Annemarie Keusch, Redaktorin.
Alle kennen es, alle können es. Lotto spielen ist wirklich einfach. Nicht das Zahlenlotto, bei dem die richtigen Ziehungen prophezeit werden müssen, sondern jenes, bei dem jemand Zahlen vorliest, die ...
Annemarie Keusch, Redaktorin.
Alle kennen es, alle können es. Lotto spielen ist wirklich einfach. Nicht das Zahlenlotto, bei dem die richtigen Ziehungen prophezeit werden müssen, sondern jenes, bei dem jemand Zahlen vorliest, die Mitspielenden die genannten Zahlen abdecken und der gewinnt, der zuerst eine Reihe abgedeckt hat. Die Chlausgesellschaft Boswil-Kallern organisiert jährlich ein solches. Dass die Mitglieder mithelfen, ob in der Küche, im Service oder beim Kartenverkauf, gehört dazu. Und vier Stunden unter Lotto-Spielerinnen und -Spielern lohnen sich immer wieder.
Die einen kommen mit einer ganzen Armada an Unterstützung. Und dabei sind nicht die Nachbarin, der Mann oder die Freundin gemeint, die vis-à-vis oder nebenan Platz nehmen. Die grossen Gespräche haben am Lotto-Tisch keinen Platz. Schliesslich wollen alle hören, welche Zahlen gezogen werden. Stattdessen kommen sie mit kleinen Glücksbringern, einem Schweinchen vielleicht, das sie oberhalb der Lotto-Karten platzieren. Mittlerweile kann ich darüber sprechen, dass ich einst die Schuld auf mich nehmen musste, weshalb eine Frau nicht einen einzigen Preis mit nach Hause nehmen durfte.
Ein Wasser ohne Kohlensäure bestellte sie. Die eifrigen Lotto-Spieler sind nicht jene, die an solchen Abenden auf den Putz hauen. Beim Hinstellen dieses Wassers ist es passiert. Das Glas ist an eines ihrer Figürchen gestossen und dieses ist prompt umgekippt. Sie schaut mich an. Ihr Blick verrät – mit dem Glück ist es vorbei und ich bin die Schuldige. Natürlich entschuldige ich mich sofort, stelle den Talisman wieder hin. Den ganzen Abend hindurch hoffe ich, dass die Frau etwas gewinnt. Es muss nicht der grösste Fernseher sein, vielleicht ein Zopf für den Sonntagmorgen. Doch, Sie ahnen es: Nichts, rein gar nichts. Ausser einen vielsagenden Blick von der Seite, als sie die Turnhalle um Mitternacht verlässt.
Seither habe ich diese Frau nicht mehr gesehen, auch dieses Jahr am Lotto nicht. Ist es vielleicht wegen mir? Ich hoffe nicht. Und wenn doch, dann möchte ich ihr sagen, dass es mittlerweile besser klappt im Service, seither habe ich niemandem mehr den Glücksbringer «verunglückt» mit meiner Ungeschicktheit. Probieren Sie es doch nächstes Jahr noch einmal. Oder setzen Sie sich einfach an den Tisch, an dem jemand anderes serviert.