Kiesgruben als Lebensraum
22.09.2023 WohlenEin Projekt mit vielen Beteiligten – Stippvisite bei Wohler Unternehmen
Verbände, Verein, Unternehmen und Schulklassen spannen zusammen, um die Biodiversität in Kiesgruben zu fördern. Zwei Wohler Schulklassen besuchen die Kiesgrube der Firma ...
Ein Projekt mit vielen Beteiligten – Stippvisite bei Wohler Unternehmen
Verbände, Verein, Unternehmen und Schulklassen spannen zusammen, um die Biodiversität in Kiesgruben zu fördern. Zwei Wohler Schulklassen besuchen die Kiesgrube der Firma Notter.
Monica Rast
Der Verband der Kies- und Betonproduzenten Aargau (VKB), Pro Natura Aargau und entsprechende Unternehmen mit Kiesgruben lancieren gemeinsam das Projekt «Friday for Biodiversity – ein gemeinsamer Einsatz für die Natur». Sinn und Zweck dieses Projekts ist es, den jungen Menschen zu zeigen, was Kiesgruben in Sachen Biodiversität zu bieten haben. «Sie sollen etwas lernen, sehen, was wichtig ist, und einen Beitrag dazu leisten», erklärt Gerhard Moser, Geschäftsführer VKB, das Projekt. Mit dem Verschwinden von natürlichen Bachläufen nehmen Kiesgruben immer mehr einen besonderen Stellenwert in der Biodiversität ein.
Die Firma Notter betreibt ein solches Kies- und Betonwerk in Stetten und engagiert sich auf dem Grundstück aktiv für die Biodiversität. Für das Projekt vom VKB wurden Schulklassen in Wohlen angeschrieben, ob sie daran teilnehmen möchten. Nach einer kurzen Abklärung nehmen sich die zwei Realklassen aus der Schule Junkholz Zeit, um beim Projekt mitzuwirken. «Wir haben vor zwei Wochen davon erfahren und finden es eine gute Sache», meint Sohrab Ghafari, Klassenlehrer Real 3e.
Bei einer Führung mit Paul Weiss, Leiter Baustoffe, bekommen die 30 Schülerinnen und Schüler einen Einblick in die Kiesgruben und verstehen so den Zusammenhang mit der Biodiversität besser. Viele temporäre und rund zehn bis 15 kleinere Gewässer sind in der Kiesgrube verteilt und bieten so diversen Pionierarten wie der Gelbbauchunke einen Lebensraum.
Dynamik in der Kiesgrube
Sauberes Material ist für eine Kiesgrube ein wichtiger Aspekt, damit Lebensraum entstehen kann. Während in der Natur das Wasser für die nötige Veränderung sorgt, ist das in Kiesgruben die Maschine. Wenn Kies abgebaut wird, entsteht eine neue Grube, die im Verlauf der Zeit mit sauberem Abbruchmaterial wieder aufgefüllt wird. Durch die Verlagerung von Material entstehen so immer wieder neue Landschaften, die von Pionierarten besiedelt werden können. «Schon eine Fahrspurrinne kann neuen Lebensraum bieten, wenn sie sich mit Wasser füllt», erklärt Sebastian Abt vom Fachverband der Schweizerischen Kies- und Betonindustrie (FSKB). Er und seine Kollegin Iris Lauper erklären den Schülern den Nutzen solcher Kiesgruben.
Nach einer kurzen Einführung geht es für die Schüler ans Grobe. Eine Gruppe legt unter der Anleitung von Lauper Hand an bei den invasiven Neophyten wie dem Kanadischen Beruf kraut, der Goldrute oder dem schnell versamenden Sommerflieder. Bewaffnet mit Kehrichtsäcken geht es dem ungeliebten Grünzeug an den Kragen. «Sie sind zwar schön anzuschauen, aber wir wollen sie hier nicht haben», erklärt Moser. Das gesammelte Material wandert in die Verbrennungsanlage, um eine weitere Verbreitung zu verhindern.
Die zweite Gruppe errichtet einen neuen Lebensraum für die Mauerund die Zauneidechse. Die Teilnehmer legen unterschiedlich grosse Steine in den Hang hinein und bilden einen Steinhügel. Auf die Frage eines Schülers, ob dies nicht eine Maschine machen könnte, antwortet Abt: «Wir können die Steine in den Hang hineinlegen, die Maschine nicht. So bieten wir einen optimalen Lebensraum. Nicht nur für die Echsen.»
Zertifizierter Lebensraum
Das CSD Ingenieur- und Umweltbüro begleitet die Biodiversität in der Kiesgruppe Otto Notter und bietet eine ökologische Begleitung. Hinzu kommt die Zertifizierung durch die Stiftung Natur und Wirtschaft. Das Zertifikat zeigt, dass die Firma Notter ihre Fläche ökologisch bewirtschaftete. Mit dem Projekt «Friday for Biodiversity» möchte der VKB seine Idee nach aussen tragen und der Bevölkerung aufzeigen, was für Potenzial für die Biodiversität in Kiesgruben steckt.