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28.06.2024 Mutschellen, RudolfstettenGegen den Verkauf der «Isleren» werden Unterschriften gesammelt
An der letzten «Gmeind» in Rudolfstetten-Friedlisberg wurde der Antrag zum Verkauf der «Isleren» für 1200 Franken pro Quadratmeter inklusive zusätzlicher Leistungen ...
Gegen den Verkauf der «Isleren» werden Unterschriften gesammelt
An der letzten «Gmeind» in Rudolfstetten-Friedlisberg wurde der Antrag zum Verkauf der «Isleren» für 1200 Franken pro Quadratmeter inklusive zusätzlicher Leistungen angenommen. Gegen diesen Entscheid ist jetzt das Referendum ergriffen worden.
Roger Wetli
«Die 1200 Franken pro Quadratmeter sind viel zu wenig. Marktkonform wären 1500 Franken pro Quadratmeter», erklärt Alois Brem. Er ist Teil eines fünfköpfigen Referendumskomitees, welches jetzt Unterschriften gegen das Ja an der «Gmeind» sammelt. Er gibt zu bedenken: «Die 1200 Franken pro Quadratmeter sind ein Geschenk. Man verliert rund 200 Steuerprozente. 1500 Franken pro Quadratmeter liegen mit den zusätzlichen Leistungen einer Integration einer Kindertagesstätte, eines Kindergartens und Vorkaufsrecht von zwei Liegenschaften sicher drin.»
Lieber kleinere Projekte
Rund 28,7 Millionen Franken möchte der Gemeinderat für den Verkauf der gemeindeeigenen Flächen in der «Isleren» an einen einzigen Investor verlangen. Dieses Geld soll in den Abbau von Schulden investiert und damit die jährlichen Schuldzinsen verringert werden. Auf rund fünf Hektaren sind 266 Mietwohnungen geplant. An der Gemeindeversammlung stimmten 60 Personen Ja und 26 Nein, während sich 13 Anwesende enthielten. «10 bis 15 Leute haben sich danach überlegt, das Referendum zu ergreifen. Aus diesen ist schliesslich das Komitee entstanden», so Alois Brem. «Wir haben versucht, die Stimmung im Dorf bezüglich dieses Verkaufs zu spüren. Die Reaktionen, die wir jetzt beim Unterschriftensammeln erhalten, bestätigen uns, dass noch viele weitere Einwohner mit diesem Verkauf für 1200 Franken pro Quadratmeter nicht einverstanden sind.» Brem vermutet, dass die 13 Enthaltungen wohl daher rührten, dass das Geschäft zu überladen ist. «Bei einer Ablehnung an der Urne gibt es kleinere Projekte, die vor fünf Jahren vorgestellt wurden. Diese sind dann auch übersichtlicher.»
Landpreis nicht entscheidend
Brem ist überzeugt, dass mit dem Verkauf an verschiedene Investoren auch ein höherer Preis pro Quadratmeter herausgehandelt werden könnte. Im Vorfeld begründete der Gemeinderat die 1200 Franken pro Quadratmeter damit, dass bei einem höheren Preis dem Bauherrn weniger finanzielle Mittel für den Ausbau der Wohnungen zur Verfügung stehen würden. Dies würde dann neue Einwohner mit tieferen Einkommen anziehen und damit weniger Steuereinnahmen generieren. Diese Begründung kann Alois Brem nicht nachvollziehen. «Bei einer Gesamtinvestitionssumme von rund 250 Millionen Franken macht der Landpreis bei 1200 Franken pro Quadratmeter rund 10 Prozent aus, bei 1500 Franken pro Quadratmeter dagegen 12.5 Prozent. Das sollte drinliegen.»
Zweifel an Aussage
An der Vorinfoveranstaltung zu diesem Traktandum betonte die Investorin Real North AG, dass sie die Gebäude nach dem Bau behalten und die Wohnungen vermieten werde. Der Gemeinderat antwortete damals auf eine Frage aus dem Publikum, dass man dieses Versprechen nicht gesetzlich absichern könne. Alois Brem vermutet, dass die fertigen Gebäude schliesslich doch verkauft werden. «Für Pensionskassen sind solch fertig erstellte Überbauungen sehr attraktiv. Sie zahlen dafür am meisten. Verkauft die Real North AG danach ihre Immobilien, erzielt sie einen durchaus hohen Gewinn.»
Brem gibt zu bedenken, dass man als Gemeinde nicht beeinflussen könne, was für Leute in der «Isleren» wohnen werden und wie gross ihr steuerbares Einkommen sein wird. «Schlussendlich will ein Besitzer alle Wohnungen vermieten. Weil Leerwohnungen nur kosten.»
Das Ziel des Referendumskomitees sei es, dass alle Stimmberechtigten über diesen Landverkauf abstimmen können. «Es geht um viel Geld und ist deshalb eine sehr wichtige Sache für Rudolfstetten-Friedlisberg.» Den Entscheid an der Urne würde das Komitee akzeptieren, egal, wie er ausfallen werde. Bis Montag, 15. Juli, müssen nun mindestens 260 gültige Unterschriften gegen den Verkauf der «Isleren» gesammelt werden. Danach wird man sehen, ob das letzte Wort an der Urne gesprochen wird oder es bereits gefallen ist.