Königlich auf die letzte Tour
11.04.2025 WohlenWohlen: Peach Weber startet in seine 17. Tournee
«King of Gäx» ist wohl seine letzte Tour. Dafür reist Peach Weber als Komik-König durch die Schweiz.
Er lebt in Hägglingen, aber Peach Weber ist ein waschechter Wohler. ...
Wohlen: Peach Weber startet in seine 17. Tournee
«King of Gäx» ist wohl seine letzte Tour. Dafür reist Peach Weber als Komik-König durch die Schweiz.
Er lebt in Hägglingen, aber Peach Weber ist ein waschechter Wohler. Vielleicht sogar der berühmteste Wohler. Von Wohlen aus startete er seine zwei Karrieren: zuerst als Lehrer, dann als Komiker. Als Comedystar ist er durchgestartet – und über 40 Jahre auf dem Thron geblieben. Peach Weber ist der erfolgreichste Schweizer Komiker. Als 72-Jähriger wagt er sich an seine 17. Tournee. «King of Gäx» heisst das Programm. --dm
Phänomen und Glückspilz
Peach Weber startet am kommenden Montag, 14. April, mit «King of Gäx» in seine 17. Tournee
Wenn einer als König auf eine Tour darf, dann ist das Peach Weber, der Königliche unter den Komikern der Schweiz. Der Wohler gibt zu, dass er jeden Auftritt als Herausforderung betrachtet. Das Pétanque-Spiel ist für ihn Erholung, Wohlen geniesst eine gewisse Bedeutung, und sein Polit-Comeback verzögert sich leicht.
Daniel Marti
«Je älter man wird, desto mehr Energie braucht es», sagt Peach Weber und sitzt ganz entspannt da. Jammern will er nicht. Ihm geht es recht gut. Der 72-jährige Komiker aus Wohlen gibt zwar zu, dass er ab und an eine Pause mehr benötigt als früher, bis sein Programm definitiv steht. Nun ist auch der neuste Wurf bereit. Mit «King of Gäx» geht er Mitte April auf seine 17. Tournee. Die 17. Tour durch die Deutschschweiz. Was für eine Leistung. Peach Weber – das personifizierte Erfolgserlebnis.
Wenn ihm sein Job und die Auftritte auf der Bühne keine Freude machen würden, dann hätte er schon vor 20 Jahren damit aufgehört, erklärt er noch. Ans Aufhören denkt er nicht, noch lange nicht. Die Abschiedsvorstellung ist für Oktober 2027 geplant. Jetzt zählt vorerst nur «King of Gäx».
Ein bisschen komisch fühlt sich das nahende Karriereende an
Weil er auch bei der 17. Tour wohl fast nur vor ausverkauften Häusern aufspielen wird, könnte man zur Überzeugung gelangen, dass Peach Weber ein Perfektionist ist. Was er sofort widerlegt. «Jetzt habe ich zum 17. Mal zu wenig überlegt, schon wieder bin ich mit meiner CD zu spät dran», schmunzelt er. Diese soll am 2. Mai auf den Markt kommen – knappe zwei Wochen nach seiner Premiere. «Ehrlich, ich bin ein Chaot», gesteht er, «und ich habe immer Glück, dass alles funktioniert.»
Komiker, Chaot, Glückspilz, ehemaliger Lehrer, Ex-Einwohnerrat – Peach Weber hat ganz viel zu bieten. «So bin I halt» heisst sein erstes Programm aus dem Jahr 1980. Inzwischen katapultierte er sich in hohe Sphären: Es lebe der König mit «King of Gäx».
Sein letzter Streich? Definitiv? «Vielleicht ist es ja besser, wenn das nun das letzte Programm ist», sinniert er. Allerdings befindet er sich, wie er sagt, «in einem guten Prozess, jedoch mit einem komischen Gefühl. Denn ich konnte mich 20 Jahre lang auf das Karriereende vorbereiten, habe alles erlebt und jeden Trend überlebt.» Und in knapp zweieinhalb Jahren soll Schluss sein. Ein bisschen darf da die Gefühlswelt schon Achterbahn fahren.
Seine Abschiedsvorstellung steigt am 15. Oktober 2027. Eine Idee, die er Ende 2008 lancierte. Das Zürcher Hallenstadion ist mittlerweile zweimal ausverkauft. Bei einer weiteren Zusatzvorstellung am 14. Oktober sind ebenfalls bald alle Tickets weg. Er weiss noch nicht, was er da auf der Bühne des Hallenstadions vollbringen will. Ein «Best of» oder doch nochmals ein neues Programm. «Mal schauen, wie zwäg ich dann bin. Es wird sicherlich keine Akrobatiknummer geben.» Aber Komik pur, so viel kann er versprechen.
Nichts ist Gewohnheit
Dreimal ein ausverkauftes Hallenstadion. Diesen Erfolg kann er sich bis heute nicht erklären. Eine gute Idee, ohne Werbung. Und es funktioniert. «Ist doch eine geile Sache.» Das finden auch alle Peach-Weber-Fans. Ganz topfit sei er ja nicht, aber bis zum 75. Geburtstag wird das schon. Er hält es mit dem Satz seiner Mutter: «S’chond scho guet».
Eine Karriere bis 75 lässt sich ja nicht planen. Das hatte Peach Weber auch nie vor. Er nahms locker und sagte sich immer: «Wenn die Menschen nicht mehr in die Vorstellung kommen, dann höre ich auf.» Sie sind immer hingegangen – und hochzufrieden wieder nach Hause. Viele Abläufe sind mit den Jahren zur Routine geworden, «aber nie Gewohnheit. Jeder Auftritt ist nach wie vor eine Herausforderung», betont Weber. Ein ganzes Programm oder ein einzelner Abend – beides sei überhaupt nicht so einfach, «wie viele Leute meinen. Menschen zum Lachen zu bringen, ist echt schwierig, vor allem wenn ein Saal mit 500 Leuten besetzt ist.»
Und worauf kommt es an? Er sei keine «Rampensau», das Timing sei das Besondere, so Weber. Apropos Timing: Peach Weber ist seit 45 Jahren der Komiker-Platzhirsch der Schweiz. In dieser Zeit sind viele Typen in der Szene auf- und wieder abgetaucht. Einer ist immer geblieben: Peach Weber, ein Phänomen.
«Dann wäre mein Programm nur zwei Minuten lang …»
Und mit welchem Gag hat er in den letzten 45 Jahren eigentlich danebengegriffen? «Wenn ich jeden Gag prüfen müsste, ob sich irgendjemand auf der Welt verletzt fühlen könnte, dann wäre mein Programm noch zwei Minuten lang. Mehr und mehr wird eine gute Grundidee übertrieben und aufgebauscht, bis es dann eine Gegenbewegung gibt, die alles zunichte macht», sagt er. «Heute könne sich wenige Leute mithilfe der Algorithmen der dümmlichen sozialen Medien so aufspielen, als wären sie eine Mehrheit. Ich ziehe meine persönlichen Grenzen und die muss ich auch selber verantworten.»
Für Peach Weber ist sowieso das Publikum «der einzige legitime Kritiker». Wobei zu bedenken ist, dass an jedem Abend ein anderes Publikum im Saal sitzt, die Kritiker wechseln also ständig. Das macht die Herausforderung umso grösser. Peach Weber will unterhalten, den Menschen einen guten und sorgenfreien Abend bescheren – und das ist ihm in 16 Programmen auch gelungen. Vorstellung für Vorstellung. Der 17. Streich wird es ähnlich richten – und das ist keine gewagte Prognose.
Pétanque ist pure Erholung
Viel zu lachen gibt es bei Peach Weber auch in der Freizeit, allerdings nicht auf Knopfdruck. Die illustre Jassgruppe, gegründet vor 50 Jahren im Café Bahnhöfli, gibt es heute noch. Den Samschtig-Jass im SRF habe er geschätzte viermal gewonnen. Und das Pétanque-Spiel beim Schlössli ist zur grossen Leidenschaft geworden. «Das ist Wellness, pure Erholung, besser als jedes Wellness-Hotel», strahlt er. Nach vier Stunden Boule-Spiel und Präzisionssport kommt er jeweils zufrieden und erholt nach Hause. Er könne die Mitspieler dort so richtig gut mobben, ein wenig «anzünden». Sieben, acht Leute zählen zum Pétanque-Stamm. «Alles glatti Cheibe, das ist wichtig.»
Übrigens: Als Pétanque-Spieler brachte er es schon in eine Tageszeitung – notabene im Sportteil. Da musste selbst er schmunzeln. Heute noch.
Wer Peach Weber vor sich hat, der kommt am Lehrerberuf, an Wohlen und an der Politik nicht vorbei. Er würde sofort in den Lehrerberuf zurückkehren, sagt er, «wenn ich denn heute 20 Jahre alt wäre. Nur schon darum, weil es immer heisst, dass der Lehrerberuf so schwierig geworden ist.» Er mag eben Herausforderungen. Er hätte sich auch vorstellen können, mal eine Beiz zu eröffnen.
Es dauert bis zum Polit-Comeback
Peach Weber wollte damals als Lehrer immer für die Schülerinnen und Schüler da sein, «auch für Schüler, die Probleme machen». Gewiss doch, gebe es Unterschiede, ob die Schule in Hägglingen oder in Spreitenbach zu Hause sei. «Aber die Kinder können nichts dafür, wenn sich die Welt immer schneller dreht.» Und Veränderungen mit den Lehrplänen habe es an der Schule schon immer gegeben, so Weber. Das Menschliche sei entscheidend in der Schule, «das hat mich immer interessiert. Man kann Schüler aufbauen oder eben nicht. Aber man muss ihnen immer etwas fürs Leben beibringen und mitgeben.»
Und die Gemeinde Wohlen? Die habe für ihn immer noch eine Bedeutung, hier habe er 42 Jahre lang gern gelebt. Das Elternhaus steht hier, der Bruder wohnt in Wohlen. «Und ab und zu staune ich, wie viel Gutes Wohlen zu bieten hat. Im Alter ist Wohlen sogar perfekt, hier hat man fast alles.» Etwas härter geht er mit der Politik ins Gericht. «Oft gibt es mühsame Spielereien, deshalb interessiert mich die Wohler Politik eigentlich nicht mehr.»
Seine persönliche Zeit im Einwohnerrat liegt weit zurück – Ende der 70er- und Anfang der 80er-Jahre, zuerst als «Euse Maa», dann als «Eusi Lüüt». «Das war eine Superzeit im Einwohnerrat. Wir haben am Anfang nicht viel bewirkt, aber dafür viele Fragen gestellt.» Aber damit hat es sich. Also kein Comeback? «Doch», antwortet er postwendend, «so etwa im Jahr 2078. Alle meine Politgegner sollen sich bereits vorbereiten.» Sagt es und muss selbst laut lachen.
Das passiert ihm nicht immer. Denn wenn Peach Weber an Gags herumstudiert und gleichzeitig an die Welt da draussen denkt, «dann gibt es wenig zu lachen». Trotzdem ist ihm ein 17. Programm gelungen. Er habe anfänglich fast zu viel gutes Material gehabt, gibt er zu. Das passt. Aber die Wahrheit ist auf der Bühne. Da hat er eine eigene Marschroute: «Komik wird als solche angesagt, und das allein steigert die Erwartungshaltung.» Und die ist bei Peach Weber nun mal gross. Mit «King of Gäx» sowieso. Königlich soll es werden – wenn das einer schafft, dann Komikkönig Peach Weber.
Die Tournee «King of Gäx» startet am Montag, 14. April, 20 Uhr, im Stadtsaal in Kloten. Am Dienstag, 22. April, 20 Uhr, gastiert Peach Weber im KuK in Aarau.
– Geplant sind bis Oktober Auftritte in über 20 Ortschaften der Deutschschweiz.
– Weitere Infos: www.peachweber.ch.