Lachen, auch wenn es wehtut
18.11.2025 Wohlen, Musik, KunstBelohnter Mut
Premiere des 10. Monti’s Variété
Zum zehnten Mal verwandelt sich das Monti-Quartier in der Vorweihnachtszeit in ein Winter-Wunderland. Weihnachtsbaum und Schneeflocken inklusive. Für Direktor Johannes Muntwyler ...
Belohnter Mut
Premiere des 10. Monti’s Variété
Zum zehnten Mal verwandelt sich das Monti-Quartier in der Vorweihnachtszeit in ein Winter-Wunderland. Weihnachtsbaum und Schneeflocken inklusive. Für Direktor Johannes Muntwyler der ideale Moment, um auf die Anfänge zurückzublicken. Schon während des Baus des neuen Winterquartiers sei die Idee entstanden, hier auch Anlässe durchzuführen. 2015 fand der erste Versuch statt. Im ersten Jahr waren vier Abende geplant. Im nächsten Jahr waren es schon elf Vorstellungen. Inzwischen sind es jeweils über 30 Shows in sechs Wochen. «Davon haben wir kaum zu träumen gewagt», gibt der Direktor zu. Inzwischen ist das Variété ein wichtiges Standbein des Unternehmens. In das auch regelmässig investiert wird. --chh
Die 10. Ausgabe von Monti’s Variété erlaubt Einblicke in das Seelenleben von Artisten
Mal mit Tempo, dann wieder mit ganz ruhigen Momenten. Das neue Variété-Programm zieht das Publikum vom ersten Moment an in seinen Bann. Ein Leckerbissen für Augen, Ohren, Gaumen und Seele.
Chregi Hansen
Es wird gelacht. Es wird gestaunt. Es wird geklatscht. Aber manchmal wird es auch ganz still im Saal. Dann, wenn die Künstler aus dem Off über ihre Herausforderungen, aber auch ihre Ängste philosophieren. Während sie genau das tun, worüber sie sprechen. Über diesen Moment des Zweifelns, ob es gelingt, was man sich vorgenommen hat. Diesen Moment zwischen Applaus und Stille, wenn die Show zu Ende geht und man doch weitertanzen will.
Gerardo Tetilla füllt als alternder Zirkusdirektor diese Rolle des zweifelnden Artisten perfekt aus. Er führt mit Witz und Charme durch den Abend, will brillieren, scheitert aber und bleibt stets im Schatten der jungen und dynamischen Kollegen. Doch bei aller Trauer, die ihn im Laufe des Abends befällt, so behält er seine Würde und seine Eleganz. Auch wenn diese immer wieder auf die Probe gestellt werden, wenn alles anders kommt als geplant und alle anderen besser sind in dem, was sie tun. Doch natürlich gibt es ein Happy End, wird der Maestro aus seiner Tristesse befreit und tanzt am Schluss im Schneefall mit. Denn immer weitertanzen ist das, was bleibt am Schluss.
Tolle Artisten
Ulla Tikka, Andreas Muntwyler und Gerardo Tetilla haben als künstlerische Leiter ein ebenso poetisches wie humorvolles Programm kreiert, in welchem sie alle ihre Erfahrung der vergangenen Jahre einbringen können. Es ist dies in der zehnten Ausgabe des Variétés eine Rückkehr zu den Anfängen, denn schon die allererste Ausgabe vor zehn Jahren wurde von diesem Trio geprägt. Inzwischen haben sie ganz viele gemeinsame Projekte realisiert und verstehen sich fast blind. Logisch auch, dass nicht nur Tetilla, sondern auch Muntwyler und Tikka als Artisten zu erleben sind. Zum einen mit ihrer bekannten Seiltanz-Nummer, aber auch mit vielen Einlagen bei den Gruppennummern.
Unterstützt werden sie von einer Gruppe hochkarätiger Artisten. Zum einen Mario Muntwyler – er hat dieses Jahr auf einen Auftritt im Zirkus verzichtet, dafür kann er im Variété sein Jonglagetalent gleich mehrfach unter Beweis stellen. Teilweise tut er das im Duett mit dem Kanadier John Ryan Duval Witte, der über eine enorme Körperbeherrschung verfügt. Gleich zweimal verzaubert Nicole Martres aus Argentinien das Publikum. Einmal mit kraftraubenden Figuren im Handstand, das zweite Mal, wenn sie an ihrem Zopf hängend hoch über dem Publikum ihre Pirouetten dreht.
Nahe beim Publikum
Beide Nummern finden mitten im Saal direkt neben den Besuchern statt – eine der grossen Stärken des Variétés. Das wird schon zu Beginn spürbar, wenn die Artisten beim Apéro durch die Zuschauer wuseln und sie einbeziehen. Oder durch die Tatsache, dass sie auch beim Service dabei sind – so nahe kommt man den Künstlern doch selten. Ein eingespieltes Team sind nicht nur beim Servieren Frida Guadalupe Velasco Lopez aus Mexiko und Federico Javier Cabruja Insua aus Argentinien, die zu Boden und in der Luft erstaunliche Akrobatik präsentieren. Und wie alle anderen Artisten auch bei den temporeichen Gruppennummern und als Musikanten im Einsatz sind. Wer hier auftreten will, der muss vielseitig sein.
Auch die Ohren kommen auf ihre Kosten. Erneut hat Lukas Stäger die passende Musik für die verschiedenen Nummern arrangiert. Viele bekannte Songs sind zu hören, inklusive des Pink-Floyd-Klassikers «Wish you were here», der dieses Jahr wie das Variété ein Jubiläum feiert. Aber schon 50 Jahre alt ist – also aus einer Zeit stammt, in der keiner der Artisten schon geboren war. Unterstützt wird Stäger wie in den Vorjahren durch Danny Hertach (Bass, Gitarre und Banjo) sowie Stephan Felber am Schlagzeug. Als Sängerin war an der Premiere Eveline Suter im Einsatz, die mit ihrer Stimme, aber auch mit ihrer Präsenz zu überzeugen wusste. Sie teilt sich die Auftritte mit Deliah Stuker.
Am Schluss sollte man an das Schöne im Leben denken
Das neue Programm vermag trotz einiger Längen zu überzeugen. Es gibt viele komische, aber auch berührende Momente. Wie immer stimmt auch das Drumherum, die Gäste werden an ihren Plätzen verwöhnt. Zwar hat an diesem Abend beim Essen nicht alles geklappt, aber in zehn Jahren ist dies nun zum ersten Mal passiert, das darf man verzeihen. Direktor Johannes Muntwyler hat bereits reagiert, es dürfte ein einmaliger Ausrutscher gewesen sein. Und wie sagt es Gerardo Tetilla alias Maestro Loyal am Schluss des Programms so treffend: Wenn das Licht ausgeht, soll man sich erinnern, wie schön das Leben sein kann. Das gilt für Artisten und Publikum wohl gleichermassen. Und schön war es an diesem Abend in diesem Variété.








