«Libelle» fliegt nie
25.11.2025 Kelleramt, Oberlunkhofen, Abstimmungen«Gmeind» sagt in geheimer Abstimmung Nein zum Doppelturnhallen-Projekt
Die Doppelturnhalle «Libelle» wurde seit Jahren geplant, wird aber jetzt nicht gebaut. So entschied es der Souverän an der «Gmeind». Die Kosten von 14,25 Millionen ...
«Gmeind» sagt in geheimer Abstimmung Nein zum Doppelturnhallen-Projekt
Die Doppelturnhalle «Libelle» wurde seit Jahren geplant, wird aber jetzt nicht gebaut. So entschied es der Souverän an der «Gmeind». Die Kosten von 14,25 Millionen Franken seien zu hoch. Angenommen wurde stattdessen ein Überweisungsantrag, wonach ein neues Projekt mit einem Kostendach von 11 Millionen Franken auszuarbeiten sei.
Annemarie Keusch
Das gab es in Oberlunkhofen noch nie: eine geheime Abstimmung an der «Gmeind». Wenn ein Viertel der Anwesenden dies verlangt, wird die Abstimmung nicht per Handheben erfolgen, sondern schriftlich. So geschehen am Freitag an der «Gmeind». Das Referendumskomitee beantragte dies – längst nicht zur Freude aller Beteiligten. «Wir können doch alle unsere Meinung offen kundtun», betonten mehrere Votanten. Aber 81 Stimmen reichten, um die geheime Abstimmung zu ermöglichen. Dass das einige Zeit in Anspruch nimmt, ist logisch. Schliesslich müssen Zettel verteilt, in einer Urne gesammelt und ausgezählt werden.
Dass die 14,25 Millionen Franken für den Bau einer Mehrzweckhalle, samt Doppelturnhalle, Brisanz mit sich bringt, davon konnte man ausgehen. Wegen der Vorgeschichte – vor einem Jahr sagte eine Mehrheit an der «Gmeind» Ja zum höheren Steuerfuss. Vor allem wegen der grossen Investition für dieses Projekt sah sich der Gemeinderat dazu gezwungen. Aber es folgten das Referendum und das Nein an der Urne. Der Steuerfuss blieb bei 74 Prozent. Brisanz brachte aber auch mit, dass der Gemeinderat selbst den Baukredit von 14,25 Millionen Franken zur Ablehnung empfahl. Überhaupt zur Abstimmung musst er ihn trotzdem bringen, nachdem sich die «Gmeind» im Juni 2024 bei einem Variantenentscheid für dieses Projekt aussprach.
Wenn ein Nein auch ein Ja bedeutet
Gemeinderat Roland Geier rollte die Geschichte des Projekts auf. «Libelle» heisst das Siegerprojekt, an dem seit Jahren gearbeitet wird. Rund 1,5 Millionen Franken Planungskosten wurden bereits investiert. «Warum wir dennoch die Ablehnung beantragen? Weil diese Kosten bei einem gleich bleibenden Steuerfuss unseren Handlungsspielraum für andere Investitionen einschränken. Das ist nicht nachhaltig.» Den Vorwurf, der Gemeinderat verschleppe das Projekt, liess er nicht gelten. «Wir suchen eine langfristige, tragfähige und mehrheitsfähige Lösung.» Diese sehe der Gemeinderat im Projekt «Libelle» nicht – oder nicht mehr. «Es wurde alles optimiert, günstiger lässt sich dieses Projekt nicht realisieren.»
Tatsächlich aber sind es die Kosten, die das Referendumskomitee damals Unterschriften sammeln liessen und die auch an der «Gmeind» das meistgenannte Argument waren gegen die neue Doppelturnhalle samt Raum für die Jugendarbeit, die Vereine und für eine Zivilschutzanlage. «Ich bin für die Halle, aber 14,25 Millionen Franken sind zu viel Luxus und eine zu grosse Belastung», meinte ein Stimmbürger. Es brauche etwas Zweckmässiges und keinen Luxus, meint ein anderer. Es gehe darum, den Kreislauf abzukürzen, betonte ein Stimmbürger. Das Referendumskomitee kündigte schon zu Beginn der Diskussion an, bei einem Ja allenfalls erneut das Referendum zu ergreifen. «Ich sage heute Nein, damit wir übermorgen mit einem neuen Projekt weitermachen können. Ich stimme Nein, weil ich Ja meine zu einer Doppelturnhalle.»
«Uns geht es zu gut»
Aber es gab auch ganz viele, die sich für die «Libelle» aussprachen. «Es sind Ausgaben, die wir stemmen können. Wir wussten, was auf uns zukommt. Wer A sagt, muss auch B sagen. Geben Sie unser Dorf nicht ein weiteres Mal der Lächerlichkeit preis», appellierte ein Stimmberechtigter. Vor allem störten sich viele daran, dass rund 1,5 Millionen Franken Planungskosten «verbrannt» wurden. «Zu viel, um abzubrechen. Und wer garantiert, dass das neue Projekt günstiger ist?» Davon, dass sich Oberlunkhofen zum Gespött der Region mache, sprach auch eine andere Stimmbürgerin. «Mit einer moderaten Erhöhung des Steuerfusses in wenigen Jahren schaffen wir es auch, dass die Pro-Kopf-Verschuldung wieder sinkt.» Ein anderer wurde sehr deutlich: «Ich schäme mich, weil dieses Projekt schon so lange aktuell ist. Bei unserem Steuerfuss tut es doch nicht weh, wenn wir diesen moderat erhöhen. Uns geht es zu gut.»
Und es ging auch in die Historie. Als vor 30 Jahren die Turnhalle gebaut wurde, in der die «Gmeind» nun stattfand, wurde ebenfalls der Baukredit abgelehnt. «Das, was jetzt steht, ist der Kompromiss zwischen jenen, die zahlten, und jenen, die die Halle nutzen», meinte ein Stimmbürger. Nicht den gleichen Fehler wie damals zu machen, als die Räume schnell zu eng wurden, daran mahnte eine Stimmbürgerin. Dass es eine neue Halle braucht, ist indes unumstritten. Auch Platz für die Jugendarbeit, für die Vereine, für eine Zivilschutzanlage. Und dass es nicht nur ums Sparen geht, wurde am Schluss der Versammlung deutlich. Die Stimmbürger überwiesen einen Antrag, dass ein neues Projekt mit gleichem Raumprogramm ausgearbeitet werden soll – mit einem Kostendach von elf Millionen Franken.
Graw und Canis verabschiedet
Rund drei Stunden dauerte die «Gmeind». Die Diskussion um den abgelehnten Baukredit für die Turnhalle nahm die meiste Zeit in Anspruch. Bei allen anderen Traktanden blieben Diskussionen komplett aus.
Nach je acht Jahren im Gemeinderat wurden am Schluss Cristian Canis und Vivienne Graw verabschiedet. «Du hast dich mit Herzblut für die Alterspolitik und Jugendarbeit eingesetzt», wandte sich Ammann Alain Maître an Graw. Er werde ihre ruhige Art vermissen. Von einer grossen Freude, im Dorf mitzuwirken, sprach Graw selbst. «Ich habe mein Bestes gegeben zum Wohl des Dorfes. Macht Oberlunkhofen weiterhin lebendig und schön.» Cristian Canis hat im Energiebereich im Dorf ganz viel bewegt. «Er hat voller Elan und Sachverstand gewirkt. Seine rationale und sachliche Art wird fehlen», betonte Maître. Canis spricht von einer fantastischen Erfahrung und betont: «Die direkte Demokratie funktioniert in unserem Dorf.»
Die Beschlüsse
Von den 1541 Stimmberechtigten nahmen deren 265 an der «Gmeind» teil. Weder zum Protokoll noch zur Einbürgerung der Familie Ruocco, zu den 1,109 Millionen Franken (Anteil Oberlunkhofen: 79 400 Franken) für die Vorprojektierung für den Ausbau der Kläranlage Bremgarten und Abklärungen für den möglichen Zusammenschluss mit dem Abwasserverband Bremgarten-Mutschellen, der Revision der Satzungen des Gemeindeverbandes Regionale Alterszentren Bremgarten, Mutschellen, Kelleramt und zur Kreditabrechnung Sanierung der Schmutz- und Sauberwasserkanäle, Abwasserbeseitigung, Kanalisationsanlagen gab es Fragen oder eine Diskussion. Die Entscheide fielen einstimmig. Fünf Gegenstimmen gab es gegen das Budget, allerdings auch 246 Ja-Stimmen. Der Baukredit von 14,25 Millionen Franken für die neue Mehrzweckhalle Breite wurde mit 157 Nein- zu 101 Ja-Stimmen abgelehnt.
Unter Verschiedenem gab es zwei Überweisungsanträge. Jener für Platz für Turnen, Sport, Jugend und Vereine mit einem Kostendach von 8 Millionen Franken wurde mit 134 Nein- zu 59 Ja-Stimmen abgelehnt. Angenommen wurde der Überweisungsantrag, wonach ein Projekt mit gleichem Raumbedarf und einer Doppelturnhalle mit Kostendach von 11 Millionen Franken ausgearbeitet wird.

