfolger gewählt, Ende Monat tritt Barbara Weber nun als Gemeinderätin und Vizeammann zurück. Fürs Dorf will sie sich weiterhin engagieren.
Thomas Stöckli
Vom Bänklein über Oberlunkhofen bietet sich ein freier Blick in die Reussebene. «Ich bin gerne in der Natur», hat Barbara Weber auf dem gemeinsamen Fussmarsch hierhin verraten, «und wenn man in Bewegung ist, kann das Hirn freier arbeiten».
Den Bewegungsdrang, den sie beim Interviewtermin auslebt, kennen die Besucherinnen und Besucher der Gemeindeversammlung Oberlunkhofen bereits. Auch hier gehörte sie nie zu denen, die sich hinter dem Rednerpult verstecken. Stattdessen suchte sie die Nähe zu den Leuten, ständig in Bewegung. «Ich liebe den direkten Austausch», sagt sie. Das seien denn auch die schönsten Erinnerungen, wenn sie auf ihre elfeinhalb Jahre im Gemeinderat zurückblickt. Orientiert habe sie sich einerseits an der «Vier-M-Regel» «Man Muss Menschen Mögen», andererseits an der Wortherkunft von Ammann: «Das heisst Freund des Volkes.» So habe sie im Gemeinderat immer versucht, für die Menschen Gutes zu erwirken.
An der Niederlage wachsen
Barbara Weber tritt als Vizeammann zurück. Für das Amt des Ammans hat sie 2017 erfolglos kandidiert. Mit gerade mal 30 Stimmen mehr wurde damals Alain Maître gewählt. Nach der knappen Niederlage sei es nicht einfach gewesen, die Entscheidung des Souveräns zu akzeptieren, gibt sie unumwunden zu: «Ich musste stark an mir arbeiten, um mich positiv ins Gremium einbringen zu können. Das war ein intensiver persönlicher Prozess. Und ich würde behaupten, das wäre nicht jedem gelungen.»
Sie hat es geschafft. Mit Unterstützung des Vereins Frischer Wind Oberlunkhofen, der ihr ermutigend zur Seite stand und sie so in schwierigen Situationen bestärkt hat, weiterzumachen. Und auch im Wissen, dass ein Team dann wirklich stark wird, wenn jeder und jede seine Fähigkeiten einbringen kann, wenn man sich auf Augenhöhe begegnen und einander den Rücken decken kann. «Dann kann jeder über sich hinauswachsen.» Beispiele, in denen dies gelungen ist, gibt es einige. Etwa die Dorfzeitung «Lunki Leu», die sie mitinitiiert hat. Oder die erfolgreichen Bemühungen in der Person von Rolf Pachlatko, Jonen, einen neuen Hausarzt für die Region zu gewinnen.
Impulse gesetzt
Einen ersten Fussabdruck hat Barbara Weber mit dem Vereins-Finanzierungs-Reglement hinterlassen, das Anfang 2020 umgesetzt wurde. «Ich habe einen sehr starken Gerechtigkeitssinn», blickt sie zurück. Entsprechend habe es sie gestört, wie scheinbar willkürlich manche Vereine stärker unterstützt wurden als andere. Wobei sie den «persönlichen Fussabdruck» relativiert, betont, dass man als Gemeinderätin nur Impulse setzen könne. Impulse, die dann im Gremium aufgenommen und von der Verwaltung bearbeitet werden – oder eben nicht. «Das, was ich erreicht habe, war nur möglich mit Unterstützung der Gemeinderatskollegen, des Gemeindeschreibers, der Finanzverwaltung und der Vereine», reicht sie deshalb die Lorbeeren weiter: «Das sind nie meine alleinigen Fussabdrücke, sondern immer in Zusammenarbeit mit anderen.» Weitere Anliegen waren ihr das Risikomanagement und das interne Kontrollsystem (IKS). Letzteres sollte nicht ein Papiertiger bleiben, sondern in der Verwaltung aktiv Anwendung finden. Dazu wurde eine Software angeschafft, die auch die Prozesse abbildet. So macht das System etwa aktiv darauf aufmerksam, was noch zu tun ist. Und Ende Jahr lässt sich per Knopfdruck ein Rapport erstellen, anhand dessen sich der Gemeinderat einen Überblick verschaffen kann. «Gemäss der BDO, welche uns im Prozess begleitet hat, ist Oberlunkhofen bezüglich IKS nun eine der fortschrittlichsten Gemeinden.»
Gemeinsame Lösungen finden
Fortschrittlich ist auch ihr Verständnis von Personalführung: Ziele setzen und die Fachleute arbeiten lassen. «Wer Verantwortung und Gestaltungsfreiraum bekommt, hat auch mehr Freude und Motivation», so ihre Überzeugung. Stolz ist Barbara Weber auf ihre Rolle in der Spitex-Fusion, war sie doch zuvor im Vorstand der Spitex Kelleramt. Eduard Schwab sei es gelungen, alle Beteiligten abzuholen und mit ihnen gemeinsame Lösungen zu finden. Auch berichtet sie von der Überführung der Musikschule in die Kreisschule, wobei sie auf die Unterstützung des frisch pensionierten Gemeindeschreibers Erwin Eichenberger zählen durfte.
Prägend sei die Abschaffung der Schulpflege per Ende 2021 gewesen. Dass sie das aufwendige Bildungsressort zusätzlich zu den Finanzen bekommen hat, ist aussergewöhnlich, wenn auch für sie logisch: «Ich liebe Zahlen und ich liebe Menschen», begründet sie. Besonders bleibe die Maori-Projektwoche in Erinnerung, sagt Barbara Weber und berichtet von strahlenden Gesichtern bei Kindern, Lehrpersonen und Schulverwaltung. Nach ihrem Rücktritt wird die Ressort-Kombination Schule und Finanzen nun allerdings wieder aufgelöst.
Turbulenter Start ins Schulressort
Der Start ins Schulwesen sei dann allerdings happig gewesen, blickt Barbara Weber zurück auf eine Eskalation in einer Klasse, inklusive Eltern, die auf die Barrikaden gingen. Dazu fand bereits im Frühling 2022 eine Qualitätsüberprüfung durch den Kanton statt. «Wir sind das viel zu blauäugig angegangen», sagt sie heute. Der Bericht rügte unter anderem Nachholbedarf in der Schulführung, in der Zusammenarbeit mit den Eltern und in der internen Feedback-Kultur. «Die Lehrpersonen sind ausgerastet», so die Schulvorsteherin. In intensivem, langwierigem Dialog gelang es, die Wogen zu glätten. Erst mit der Schulleitung und später, unter Beizug einer externen Beraterin, auch mit den Lehrpersonen. Dabei habe sie sich auch gegen gewisse Attitüden der Schulaufsicht stemmen müssen, sagt Weber.
Ganz frisch liegt nun das Resultat der Nachprüfung vor. «Wir sind gut weggekommen», betont die Noch-Gemeinderätin. Unter anderem werde der Schule Oberlunkhofen im Bericht ein extremes Tempo in der Prozessanpassung bescheinigt. Und noch wichtiger: «Durch den Prozess ist das Schulteam zusammengewachsen.»
Ein Projekt, das sie mehr als sechs Jahre begleitet hat, ist die Mehrzweckhalle Breite. «Ein schöner Prozess», wie sie im Rückblick auf den Projektwettbewerb und die Zusammenarbeit mit den Architekturbüros betont. Letzten Dezember hat sie das Dossier an Roland Geier abgegeben. Dass er übernehmen würde, wenn es in die Bauphase gehe, sei von vornherein klar gewesen, sagt sie. Und: «Ich bin nach wie vor überzeugt, dass das Generalplaner-Team hervorragend ist.» Auch wenn der ursprüngliche Zeitplan längst überholt ist. 2025 sollte die Halle Bezugsbereit sein. «Wir haben schnell gemerkt, dass wir das nie schaffen», so Weber. Nun werde es mindestens Herbst 2027.
Mit motivierten Menschen Veränderungen anpacken
Klar ist: Mit dem Rücktritt aus dem Gemeinderat wird der Einsatz von Barbara Weber für die Gemeinschaft nicht enden. Die Leute sollen sich wohlfühlen in Oberlunkhofen. Das Leben aus mehr als arbeiten und schlafen bestehen. So schwebt ihr vor, noch dieses Jahr einen Verein zu gründen, als neue Trägerschaft für das bestens etablierte Skilager, das Michael Felix seit Jahren organisiert. «Ein Verein kommt besser an Sponsoren heran und hat kürzere Wege als die Gemeinde.» Eine Herausforderung werde es nun sein, Leute zu finden, die administrativ mittragen. «Ich hoffe da stark auf die Eltern. Sie haben ja ein Interesse daran, dass ihre Kinder ins Skilager dürfen.»
Beim gemächlichen Rückweg in Richtung Dorf kommt auch noch die berufliche Zukunft zur Sprache. «Ich will mit Menschen arbeiten, die etwas ändern wollen», sagt sie. Mit Weiterbildung will sie genau diese motivierten Menschen erreichen. Seit 20 Jahren setzt sie sich mit indigenen Kulturen auseinander, von keltischen Druiden bis hin zu den Maori. «Bei ihnen konnte ich erleben, was es heisst, mit allem verbunden zu sein. Mit der Erde, dem Wasser, den Wäldern. Mit «Healing Haka» will sie Menschen helfen, ihre Wurzeln zu finden. Kraft zu schöpfen aus der Verbindung zum Boden, zum Hier und Jetzt. Wie auf dem Bänklein über Oberlunkhofen, mit der traumhaften Aussicht über das Reusstal.