Mehr als «würdevolles Sterben»
31.07.2025 Mutschellen, LeserbriefeArtikel «In Würde sterben können», der Ausgabe vom Dienstag, 22. Juli.
Im Artikel «In Würde sterben können» wird auf das erfolgreiche Wirken von Anita Lanz für die Palliative Care hingewiesen. Dabei ist für mich im Artikel die ...
Artikel «In Würde sterben können», der Ausgabe vom Dienstag, 22. Juli.
Im Artikel «In Würde sterben können» wird auf das erfolgreiche Wirken von Anita Lanz für die Palliative Care hingewiesen. Dabei ist für mich im Artikel die Wirkung der Palliative Care zu einseitig auf das «in Würde sterben» gerichtet, ohne genügend auf den breiten Umfang der Palliative Care hinzuweisen – es geht um wesentlich mehr, als «nur» einen würdevollen Tod zu erreichen. Ohne den verdienstvollen Einsatz von Anita Lanz schmälern zu wollen, ist der Begriff der Palliative Care in den Fächer anderer Versorgungskonzepte einzuordnen und inhaltlich zu ergänzen.
In der Literatur werden die Begriffe «kurativ» und «palliativ» nicht immer einheitlich verstanden. Relativ übereinstimmend wird die Definition der Kura- tion mit dem Begriff der Heilung assoziiert. Eine kurative Behandlung zielt auf eine gänzliche Wiederherstellung der Gesundheit. Der Begriff wird aber auch angewandt, wenn eine vollständige Heilung nicht absehbar ist. Die Zielsetzung in der Kuration drückt somit eine Wiederherstellung des Ausgangszustandes oder die potenzielle Chance einer vollständigen Heilung aus. Es ist sekundär, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für eine vollständige Genesung ist, massgeblich ist die Therapieintention.
Indessen ist die Definition von Palliation durchaus komplizierter. Begriffe wie Palliative Care, Palliation und weitere verwandte Ausdrücke sind uneinheitlich definiert oder es werden unterschiedliche Begriffe zur Hospiz- und Palliativversorgung benutzt. Im englischsprachigen Raum werden Unterscheidungen terminologischer Art zwischen «Palliative Care», «Supportive Care» und «End-of-Life-Care» gemacht. Diese enthalten auch Diskussionen einer zeitlichen Abgrenzung voneinander. Im deutschsprachigen Raum wird meist von Palliativmedizin und Palliativversorgung gesprochen. Eine Abgrenzung zwischen den beiden Begriffen ist dabei nicht immer eindeutig. Palliativmedizin/Palliativversorgung verfolgt das Ziel, die Lebensqualität von Patienten mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung sowie ihren Angehörigen zu verbessern oder zu erhalten. Dies geschieht mittels Prävention und Linderung von Leiden sowie durch frühzeitiges Erkennen und Behandeln von Problemen. Palliativmedizin/Palliativversorgung ist ein lebensbejahendes Konzept, welches das Sterben als natürlichen Prozess begreift, der weder beschleunigt wird noch den Tod hinauszögert.
Urs Haeny, Oberwil-Lieli