Kaiserin Sisi und die Schweiz
16.09.2025 WohlenEin spannender Abstecher in kaiserlich-royale Zeiten im Schlössli – mit Autor Michael van Orsouw
Michael van Orsouw ist Bühnenpoet und Autor historischer Bücher. Er lüftete vor einem fasziniert zuhörenden Publikum den Schleier über das ...
Ein spannender Abstecher in kaiserlich-royale Zeiten im Schlössli – mit Autor Michael van Orsouw
Michael van Orsouw ist Bühnenpoet und Autor historischer Bücher. Er lüftete vor einem fasziniert zuhörenden Publikum den Schleier über das wahre Leben von Elisabeth von Österreich-Ungarn.
Walter Minder
Fabian Furter, Präsident vom Verein Schlössli Wohlen, begrüsste die rund 60 Gäste und erwähnte, dass das älteste Haus in Wohlen, einst Sitz «der edlen Ritter von Wohlen», nach mehreren ungeklärten Bränden hätte abgerissen werden sollen.
Dank breiter Unterstützung konnte das historische Gebäude renoviert werden, das seit 2018 auch für private Anlässe vermietet wird. «Werden Sie doch Mitglied bei uns, den Jahresbeitrag können Sie mit dem Besuch unserer Generalversammlung praktisch kompensieren …»
Warum Sissi und nicht Sisi?
Seine Recherchen, so Michael van Orsouw, haben ergeben, dass Sisi – wie sie von ihren Eltern genannt wurde – zwischen 1867 und 1898 die Schweiz immer wieder besucht hat, «nur in Wohlen war sie nie».
Für sein Buch «Sisis Zuflucht – Kaiserin Elisabeth und die Schweiz» hat er unzählige Quellen konsultiert und in Archiven gestöbert, um den Bezug der österreichischen Kaiserin zu unserem Land fundiert zu untersuchen. Warum aber heisst sie in der breiten Öffentlichkeit Sissi? Van Orsouw: «Ernst Marischka, bekannt für seine Filme mit Romy Schneider und Karlheinz Böhm, hat den Namen Sissi gewählt, damit er über keine historischen Tatsachen stolpert.»
Kaiserin Elisabeth wurde 1837 in München geboren. Sie verbrachte ihre Jugendzeit auf Schloss Possenhofen in Bayern. Dort genoss sie die Natur und eine etikettenfreie Erziehung. Franz Joseph I., Kaiser von Österreich, lernte Sisi 1853 in dessen Villa in Bad Ischl kennen. Er verliebte sich Hals über Kopf in seine Cousine und ein Jahr später heirateten sie.
Die Schweiz – ihr Zufluchtsort
Doch in Wien litt sie unter den Intrigen ihrer Schwiegermutter Erzherzogin Sophie und des Wiener Adels, die Wiener Hofburg empfand sie als Gefängnis. Schon zwei Wochen nach ihrer Hochzeit schrieb Sisi: «Ich bin erwacht in einem Kerker und Fesseln sind an meiner Hand ...» Als ihre Tochter Sophie – Sisi hatte mit Kaiser Franz I. drei Töchter und einen Sohn – 1857 im Alter von zwei Jahren starb, holte sie sich seelischen Beistand im Benediktinerinnen-Kloster im Trachslau SZ. Kaiser Franz Joseph I. schenkte dem Kloster Einsiedeln in diesem Zusammenhang ein fast drei Meter hohes Sisi-Bild, das seit den 1960er-Jahren verschwunden war.
Van Orsouw: «Ich habe Kunsthistoriker Markus Bamert auf das verschwundene Bild aufmerksam gemacht. Er durchforstete das ganze Kloster und siehe da: auf einem Estrich wurde er fündig.»
1889 dann ein nächster Schicksalsschlag im Leben von Sisi: Ihr 1858 geborener Sohn und Thronfolger Rudolf wählte zusammen mit seiner Geliebten Mary Vetsera den Freitod. Sisi bestellte für ihn beim Tessiner Bildhauer Antonio Chiattone ein Denkmal für ihre Villa auf Korfu. Dann folgte eine spannende Tour-de-Sisi in jene Städte und eleganten Hotels, in denen die österreichische Kaiserin immer wieder zu Besuch war.
Zu jener Zeit war die Schweizer Hotellerie beim europäischen Adel hoch im Kurs, wie etwa das «Baur au Lac» in Zürich, wobei Sisi nach einem Cholera-Alarm nach Schaffhausen «flüchtete» und den Rheinfall entdeckte.
«Ich will in Ruhe gelassen werden.»
Luzern mit dem Hotel National, das Hotel Jungfraublick in Interlaken, wo sie literweise «gesunde» Molke trank oder das feudale Grand Hôtel et Hôtel des Alpes in Montreux-Territet – zum Teil reiste sie unter einem Decknamen und signalisierte: «Ich will in Ruhe gelassen werden.»
Tour-de-Sisi
Im Vergleich zu anderen europäischen Städten konnte sie sich in der Schweiz weitgehend frei bewegen.
Sie genoss in Zürich Glace beim «Sprüngli», freute sich in Bern über die Tiere im Bärengraben und liebte «das kosmopolitische Treiben» in Genf. In jener Stadt, in der sie am 10. September 1898 vom italienischen Anarchisten Luigi Lucheni ermordet wurde.
Der Anlass war ein spannendes Eintauchen in vergangene Zeiten, ein Kennenlernen der schönsten Frau ihrer Zeit. Ein Abend, der noch lange bei den Besucherinnen und Besuchern in Erinnerung bleiben wird und wofür Michael van Orsouw mit tosendem Applaus belohnt wurde.