Im Familien-Clinch
12.08.2025 Wohlen, FussballSchweizer Cup: Joël und Philipp Bonorand vor dem Kantonsderby zwischen Wohlen und Aarau (Samstag, 19.30 Uhr)
Philipp Bonorand war einst Präsident des FC Aarau. Sein Göttibub und Neffe Joël Bonorand war ein Aarauer Junior – und ist heute die ...
Schweizer Cup: Joël und Philipp Bonorand vor dem Kantonsderby zwischen Wohlen und Aarau (Samstag, 19.30 Uhr)
Philipp Bonorand war einst Präsident des FC Aarau. Sein Göttibub und Neffe Joël Bonorand war ein Aarauer Junior – und ist heute die Nummer 1 im Tor des FC Wohlen. Beide fiebern dem Cup-Kracher zwischen dem FC Wohlen und dem FC Aarau entgegen. Beim Ausgang der Partie sind sie sich uneinig.
Stefan Sprenger
Es ist wohl etwa 20 Jahre her, da schenkte Götti Philipp seinem kleinen Neffen Joël ein paar Torwarthandschuhe und ein Trikot des FC Aarau. Philipp Bonorand, der aufgrund eines Knorpelschadens bereits als 17-Jähriger seine Handballkarriere beenden musste, stand als Freizeitkicker gerne ins Tor. Und heute findet er es cool, dass sein Göttibub Joël Bonorand Goalie geworden ist. Er ist die Nummer 1 im Tor des FC Wohlen.
Grösster Aktionär des FC Aarau
Beide sind mit dem FC Aarau eng verbunden und stammen auch aus der dortigen Region. Philipp Bonorand ist von 2000 bis 2008 in diversen Funktionen für den FC Aarau tätig, ab 2003 ist er Mitglied der ersten Geschäftsleitung der neu gegründeten Aktiengesellschaft. Heute hat er 25 Prozent aller Aktien der FC Aarau AG – und ist damit der grösste Aktionär. Von 2020 bis 2023 ist er Präsident des FC Aarau, zuvor fungiert er als Vizepräsident.
Und auch Joël Bonorand hat eine Vergangenheit beim FC Aarau. Der heute 23-Jährige durchläuft alle Nachwuchsstationen bis in die 1. Mannschaft, spielt auch in der Juniorennati. Zu einem Challenge-League-Einsatz reicht es nicht, er ist aber bei diversen Profispielen auf der Bank mit dabei. Zwischen 2019 und 2023 wird er an diverse Vereine (FC Baden, Juventus Zürich, SC Cham) ausgeliehen, bis er schliesslich im Sommer 2023 beim FC Wohlen landet. Seither hat er kaum mehr ein Spiel verpasst und wird zur klaren Nummer 1 im Tor der Wohler. In jener Zeit fällt er auch den Entscheid, den Traum von der grossen Profikarriere zu begraben. «Es passt so, wie es ist. Ich arbeite und spiele in der 1. Liga. Für mich optimal.» Sein Onkel Philipp Bonorand meint: «Er hat Freude am Fussball. Das ist doch das Wichtigste.» Doch auch Philipp Bonorand ist hier im Freiamt kein Unbekannter. Er lebte lange Zeit in Auw (von 2011 bis 2018) und ist heute noch Chef der im Dorf ansässigen Multiforsa.
Vor 25 Jahren kommt er ans Aufstiegsspiel des FC Wohlen
Auch an den FC Wohlen hat er mehrere Erinnerungen. «An den Aufstiegsspielen zur Challenge League vor rund 25 Jahren war ich dabei. Wir als FC-Aarau-Fans fanden dies toll, dass Wohlen an der NLB schnuppert und wir fuhren nach Wohlen ans Spiel», erzählt der 44-Jährige. Und auch in seiner Zeit als FCA-Präsident hat er oft mit den Verantwortlichen des FC Wohlen zu tun. «Der FC Wohlen macht einen starken Job, im Nachwuchsbereich, im Aktivfussball. Für den Fussball im Aargau ist Wohlen sehr wichtig. Und – so wie ich das beurteilen kann – verlief die Zusammenarbeit zwischen Aarau und Wohlen immer gut und fair.»
Nun trifft der FC Wohlen auf den FC Aarau. Die Statistik der letzten 13 Duelle in der Challenge League spricht eine klare Sprache. 9 Aarauer Siege, 3 Unentschieden – und nur im Frühjahr 2017 gelingt den Wohlern der einzige Sieg gegen den Kantonsrivalen. Heute liegen zwei Ligen zwischen den beiden Teams. Die Profis aus Aarau gegen die Amateure aus Wohlen. Eine klare Sache? «Natürlich ist Aarau der Favorit. Aber wenn Wohlen sich lang im Spiel halten kann, ist alles möglich», meint Philipp Bonorand.
«Ein besonderes Spiel»
Und Joël Bonorand meint: «Die Hoffnung stirbt zuletzt. Aarau ist der Favorit. Wir werden aber topmotiviert sein und alles reinwerfen. Nichts ist unmöglich.» Schon bei der Auslosung hat Joël Bonorand riesig Freude, dass er gegen seinen Stammklub spielen darf. «Für mich persönlich ist es ein ganz besonderes Spiel. Aber auch für den ganzen FC Wohlen. Mit so einem tollen Cup-Derby in die Saison zu starten, ist doch cool.»
Auch sagt Joël Bonorand, dass die Vorbereitung mit vielen angeschlagenen, verletzten oder abwesenden Spielern nicht optimal läuft. «Es wird nicht einfach», meint er, «aber wir geben alles.»
Joël Bonorand – der als Fachplaner Brandschutz in Aarau arbeitet und in Suhr wohnhaft ist, wird am Samstag im Tor stehen (sofern der Trainer ihn aufstellt). Philipp Bonorand wird aufsd der Tribüne sein. Neffe und Onkel, Göttibub und Götti. Alles freundschaftlich und harmonisch – nur beim Ausgang der Partie sind sie sich uneinig und es gibt einen kleinen Familien-Clinch. «Ich hoffe auf einen knappen Aarauer Sieg mit möglichst wenig Toren. Ich will ja nicht, dass Joël viele Gegentore kassiert», sagt Philipp Bonorand. «Ich hoffe, dass wir ein gutes Spiel abliefern. Und natürlich träumt man von der Sensation und vom Sieg», sagt Joël Bonorand.
Gerne ins Penaltyschiessen
Sein Götti hofft, «dass die Stimmung toll wird, viele Leute aus dem Aargauer Fussball an diesem Tag eine friedliche Fussballparty feiern werden und dass Joël sich mit vielen starken Paraden auszeichnen kann». Und wenn Joël Bonorand jeden Ball hält? «Dann geht es eben ins Penaltyschiessen – und da entscheidet ja bekannterweise das Glück.» Joël Bonorand meint: «Die Entscheidung im Penaltyschiessen? Da wäre ich dabei.» Also sind sich Götti und Göttibub am Ende doch noch einig.