In spannende Videos eintauchen
18.08.2023 WohlenSonderausstellung: Zeitzeuginnen und Zeitzeugen im Schweizer Strohmuseum
In der neuen Sonderausstellung des Schweizer Strohmuseums erinnern sich Zeitzeuginnen und Zeitzeugen an die Hutgeflechtindustrie. Ein interaktives Kino gewährt Einblicke in über 30 ...
Sonderausstellung: Zeitzeuginnen und Zeitzeugen im Schweizer Strohmuseum
In der neuen Sonderausstellung des Schweizer Strohmuseums erinnern sich Zeitzeuginnen und Zeitzeugen an die Hutgeflechtindustrie. Ein interaktives Kino gewährt Einblicke in über 30 Videointerviews. Persönliche Erinnerungen und Perspektiven bieten einen neuartigen Blick auf das Leben und Arbeiten im Freiamt von anno dazumal.
Wie sahen Alltag und Arbeit einer Familie vor sechzig oder siebzig Jahren aus? Was machte ein Gef lechtmaschineneinrichter? Und wie wird ein Wohler Schuljunge zum Liftboy des Bundesrates? Alle diese Fragen werden mit der neuen Sonderausstellung «Von Kohlepapier, Knöpflimaschinen und Knabenurin» im Schweizer Strohmuseum ab 10. September beantwortet.
Interaktives Zeitzeugen-Kino
Für die neue Sonderausstellung wurde das mehr als 30 Stunden umfassende Interviewmaterial gesichtet, thematisch verdichtet und zusammengeschnitten. Entstanden sind 60 Videos, die auf gleichzeitig informative und unterhaltsame Weise Aspekte der ehemaligen Hutgeflechtindustrie vielschichtig vermitteln.
In einem interaktiven Kino sind die Besucherinnen und Besucher eingeladen, in die spannenden Erzählungen einzutauchen. Per Knopfdruck wählen sie ihre Lieblingsvideos aus. In einer Abstimmung werden die meistgewählten Erinnerungsgeschichten ausfindig gemacht und für alle Gäste abgespielt. Die Videos erzählen von Familie und Alltag, Ausbildung und Arbeitsbedingungen, Fachwissen und Unternehmertum. Und immer wieder erinnern sich die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen an die eine oder andere Anekdote über Goldvreneli, Geldkuriere oder den Grand Prix Eurovision de la Chanson.
Videomaterial aus Oral-History-Projekt
Begleitet werden die Videos von kontextualisierenden Ausstellungselementen: einer Karte zu den baulichen Spuren der Hutgeflechtindustrie und einem Zeitstrahl. An einer «Erinnerungswand» können sich die Besucherinnen und Besucher selbst mit dem Vorgang des Sich-Erinnerns beschäftigen. Die Erzählungen der Zeitzeugen stammen vom 2022 abgeschlossenen Oral-History-Projekt «Geschichten aus Chly Paris». Die beiden Historiker Daniel Güntert und Corina Haller führten Interviews mit Menschen, die in der Hutgeflechtindustrie tätig waren oder sich an diese erinnern. In den Videos kommen ehemalige Fabrikarbeiterinnen, Fergger, Buchhalterinnen und Personalchefs zu Wort, Menschen, die in der Regel keine eigene historische Stimme haben.
Die Vernissage der Ausstellung erfolgt am Sonntag, 10. September, 11.30 Uhr. Die Sonderausstellung «Von Kohlepapier, Knöpflimaschinen und Knabenurin» dauert dann bis am 29. September 2024.
Begleitprogramm mit Streifzügen und Gesprächen
«Streifzüge durch Chly Paris» bilden das Begleitprogramm zur Ausstellung. Ausgehend von den Erinnerungen der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sowie den entsprechenden Schauplätzen vermitteln Daniel Güntert und Corina Haller bei gemeinsamen Spaziergängen durch Wohlen wichtige Informationen zur Hutgeflechtindustrie. Vorher schaut man sich zusammen kurz die Ausstellung an. Dauer: zirka 1,5 Stunden.– Anmeldung unter info@strohmuseum.ch oder Tel. 056 622 60 26 (begrenzte Anzahl der Teilnehmenden). An folgenden Daten finden die Streifzüge statt: Sonntag, 12. November, 10.30 Uhr; Samstag, 27. Januar 2024, 14 Uhr; Sonntag, 10. März 2024, 10.30 Uhr; Samstag, 25. Mai, 14 Uhr; Sonntag, 16. Juni, 10.30 Uhr; Samstag, 24. August, 14 Uhr. Weiter erzählen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen im Gespräch von ihren Erfahrungen in der Hutgeflechtindustrie. Moderiert werden die Gespräche von Daniel Güntert und von Corina Haller. Dauer: 1 Stunde. Anmeldung unter info@strohmuseum.ch oder Tel. 056 622 60 26.
An folgenden Tagen finden die Gespräche im Strohmuseum statt: Sonntag, 29. Oktober, 14 Uhr; Sonntag, 14. Januar 2024, 14 Uhr; Samstag, 27. April 2024, 14 Uhr; Sonntag, 22. September 2024, 14 Uhr. --pd
«Sehr bedeutsames Projekt»
«Ich kann es kaum fassen, dass wir die neue Sonderausstellung in nur wenigen Wochen eröffnen. Ich freue mich enorm.» Das sagt Museumsleiterin Petra Giezendanner im Vorfeld der neuen Sonderausstellung. «Viele Jahre haben wir darauf hingearbeitet.» Mit der Neuheit werde ein wichtiger Höhepunkt «eines für das Strohmuseum sehr bedeutsamen mehrteiligen Projektes» gefeiert.
Petra Giezendanner ist überzeugt davon, dass die neue Ausstellung «mit den vielen Anekdoten und Geschichten aus dem Leben in Wohlen und dem Freiamt für die hiesige Bevölkerung besonders spannend ist. Während ältere Personen in Erinnerungen schwelgen können, zeigt sie jüngeren auf, wie stark sich nicht nur das Leben, sondern auch der Zeitgeist verändert hat.»
Gleichzeitig ermöglicht die Ausstellung auch neue Einblicke in die Hutgef lechtindustrie. Für einmal werde die Geschichte nicht «neutral» vermittelt, so die Museumsleiterin, «sondern von unterschiedlichsten Personen erzählt, die diese miterlebt und mitgestaltet haben und die sonst in dieser Form nicht zu Wort kommen». --dm