Klassiker noch heute aktuell
29.09.2023 WohlenDie Volkshochschule Region Wohlen feiert ihr 60-Jahr-Jubiläum
In den 60 Jahren Volkshochschule in Wohlen gab es viele Vorträge und Kurse, die auch heute noch zeitgemäss und beliebt sind. Im vielseitigen Programm lässt sich immer etwas finden, was einen ...
Die Volkshochschule Region Wohlen feiert ihr 60-Jahr-Jubiläum
In den 60 Jahren Volkshochschule in Wohlen gab es viele Vorträge und Kurse, die auch heute noch zeitgemäss und beliebt sind. Im vielseitigen Programm lässt sich immer etwas finden, was einen anspricht.
Monica Rast
Genau vor 60 Jahren, am 27. September 1963, wurde die örtliche Volkshochschule Wohlen als dritte im Kanton Aargau im Saal des Restaurants Sternen gegründet. Dies war ein guter Grund, um das 60-Jahr-Jubiläum auf den Tag genau gebührend zu feiern. Dabei durften Reden, Glückwünsche und ein wenig Geschichte der Volkshochschule nicht fehlen.
Landammann Jean-Pierre Gallati erinnert in seiner Rede an die Anfangszeiten der Volkshochschule. Bereits um 1900 gab es solche Schulen in Dänemark, bis die Bewegung 1919 die Schweiz erreichte. In dieser von Krisen beherrschten Zeit wurde von der bürgerlichen Seite her die Volkshochschule ins Leben gerufen. «Bildung und Weiterbildung für Bürger waren das Ziel», erklärt der Landammann, der sich in die Geschichte der VHS für seine Rede vertieft hatte. Man wollte Wissen vermitteln, damit die Bürger mitreden konnten. «Zuerst mit Unidozenten, bis man merkte, dass die Volksschule auch gute Lehrer hatte.»
Obwohl die Klubschule Migros 1944 den Gedanken der Weiterbildung ebenfalls aufnahm, blieb die VHS erfolgreich. Elektrizität, Astronomie, Volkswirtschaft, Säuglingspflege und später Sprachkurse bis hin zu Freizeitaktivitäten prägen das Kursangebot der Schule. Anton Wohler, Fritz Stäuble, Kurt Hartmann und Alfreda Kron waren nicht nur Gründungsmitglieder, sondern auch Autoritäten auf ihrem Gebiet, von denen man viel lernen konnte. «Zum Glück gibt es heute immer noch so engagierte Lehrer», freut sich Gallati.
1075 Kurse in 60 Jahren
Für die Jubiläumsfeier recherchierte auch Bruno Breitschmid, Präsident der Volkshochschule Region Wohlen, ein wenig in der Geschichte. Dank dem lückenlosen Vorhandensein der Jahresprogramme konnte er Einsicht in die damaligen Kurse gewinnen. 1075 Kurse wurden der Bevölkerung über die Jahre angeboten. «Eine stolze Zahl», meint Breitschmid freudig. «Wenn an jedem Anlass durchschnittlich 16 Personen teilgenommen haben, wären dies rund 17 200 Personen. Also ziemlich genau die Einwohnerzahl von Wohlen.»
Über all die Jahre sind echte VHS-Klassiker entstanden wie Literatur zur Diskussion, Singen zur Freude oder der Gang durch Wohlen. Viel der damaligen Vortragsthemen würde auch in die heutige Zeit passen und ist, ein wenig angepasst, immer noch aktuell. Bereits von 1965 bis 1970 wurde über Medizin, das Freiamt und Psychologie gesprochen.
«Wie viel Informatik braucht der Mensch?» wurde bereits 1988 angeboten. «Ich bin überzeugt, dass viele der früheren Themen auch heute noch aktuell und interessant wären», so Breitschmid. «Wir freuen uns, dass wir auch heute noch auf treue Referenten zählen dürfen.»
Lobende Worte auch von der Wohler Politik
Einwohnerratspräsident und höchster Wohler Cyrille Meier ist unter den geladenen Gästen und überbringt lobende Worte. «Es ist wichtig, dass sich jemand für die Bevölkerung einsetzt», hält er in seiner Ansprache fest. Die vielen interessanten Kurse haben auch ihn schon veranlasst, den einen oder anderen zu besuchen. «Dank dem neuen QR-Code geht es sehr einfach», meint er und freut sich schon auf das Pilzesammeln. Vizeammann Thomas Burkard überbringt die Grussworte des Gemeinderates. Der Gemeinderat steht hinter der Organisation und lobt das grosse Engagement von Vorstand und allen Beteiligten. «Der Gemeinderat wünscht euch weiterhin ein gutes Echo und dass ihr aktuell bleibt.» Burkard ist nicht nur Mitglied der VHS, sondern er hat auch schon Kurse über Vögel durchgeführt, an die er sich gerne erinnert.
Lernen als lebenslanger Prozess
«Lernen ist für mich ein negativer Begriff», meint Tobias Rohner, Gründer der United School of Sports. «Lernen ist für mich nie eine Freude gewesen.» Seine Schulzeit war eher holprig und das geplante Studium brach er sogar zweimal ab. Doch er holte als Erwachsener alles nach und ist jetzt Unternehmer und Verwaltungsratspräsident der Sportpark Bünzmatt AG in Wohlen. «Was ist Bildung?», fragt er die Anwesenden und antwortet gleich selbst: «Das reflektierte Verhältnis zu sich, zu anderen und zur Welt.» Er vergleicht das Gehirn mit einer Black Box. Eingeschlossen im Dunkeln des Schädels, das ausschliesslich elektrische Impulse verarbeitet. Rohner ist überzeugt, dass Wahrnehmung eine notwendige Voraussetzung für das Lernen ist.
Keine Information ohne Interpretation und ohne Deutung. Deshalb ist es wichtig, mit Kindern möglichst viel zu machen, damit sie ihre Verknüpfungen im Gehirn herstellen können. «Menschen sind Unikate», ist der Unternehmer überzeugt. «Je mehr der Mensch lernt, umso besser.» Laut Rohner ist Lernen ein lebenslanger individueller Prozess, durch den neue Erfahrungen in vergangenen Erfahrungen integriert werden. Kein Mensch wird begabt geboren – Menschen werden mit Potenzialen geboren. «Nutzen Sie Ihr Potenzial intensiv und mit Lust», animiert er die Anwesenden.
Der Vortrag über Synapsen, Begabung, Talent und Bildung wird noch einige Zeit rege an den Tischen diskutiert. Auch wenn sich nicht immer alle bei dem Thema einig sind, eines wissen sie ganz genau: Die Volkshochschule leistet einen wichtigen Beitrag zur Bildung.