Im Garten hat es klick gemacht
11.08.2023 Rudolfstetten, MutschellenEin Vorschlag, der ankam
Seit 25 Jahren begeistert das «kino uf em dorfplatz» in Rudolfstetten. Die Idee für diesen erfolgreichen Freiluftanlass kam von Urs Schweizer. Er blickt auf die Anfänge zurück und gibt seine Highlights preis. ...
Ein Vorschlag, der ankam
Seit 25 Jahren begeistert das «kino uf em dorfplatz» in Rudolfstetten. Die Idee für diesen erfolgreichen Freiluftanlass kam von Urs Schweizer. Er blickt auf die Anfänge zurück und gibt seine Highlights preis. --red
25 Jahre «kino uf em dorfplatz»
Weil die Fasnachtsanlässe nicht mehr gut besucht waren, suchte der TSV Rudolfstetten nach einer neuen Möglichkeit, die Vereinskasse aufzubessern. Der Vorschlag, ein Open-Air-Kino anzubieten, kam bei der Bevölkerung in der Region sehr gut an.
Erika Obrist
«25 Jahre kino uf em dorfplatz mit neuem Gastronomie-Konzept» steht auf der Internet-Startseite des Vereins «kino uf em dorfplatz». Die Gastronomie am Open-Air-Kino war von Beginn an das Reich des TSV Rudolfstetten. «Der Turnverein hat früher Fasnachtsanlässe im Dorf organisiert und mit den Einnahmen das Vereinsleben mitfinanziert», erinnert sich Urs Schweizer. Doch die Besucherzahlen an den Bällen nahmen von Jahr zu Jahr ab und somit auch die Gewinne. Eine neue Einnahmequelle musste her.
Gefunden hat diese Quelle Urs Schweizer. Bei einem Quartierfest in Baden. Eingeladen bei Bekannten, gab es bei ihnen am Abend im Garten einen Film auf Leinwand zu sehen. «Da hat es klick gemacht in meinem Kopf.» Das könnte man doch auch in Rudolfstetten anbieten. Auf dem Dorfplatz. Schweizer hat die Idee seinen Turnkollegen vorgestellt; diese haben dem Vorhaben zugestimmt.
An drei Abenden wurden auf dem Dorfplatz unter freiem Himmel Kinofilme gezeigt. Der TSV stellte die Helferinnen und Helfer und versorgte die Besucherinnen und Besucher mit Speis und Trank. «Angefangen haben wir mit einem alten James-Dean-Film», so Urs Schweizer. Und: Schon bei der ersten Auflage resultierte ein Gewinn.
Alle Grossen waren da
Doch Schweizer wollte mehr, als dem Turnverein eine Einnahmequelle zu erschliessen: Ein kultureller Anlass für die ganze Region sollte das Open-Air-Kino werden. Deshalb erfolgte drei Jahre nach dem Auftakt die Gründung des Vereins «kino uf em dorfplatz». Organisation und Durchführung des Freilichtanlasses lagen fortan in den Händen der Vereinsmitglieder. Die Verpflegung blieb Sache des Turnvereins.
Der bald 69-jährige Schweizer ist ein Kino- und Musikfan von Kindsbeinen an. Und er ist der geborene Unternehmer. «Es macht mir immer Freude, etwas Neues auf den Weg zu bringen.» So hat er angefangen, Filmschaffende ans Open-Air-Kino nach Rudolfstetten einzuladen. Und alle sind sie gekommen: Stephanie Glaser, Mathias Gnädinger, Rolf Lyssy, Bettina Oberli, Beat Schlatter und viele mehr. Sie alle haben ihren Handabdruck an der «Wall of Fame» auf dem Dorfplatz hinterlassen. Nur einer konnte nicht kommen: Bruno Ganz. Er hat Schweizer eine Karte geschickt, in der er sein Fernbleiben begründet hat. «Diese Karte habe ich noch heute.» Und alle Künstlerinnen und Künstler sind mit dem «Rudy», einer von Gonnie Hexspoor geschaffenen kleinen Skulptur, und mit vielen guten Erinnerungen nach Hause gegangen.
Weil dem Verein das Gedeihen des Schweizer Filmschaffens stets eine Herzensangelegenheit war und ist, hat er die Hälfte des Reingewinns Jahr für Jahr dem Schweizer Filmschaffen gespendet. «Das kommt sehr gut an.»
Reich an Höhepunkten
«Man muss etwas wagen», ist das Motto des Unternehmers Urs Schweizer. So war er stets darauf bedacht, dem Publikum etwas Spezielles zu bieten. Es auch einzubeziehen. So wurde auf dem Dorfplatz Whisky gebrannt, Cowboys und Cowgirls ritten ein, Paare traten in ihrer Hochzeitskleidung auf. «Ein Mann hat seiner Freundin sogar einen Heiratsantrag gemacht. Sie hat Ja gesagt», lacht Schweizer. Als erstes Open-Air-Kino in der Schweiz organisierte man in Rudolfstetten einen Stummfilmabend mit Liveorchester. Studentinnen und Studenten der Zürcher Hochschule der Künste haben die Musik komponiert und die Musikerinnen und Musiker gestellt. Für Schweizer ein unvergesslicher Abend, in den er drei Jahre Vorbereitung investiert hat. Er hat viel gewagt: bei der Filmauswahl, bei den Attraktionen. Das Publikum hat es ihm mit seinem Erscheinen gedankt. Auch dass man trotzdem eingelassen wurde, wenn ein Filmabend ausverkauft war – es musste einfach jeder eine eigene Sitzgelegenheit mitbringen.
Von Juni auf August verlegt
Das Open-Air-Kino ist mit den Jahren gewachsen. Aus drei Tagen wurde eine Woche, dann wurden es acht Filme an acht Abenden. Die Kinowoche wurde von Ende Juni auf Anfang August verlegt. So konnte der Filmbeginn eine Stunde vorgezogen werden, und alle, die am nächsten Tag arbeiten müssen, kriegen so doch noch ein paar Stunden Schlaf. Nach einem Dutzend Jahren voller Ideen hat Urs Schweizer das Vereinspräsidium abgegeben an Johnny Kurtz. Im Hintergrund wurde die neue Generation in ihre künftige Führungsaufgabe eingeführt. Dann hat Stefan Meienberg das Präsidium übernommen, das er nun seit mehr als einem Jahrzehnt verantwortungsvoll und zielbewusst ausfüllt. Auch die neue Führungsriege setzt das erfolgreiche Konzept mit Gästen aus der Filmbranche fort. So hat Jacqueline Fritschi-Cornaz ihr Kommen zugesagt am Donnerstag, 17.August. Sie ist die Hauptdarstellerin des Films «Mother Teresa & Me», der an diesem Abend zu sehen sein wird.
Nicht mehr dabei sein wird dieses Jahr der TSV Rudolfstetten. Er hat die Verantwortung für die Gastronomie nach 24 Jahren abgegeben. Neu ist Michael Stutz vom Burki-Bistro zuständig für das Catering.
«Kino uf em dorfplatz» vom 11. bis 18. August: Programm und Tickets unter www.dorfplatzkino.ch.