Klare Botschaft an Gemeinderat
29.10.2024 WohlenOrtsbürger wollen bei denkmalgeschützter Villa Isler selbst entscheiden
Im Nu hat das vierköpfige Initiativkomitee 201 Unterschriften gesammelt. Es wären 64 nötig gewesen. «Wir haben den Puls des Volkes gespürt», sagte der ehemalige ...
Ortsbürger wollen bei denkmalgeschützter Villa Isler selbst entscheiden
Im Nu hat das vierköpfige Initiativkomitee 201 Unterschriften gesammelt. Es wären 64 nötig gewesen. «Wir haben den Puls des Volkes gespürt», sagte der ehemalige Gemeindeammann Walter Dubler bei der Übergabe der Unterschriften. Der Schutz des Anwesens Villa Isler ist zentral.
Daniel Marti
Die erfahrenen Ortsbürger Ruedi Donat, Kurt Meier, Hans Meyer und Walter Dubler wollen unbedingt, dass die denkmalgeschützte Villa Isler sowie das gesamte Areal so bleiben, wie sie sind. Und dass der Charakter und die Historie des Anwesens gewahrt bleiben. Um dies in der Auseinandersetzung mit einem nachbarlichen Baubegehren zu gewährleisten, reichte das vierköpfige Komitee ein Initiativbegehren ein. Knapp zehn Tage später haben sie die geforderte Unterschriftenzahl bereits beieinander. Sogar das Dreifache. Damit sofort Klarheit herrsche, habe man aufs Tempo gedrückt, erklärte Dubler.
Eine Woche hat gereicht
Bei der Übergabe der Unterschriften konnte sich der ehemalige Gemeindeammann Walter Dubler einen Spruch nicht verkneifen. Als Bildhintergrund wäre doch das Wetterhäuschen vor dem Gemeindehaus ideal, betonte er. «So spürt der Gemeinderat die Grosswetterlage besser.» Alle mussten schmunzeln, auch Gemeindeschreiber-Stellvertreterin Michelle Hunziker und die neue Leiterin der Einwohnerdienste, Ardita Seyfettin. Die beiden nahmen die Unterschriften gerne entgegen.
Zu den Fakten: Am 17. Oktober lancierte das vierköpfige Komitee die erste Volksinitiative in der Geschichte der Ortsbürgergemeinde Wohlen. Stimmberechtigt sind 633 Ortsbürgerinnen und Ortsbürger. Für das Sammeln der nötigen 64 Unterschriften (10 Prozent der Stimmberechtigten) hätte das Komitee ein Jahr Zeit gehabt. Bereits nach einer Woche wurden 201 Unterschriften eingereicht, dies entspricht 31,7 Prozent der Stimmberechtigten. Darüber ist das Komitee hocherfreut, wie es in einer Pressmitteilung heisst.
Die Initiative verlangt, dass im Organisationsreglement der Ortsbürgergemeinde Paragraf 5, Übertragung von Befugnissen an den Gemeinderat, aufgehoben wird. Mit der Aufhebung der Bestimmung soll die Einräumung und Aufhebung von Rechten an Grundstücken der Ortsbürgergemeinde wieder in die Zuständigkeit der Ortsbürgergemeindeversammlung fallen. Anlass für diese Änderung ist das von Stach Investment AG, Schindellegi, geplante Bauvorhaben am Freihofweg.
Wohlen nicht abwerten
Zur Erinnerung: Für die Erschliessung ist zulasten des Areals Villa Isler eine Landabtretung oder die Einräumung eines Fuss- und Fahrwegrechtes nötig. Das Isler-Areal ist im Eigentum der Ortsbürgergemeinde und steht unter Ensembleschutz. Die Bau- und Nutzungsordnung Wohlen verlangt unter Ensembleschutzzone, «dass der Charakter des Gartens und der Annexgebäude der kantonal geschützten Villa Isler zu bewahren ist». Laut Komitee besteht die Befürchtung, «dass der weitgehend geschützte Baumbestand im Bereich des Freihofwegs massiv geschädigt wird. Ein Grossteil der Bäume würde die mit dem geplanten Bauvorhaben verbundenen Einwirkungen nicht überleben. Wohlen würde damit städtebaulich abgewertet.»
Der Gemeinderat hat weiter die im Jahr 2007 zwischen der Ortsbürgergemeinde und der damaligen Verkäuferschaft, Familie Rudolf Isler-Schwab, festgehaltene Verpflichtung einzuhalten, «wonach die Villa Isler mit ihren weiteren Gebäuden und Gartenanlagen während einer Dauer von wenigstens 25 Jahren im Wesentlichen in der heutigen Gestaltung erhalten bleibt».
Interessenkonflikt beheben
Der Gemeinderat ist für die Ortsbürgergemeinde zuständig. Gleichzeitig ist er Baubewilligungsbehörde. «Der Gemeinderat steht in einem Interessenkonflikt», so das Quartett. «Deshalb wollen die Ortsbürgerinnen und Ortsbürger wieder selbst über die entsprechenden Befugnisse verfügen und in dieser für das Ortsbild bedeutenden Angelegenheit entscheiden.»
Wie Walter Dubler, Ruedi Donat, Kurt Meier und Hans Meyer berichten, waren die Reaktionen «bei der Unterschriftensammlung überwältigend. Die Diskussionen haben gezeigt, dass die Begründung des Komitees überzeugt. Es herrscht die Meinung, dass alles zu unternehmen ist, damit diese einzigartige grüne Oase von Wohlen bewahrt wird.»
Nationale Strahlkraft
Wegen dem Schweizer Strohmuseum habe dieses denkmalgeschützte Areal sogar nationale Strahlkraft, heisst es in der Pressemitteilung weiter. «Und es darf nicht sein, dass die Ortsbürgergemeinde der Stach Investment AG freiwillig Dienstbarkeiten einräumt und damit die Erschliessung für zwei überrissene Mehrfamilienhäuser ermöglicht.» Dies hätte zur Folge, dass das Areal der Ortsbürgergemeinde «massiv geschädigt» werde. Denn das 76 Aren umfassende Areal der Ortsbürgergemeinde würde entwertet. Auch der künftige Handlungsspielraum für die Ortsbürgergemeinde würde eingeschränkt.
Schutz konsequent durchsetzen
Walter Dubler, Ruedi Donat, Kurt Meier und Hans Meyer werten die hohe Anzahl an Unterschriften als «klare Botschaft an den Gemeinderat, an die Abteilung Planung, Bau und Umwelt sowie an die Stach Investment AG». Das sei eine Demonstration der besonderen Art, so Dubler weiter. «Und wir haben den Puls des Volkes gespürt.» Das Quartett hofft nun, dass der Schutz des Anwesens «konsequent umgesetzt wird». Damit sind vor allem Denkmalschutz und der Ensembleschutz gemeint.