Immerhin ein Stimmungstest
27.10.2023 WohlenZehn Einwohnerratsmitglieder kandidierten für den Nationalrat: Eine Übersicht
Der Einwohnerrat war sehr gut vertreten bei den Nationalratswahlen. Zwar nicht auf den Hauptlisten, aber das Dorfparlament zeigte mit zehn kandidierenden Personen Flagge. Ein Ticket ...
Zehn Einwohnerratsmitglieder kandidierten für den Nationalrat: Eine Übersicht
Der Einwohnerrat war sehr gut vertreten bei den Nationalratswahlen. Zwar nicht auf den Hauptlisten, aber das Dorfparlament zeigte mit zehn kandidierenden Personen Flagge. Ein Ticket ins Bundeshaus war kein Thema. Etliche waren mit dem Ergebnis zufrieden. Dies bestätigen Julia Frischknecht (GLP), Stefanie Dietrich (Mitte) und Cyrille Meier (SP).
Daniel Marti
Unterlisten waren bei den Nationalratswahlen im Trend. Vor allem bei den Parteien, wohl weniger bei der Wählerschaft. Sie haben jedoch dazu geführt, dass auch Personen aus der Lokalpolitik den Sprung auf eine Liste geschafft haben. Ein gutes Beispiel ist der Einwohnerrat. Insgesamt zehn Personen aus dem Wohler Dorfparlament kandidierten für den Nationalrat. Allerdings nicht auf einer Hauptliste. Sondern es gab acht Kandidaturen auf einer Unterliste und zwei Kandidaturen auf einer Liste der Jungen.
Ein Blick auf die Resultate (siehe unten links) zeigt, dass die Kandidaturen auf einer Liste der Jungen durchaus honoriert wurden. Die Ergebnisse auf den Unterlisten der Wohler Einwohnerratsmitglieder fielen dagegen sehr unterschiedlich aus. Das beste Resultat der Wohler Einwohnerratsvertretungen erzielte Harry Lütolf, Mitte. Der Grossrat kam kantonal auf insgesamt 1619 Stimmen, 426 Stimmen stammen aus Wohlen. Dieser Spitzenrang ist wenig überraschend: Lütolf erzielte vor zwei Jahren das beste Resultat bei den Einwohnerratswahlen.
Nahe an Lütolf heran kam Julia Frischknecht. Die Einwohnerrätin kandidierte auf der Liste der Jungen der Grünliberalen und kam auf ein Total von 1514 Stimmen. Frischknecht kam auf den 5. Rang auf der Liste der Jungen GLP und auf den 2. Rang im Bezirk Bremgarten.
Recht ansprechend ist auch das Resultat von Lionel Zingg mit 816 Stimmen. Er kandidierte auf der Liste der Jungen der Freisinnigen.
Ein zufriedenes Trio
Julia Frischknecht ist «durchaus zufrieden» mit ihrem Resultat. Sie bedankt sich auch bei allen Wählerinnen und Wählern für das entgegengebrachte Vertrauen. «Es ist sehr schön zu sehen, wie viel Resonanz meine Kandidatur erzeugt hat, ohne dass ich die grösste aller Werbetrommeln gerührt hätte.» Dieses Ergebnis sei auf jeden Fall «eine schöne Ausgangslage für kommende Wahlen wie beispielsweise diejenigen für den Grossen Rat».
«Sehr zufrieden» mit ihrem Ergebnis ist Stefanie Dietrich, Mitte. «Ich habe mich sehr über die vielen Stimmen aus Wohlen und aus dem Kanton gefreut», sagt sie. Zuerst habe sie das Ganze analysieren müssen. Sie hatte keine Vorstellung davon, «wie viele Stimmen am Ende zu erwarten sind», gibt sie zu. Die Unterliste «Miteinander für das Freiamt – Die Mitte» wurde 443-mal unverändert eingeworfen. «Das bedeutet, dass fast 900-mal mein Name von Hand auf eine der vielen Listen geschrieben wurde. Ich bin für die 1328 Stimmen, davon 259 aus Wohlen, sehr dankbar und fühle mich unterstützt von der Bevölkerung.»
Wie Frischknecht und Dietrich ist auch Cyrille Meier mit seinem Ergebnis zufrieden. Sogar überrascht, da er persönlich keine grosse Werbung für seine Kandidatur gemacht habe. «Es lohnt sich aber, einen Smartspider zu erstellen. Manche Altbekannte auf meinem bisherigen Lebensweg haben mich deswegen kontaktiert und mir dann ihre Stimme gegeben», so der Einwohnerratspräsident. Auf der SP-Unterliste «Familie und Jugend» machte der 35-Jährige einen Sprung von Listenplatz elf auf Podestplatz drei.
Unterlisten: Am besten die Anzahl limitieren
Und wie betrachten Dietrich und Meier – als Direktbetroffene – die grosse Anzahl an Unterlisten? Macht das Sinn? Die Idee von Unterlisten findet Dietrich grundsätzlich gut. «So kann eine grössere Reichweite erzielt werden.» Die Meinung, dass die vielen Unterlisten die Stimmbeteiligung eher gesenkt haben, kann sie nicht teilen. «Ich denke, dass es das Gegenteil bewirkt hat. Es gab einige Personen, die nicht gewählt hätten, wenn sie nicht einen Kandidierenden gekannt hätten.» Allerdings pflichtet sie bei, dass es wohl zu viele Unterlisten gab. Stefanie Dietrich: «Hier könnte ich mir vorstellen, dass sich alle Parteien auf eine Anzahl und auf ein gesundes Mass an Unterlisten beschränken könnten. Die Lösung liegt in der Mitte.»
Ähnlich wie Stefanie Dietrich sieht das auch Cyrille Meier. «Da manchmal nur wenige Stimmen entscheiden, an welche Partei der Nationalratssitz geht, kann eine Unterliste den Unterschied ausmachen», sagt der Einwohnerratspräsident. «Auf Unterlisten sind eher Personen drauf, die die Wählerin oder der Wähler persönlich kennt.» Meier gibt jedoch auch zu, dass die «Flut an Unterlisten die Wählerinnen und Wähler überfordern kann. Anstatt ganz verbieten, lieber auf ein oder zwei Unterlisten pro Partei limitieren.»
Gute Vorbereitung für Grossratswahlen
Eine Kandidatur für die Nationalratswahlen kann durchaus ein Sprungbrett sein für die anstehenden Wahlen in den Grossrat. Das bestätigt Julia Frischknecht: «Da durfte ich beim letzten Mal schon viel Unterstützung erfahren, und sollte ich erneut kandidieren, sind die diesjährigen Nationalratswahlen sicher ein gutes Stimmungsbarometer.» Ihr gehe es aber nicht nur darum, selber gewählt oder nicht gewählt zu werden, sondern sie möchte die GLP so aktiv unterstützen. «Das macht auf jeden Fall Lust auf mehr.»
Die Grossratswahlen sind auch für Stefanie Dietrich durchaus ein Thema – wie auch für Cyrille Meier (siehe Kasten). «Politik interessiert mich sehr und ist in den letzten sieben Jahren ein wichtiger Teil in meinem Leben geworden», betont Dietrich. Sie mache die Arbeit als Einwohnerrätin und Co-Präsidentin der Mitte Wohlen «sehr gerne und ich investiere viel Zeit».
Vor drei Jahren hat sie bereits für den Grossrat kandidiert. «Und ich kann mir vorstellen, dass ich wieder kandidiere. Zuerst bin ich aber auch froh um eine kleine Verschnaufpause, obwohl es diese in der Wohler Politik zurzeit nicht gibt.»
Politische Zukunft von Cyrille Meier
Bis Ende Jahr amtiert Cyrille Meier noch als Einwohnerratspräsident. Dann wird sein Vizepräsident Marc Läuffer von der SVP die Ratsführung übernehmen (sofern er vom Parlament gewählt wird, was anzunehmen ist). Wie sieht denn die politische Zukunft von Cyrille Meier aus? Einer Kandidatur für den Grossrat sei er nicht abgeneigt, «da ich mit der verfehlten rechtsbürgerlichen Politik im Kanton Aargau nicht zufrieden bin». Er lasse sich aber noch Zeit mit dieser Entscheidung, sagt er. Und wie sieht es mit einem allfälligen weiteren Engagement im Einwohnerrat aus? «Ich habe mir bis nach den Sommerferien Zeit gelassen mit dieser Entscheidung», verrät der aktuell höchste Wohler. Jetzt steht der Entscheid. «Das Ende meines Präsidiums wird auch gleichzeitig der Schlusspunkt sein. Ich werde also nicht als normaler Einwohnerrat zurückkehren.» --dm