Mit dem Vorprojekt auf Kurs
07.07.2023 WohlenGeduld gefragt
«Wasser 2035»: Tagung in Wohlen
Der Wasserring, der das Bünztal und das Reusstal zusammenführt, ist die grosse Hoffnung von vielen Gemeinden, die an Wasserknappheit leiden. Das Grossprojekt «Wasser 2035» ...
Geduld gefragt
«Wasser 2035»: Tagung in Wohlen
Der Wasserring, der das Bünztal und das Reusstal zusammenführt, ist die grosse Hoffnung von vielen Gemeinden, die an Wasserknappheit leiden. Das Grossprojekt «Wasser 2035» braucht jedoch seine Zeit. Nun konnte an der Delegiertenversammlung in Wohlen dahingehend informiert werden, dass das Vorprojekt gut gestartet wurde. Ende 2024 sollte es stehen, dann sind klare Aussagen zum zeitlichen Rahmen erst möglich. --dm
Interkommunale Anstalt (IKA) «Wasser 2035»: Delegierte tagten in Wohlen
Der «Wasserring», der das Bünz- und das Reusstal miteinander verbinden wird, bekommt eine immer grösser werdende Bedeutung. Die Wasserknappheit nimmt zu und der Zugang zu den riesigen Grundwasserströmen wird herbeigesehnt. Eine wesentliche Rolle spielt aktuell das Vorprojekt.
Daniel Marti
Die Wasserknappheit nimmt laufend zu. Und einige Gemeinden, die am Projekt «Wasser 2035» angeschlossen sind, möchten lieber heute als morgen eine Realisation der Ringleitung, die das Bünz- und Reusstal miteinander verbindet. «Aber konkrete Aussagen sind jetzt noch nicht möglich», sagt Norbert Ender, der Niederwiler Gemeindeammann ist auch Verwaltungsratspräsident der Interkommunalen Anstalt (IKA) «Wasser 2035». «Wir wollen keine Versprechungen machen, die wir dann nicht halten können.» Man wolle und müsse das Vorprojekt abwarten, so Ender weiter. Gemeinden wie Niederwil und Fischbach-Göslikon, die unter der Wasserknappheit besonders leiden, müssen sich also gedulden. Die Entspannung wird kommen, aber es dauert wohl bis 2030 oder 2031.
Vorprojekt sollte bis Ende 2024 stehen
Die Gründung der IKA «Wasser 2035» sei ein zentraler Meilenstein gewesen, blickte Ender an der Delegiertenversammlung zurück. Die Gründung war im Juni 2022. Seither konnte der Aufbau der Organisation «vorangetrieben und das Vorprojekt gestartet werden». Ein weiterer wichtiger Meilenstein in der Aufbauphase war die Übernahme der Wasserlieferungen per 1. Januar durch die IKA. Zurzeit wird dies als Übergangslösung betrachtet. «Damit sind wir auf Kurs», so Ender.
Momentan ist das Vorprojekt das Wichtigste. Seit Anfang 2023 sind hier die Waldburger Ingenieure AG sowie die K. Lienhard AG an der Arbeit. Ziel ist der Abschluss des Vorprojekts bis Ende 2024. Das anschliessende Planungsprojekt wird dann weitere zwei Jahre in Anspruch nehmen, gefolgt vom Bewilligungsverfahren. «Wenn alles ideal abläuft», folgert Ender, «können erste Teilstrecken ab 2028 realisiert werden.» Und die vollständige Ringleitung kann ab 2030/2031 in Betrieb gehen.
Der Investitionsplan wird dann an der nächsten Delegiertenversammlung im Juni 2024 vorgelegt. Fürs kommende Jahr 2024 müssen die angeschlossenen Gemeinden keine Zahlungen vornehmen. Das vorhandene Kapital sollte gemäss VR-Präsident für die geplanten Arbeiten bis ins nächste Jahr reichen. «Im nächsten Jahr wissen wir dann, was es ab 2025 an Finanzen braucht.»
Positive Perspektiven beim Reservoir Hochwacht
Auch Projektleiter Martin Schibli weiss, dass sich viele Gemeinden ein rasches Vorgehen wünschen. «Im Vorprojekt werden nun Konzeption und Wirtschaftlichkeit optimiert», so Schibli. Nun werden auch technische Machbarkeiten geklärt und verschiedene Varianten verglichen. Die genaue Linienführung der Ringleitung wird geklärt wie auch der Umgang mit Netzanschlüssen. Beim geplanten Anschluss des Reservoirs Hochwacht in Wohlen konnte der Projektleiter etwas genauer Auskunft geben. «Ein Anschluss Richtung Niederwil ist möglich, da sind wir also im positiven Sinn unterwegs.»
Aber es gilt gemäss Schibli auch kritische Punkte zu klären. Beispielsweise den Winterbetrieb, den Umgang mit dem Sommer-Spitzenbedarf, die absolute Versorgungssicherheit. Oder was passiert bei einem Ausfall eines Pumpwerkes oder wenn weitere Interessenten sich an der Ringleitung anschliessen möchten? So wie gegenwärtig die Gemeinde Künten, die Interesse an einem Direktanschluss an «Wasser 2035» hat.
Man könne jetzt schon davon ausgehen, dass die IKA «Wasser 2035» die Linienführung bestimmen werde und die Gemeinden die Anschlusspunkte festlegen sollten. Die Anschlusspunkte von Bremgarten, Fischbach-Göslikon, Niederwil, Künten und Tägerig/Mellingen werden jedenfalls vom gleichen Ingenieurbüro betreut. Eines konnte Martin Schibli jedenfalls versichern: «Im Hintergrund läuft einiges.»
Deckungsgleich mit kantonaler Planung
Auch die Übergangsphase ist geregelt. Die bisherigen maximalen Tagesmengen werden bis zur Inbetriebnahme des Ringschlusses zugesichert. Im Rahmen einer optimierten Bewirtschaftung konnten diese Leistungsoptionen teilweise sogar erhöht werden. Verschiedene Mitglieder wünschen bereits heute höhere Bezugsoptionen. «Und die IKA möchte nach Können und Vermögen pragmatische Lösungen anbieten – etwa in Situationen, in denen punktuell für vereinzelte Tage ein höherer Bezug gewünscht wird», so VR-Präsident Ender.
Und die Projektziele der kantonalen Planung Trinkwasserversorgungssicherheit sind deckungsgleich mit den Zielen, die sich «Wasser 2035» gesetzt hat. Bei der Trinkwasserversorgungssicherheit sind das Trinkwasser in einwandfreier Qualität und die ausreichende Menge das oberste Ziel. Weiter soll die regional koordinierte Zusammenarbeit der kommunalen Wasserversorgungen gefördert werden.
Die Folgerung ist deshalb logisch: Mit dem Projekt «Wasser 2035» und der Gründung der IKA «Wasser 2035» ist die regionale Wasserplanung bereits umgesetzt worden. In den nächsten Jahren werden das Bünz- und das Reusstal über einen «Wasserring» verbunden und erhalten so Zugang zu den mächtigen Grundwasserströmen im Aare- und im Seetal. Wasserknappheit wird in den angeschlossenen Gemeinden der Vergangenheit angehören.
Vorprojekt ist entscheidend
Zurzeit sind 21 Gemeinden, der Regionale Wasserverbund Mutschellen und die Gemeinden Wohlen und Lenzburg beteiligt an «Wasser 2035». In Wohlen und in Lenzburg sind die Wasserversorgungen privatrechtlich organisiert, in Wohlen ist es die IB Wohlen AG, die zugleich treibende Kraft war und ist bei der Lancierung des Grossprojekts.
Deshalb blickt auch Peter Lehmann, Geschäftsleiter der ibw, gerne in die Zukunft. Aber auch er will keinen Zeitpunkt nennen, wann denn die ersten Gemeinden von «Wasser 2035» profitieren werden. Ob allenfalls die Verbindungen Wohlen, Niederwil, Fischbach-Göslikon, Bremgarten gleich am Anfang realisiert werden, das steht noch in den Sternen. «Vielleicht wird der gesamte Wasserring zusammen und gleichzeitig gebaut. Erst wenn das Vorprojekt vorliegen wird, kann man entscheiden, was denn Sinn macht.»