«Man sieht nur mit dem Herzen gut»
29.11.2022 Museum, MuriLiterarische Vernissage der Weihnachtsausstellung im Museum Kloster Muri
Der Schweizer Schauspieler und Pfarrer Adrian Furrer eröffnete die Ausstellung «Von Sternen und Engeln» mit einer Lesung aus dem «Kleinen Prinzen» von Antoine de ...
Literarische Vernissage der Weihnachtsausstellung im Museum Kloster Muri
Der Schweizer Schauspieler und Pfarrer Adrian Furrer eröffnete die Ausstellung «Von Sternen und Engeln» mit einer Lesung aus dem «Kleinen Prinzen» von Antoine de Saint-Exupéry. Die diesjährige Weihnachtsausstellung widmet sich der faszinierenden Welt der Engel und des himmlischen Kosmos, insbesondere den Sternen.
Susanne Schild
«Ich hatte von Anfang an den Wunsch, an diese Ausstellung anders als sonst heranzugehen», sagte Kurator Rudolf Velhagen. Die Literatur habe wie in der Ausstellung auch an der Vernissage ihren Platz gefunden. «Deshalb auch die Lesung.» Adrian Furrer philosophierte und zitierte aus dem «Kleinen Prinzen». Er zeigte Parallelen zwischen dem Buch und Weihnachten auf. Erzählte aus dem Leben von Antoine de Saint-Exupéry.
«Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar», dieser Satz aus dem Buch von Antoine de Saint-Exupéry bringt mich in ein Dilemma», sagte Velhagen. Denn in der Ausstellung würden schöne Objekte gezeigt, die man nur mit den Augen sehen kann. Was zunächst als Widerspruch erscheinen mag, werfe aber eine weitere Frage auf: «Wie gehe ich mit den Objekten um? Sind sie wissenschaftliche Phänomene oder verweisen sie auf innere Werte, die uns nicht sofort offenbart werden?» Die Ausstellung sei vielschichtig wie eine Zwiebel. «Die ästhetischen Objekte sollen genossen, angeschaut und bestaunt werden. Daneben gibt es aber auch viel Raum, um sich in seine eigenen Gedanken zu vertiefen und in eine andere Welt einzutauchen», sagte Velhagen.
Selbst Teil der Ausstellung werden
Die Ausstellung suche den aktiven Austausch mit den Besucherinnen und Besuchern. Das Publikum sei eingeladen, sich selber Gedanken zu den Lebensweisheiten des kleinen Prinzen zu machen, sich selber zu reflektieren und damit Teil der Ausstellung zu werden. Diese Gedanken können dann in ein Gästebuch eingetragen werden.
Sterne und Engel spielen nicht nur in der biblischen Weihnachtsgeschichte eine herausragende Rolle: Man denke an den Erzengel Gabriel, welcher Maria die Geburt Christi verkündet, oder an den Stern von Bethlehem, der die Drei Heiligen Könige zur Krippe führt. Die himmlischen Wesen und Gestirne sind kulturgeschichtlich von höchstem Interesse und inspirieren Kunst und Kultur bis heute. Kaleidoskopartig öffnet die Ausstellung einzelne Fenster zu diesem weiten Thema und vermittelt Einblicke in die Welt der Engel und Sterne. «Alles ist miteinander verwoben», sagt Velhagen. Die Ausstellung geht den Ursprüngen, Entwicklungssträngen und vielfältigen Ausprägungen nach. Archäologie, Tradition der Strohkultur und des Strohsterne-Flechtens im Freiamt sowie der literarische Akzent mit dem weltberühmten «Kleinen Prinzen» zeigen, wie vielfältig das Thema ist.
«Die Strohindustrie im Freiamt ist mir sehr wichtig. Strohsterne haben hier eine besondere Rolle, deshalb wird ihnen auch ein ganzer Raum gewidmet», sagt der Kurator. Wunderbare Objekte sind dort zum ersten Mal öffentlich ausgestellt. «Hier herrscht eine einmalige, ganz besondere Stimmung.»
Genau hinschauen
Durch die Leihgaben des Bibel- und Orientmuseums Fribourg werden auch viele kulturhistorische Exponate gezeigt. «Es sind kleine, eher unspektakuläre Objekte. Man muss hier ganz genau hinschauen», sagt Velhagen. Hierbei handle es sich nicht um christliche Engel, sondern um Objekte aus Ägypten, Griechenland und Rom.
«Es ist eine aussergewöhnliche Ausstellung», ist auch Heidi Holdener, Geschäftsführerin Murikultur, überzeugt. «Das älteste Exponat ist über 4000 Jahre alt.» Auch sei die Ausstellung globaler unterwegs und würde mit ihrer Sinnhaftigkeit gut in die Gesellschaft passen. «Oft fehlt die Zeit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.» Auch der Satz des Kleinen Prinzen, «Man sieht nur mit dem Herzen gut», erinnere an erster Stelle an die Wichtigkeit der kleinen Dinge, welche oft unbemerkt bleiben. «Die kleinen Dinge sind die Wunder im Alltag», sagte Holdener. «Mit unschuldigen Augen in die Ausstellung gehen, Neues entdecken, genau hinschauen und zur Ruhe kommen», wünscht sich Rudolf Velhagen von den Besucherinnen und Besuchern. «Die Ausstellung präsentiert vier Einblicke, die man weiterentwickeln kann, und ermöglicht, dass man von der Rationalität in die Welt der Sterne und Engel blicken kann.»