Mehr als bloss zwei Monate
10.10.2023 WohlenDer Circus Monti erhielt am Wochenende den Schweizer Preis Darstellende Künste
Vom aktuellen Gastspielort Bern reiste ein Teil der Familie Muntwyler nach Lugano. Hier durften sie zusammen mit einigen anderen Künstlern einen Preis des Bundesamtes für Kultur ...
Der Circus Monti erhielt am Wochenende den Schweizer Preis Darstellende Künste
Vom aktuellen Gastspielort Bern reiste ein Teil der Familie Muntwyler nach Lugano. Hier durften sie zusammen mit einigen anderen Künstlern einen Preis des Bundesamtes für Kultur entgegennehmen. Geehrt wurde der Circus Monti für seine Innovationskraft.
Chregi Hansen
Er spricht von einem besonderen Abend. «Das war schon eine recht grosse Kiste», schmunzelt Johannes Muntwyler am Montag nach der Preisverleihung. Er befindet sich gerade auf dem Weg nach Adelboden zum Wandern. «Bei unserem Gastspiel in Bern nutzen wir jeweils gern die Möglichkeit für Ausflüge», erklärt er.
Doch zurück zur Preisverleihung in Lugano. Zum Treffen mit Bundesrat Alain Berset. «Es war schön, ihn zu treffen. Auch wenn er vermutlich noch nie bei uns im Publikum war», berichtet der Zirkusdirektor. Ganz anders als die Mitarbeitenden des Bundesamtes für Kultur. «Von ihnen kommen viele in eine Vorführung, wenn wir in Bern sind. Es war schön, so viele bekannte Gesichter zu sehen», so der Wohler. Auch unter den anderen ausgezeichneten Künstlern kannte er den einen oder die andere. Muntwyler hat den Abend in bester Erinnerung. Und im Gegensatz zu den meisten anderen hat er das Zeitlimit bei der Rede eingehalten.
Die Minute eingehalten
Eine Woche vor dem Auftritt auf der grossen Bühne wusste er noch nicht, was er sagen würde. «Ich habe eine Minute. Und man hat mich gebeten, nicht nur einfach allen Danke zu sagen», berichtete Johannes Muntwyler, der als Gast und Gastgeber an der Verleihung des Wohler Kulturpreises teilnahm.
Anlässlich der Übergabe des viel bedeutenderen Schweizer Preises für Darstellende Künste in Lugano konnte der Zirkusdirektor die Minute bestens nutzen. Er erinnerte an die Anfänge des Circus Monti. «Als wir 1985 als völlig zirkusfremde Familien den Monti gründeten, gab man uns zwei Monate», erinnerte Muntwyler in seiner kurzen Rede. Und widmete den Preis all denen, die in den inzwischen fast 40 Jahren dazu dazu beigetragen haben, dass die Geschichte länger als zwei Monate dauerte. Die dafür sorgten, dass der Monti noch heute gut unterwegs ist und nun sogar einen Preis des Bundesamtes für Kultur bekommt.
«Zeichen dafür, dass auch der Zirkus zur Kultur gehört»
Johannes Muntwyler nahm die Auszeichnung im Beisein von Partnerin Armelle Fouqueray und seinen Söhnen Tobias und Nicola entgegen. Mario, der dritte Sohn, fehlte – er trat am gleichen Abend im Monti-Programm in Bern auf. Der Direktor schickte darum dem ganzen Team Grüsse aus dem Tessin zu. «Wir sehen die Auszeichnung als Wertschätzung für unsere Arbeit. Aber auch als Zeichen dafür, dass eben auch Zirkus zur Kultur gehört», betonte der Wohler. Und er gedachte ganz besonders seiner verstorbenen Eltern Guido und Hildegard Muntwyler. «Ohne ihren Mut und ihren gnadenlosen Optimismus würde es den Circus Monti nicht geben», erinnerte er das Publikum.
Die Laudatio für den Circus Monti hielt Demis Quadri, Jurymitglied und Professor an der Accademia Teatro Dimitri, einer Schule, mit welcher der Circus Monti seit vielen Jahren eng zusammenarbeitet. «Wie anspruchsvoll es für die verschiedenen Generationen sein kann, sich zu treffen und in einen Dialog zu treten, wird in der heutigen Zeit immer deutlicher», erklärte er. Bezogen auf die darstellenden Künste zeige sich dies im Konflikt zwischen Tradition und Moderne. Dem Monti aber sei es gelungen, diesen Konflikt kreativ zu nutzen. «Der Circus Monti verbindet die Stärken des Handwerks mit der Lebendigkeit und Innovationskraft junger Artistinnen und Artisten, denen er Jahr für Jahr ein wichtiges Sprungbrett für ihre Karriere bietet», lobte Quadri. Das gilt nicht zuletzt für ganz viele Absolventen der Accademia Teatro Dimitri.
Die Preisübergabe fand im Rahmen des FIT – Festival Internazionale del Teatro – in Anwesenheit von Bundespräsident Alain Berset statt. Insgesamt vergibt das Bundesamt für Kultur jährlich neun Schweizer Preise im Tanz, Theater und in den darstellenden Künsten. Die Preise sind mit 40 000 Franken dotiert. Ausserdem werden eine Tanz- und eine Theaterproduktion des Vorjahres ausgezeichnet sowie der «June Johnson Newcomer Prize» vergeben. Besonders geehrt wurde an diesem Abend die Genfer Choreografin Cindy Van Acker, ihr wurde der Hans-Reinhart-Ring 2023 verliehen.