Hoffnung und Verzweiflung
22.08.2023 Rudolfstetten, MutschellenGegen Armut gekämpft
Kino uf em Dorfplatz begeisterte
Eine sehr zufriedene Bilanz zieht das «Kino uf em Dorfplatz» in Rudolfstetten. An acht Abenden wurde je ein Film gezeigt. Am Donnerstagabend besuchte die Schauspielerin Jacqueline ...
Gegen Armut gekämpft
Kino uf em Dorfplatz begeisterte
Eine sehr zufriedene Bilanz zieht das «Kino uf em Dorfplatz» in Rudolfstetten. An acht Abenden wurde je ein Film gezeigt. Am Donnerstagabend besuchte die Schauspielerin Jacqueline Fritschi-Cornaz zusammen mit Richard Fritschi von der Stiftung Zariya das Dorf. Zusammen gaben sie über den Film «Mother Theresa & Me» Auskunft. Fritschi-Cornaz spielt darin ausdrucksstark die Hauptrolle. Mit den Einnahmen möchten die beiden in Armut lebenden Personen in Indien helfen und damit ihren Beitrag zum Werk von Mutter Teresa leisten. --rwi
«Kino uf em Dorfplatz» zeigte «Mother Teresa & Me»
Es gibt Filme, die gehen einem sehr nahe. Ein solcher ist «Mother Teresa & Me». Im «Kino uf em Dorfplatz» ergründeten die Schweizer Hauptdarstellerin und Initiantin Jacqueline Fritschi-Cornaz und Richard Fritschi von der Zariya Foundation die Hintergründe zuihrem Projekt.
Roger Wetli
Am Anfang von «Mother Teresa & Me» steht der grosse Zweifel von Mutter Teresa, die 1997 im hohen Alter verstorben ist. Dieses Hadern paart sich bis zum Schluss mit der Hoffnung auf eine bessere Welt. Der Film lässt niemanden kalt. Noch eindrücklicher war in Rudolfstetten aber die Verwandlung der elegant gekleideten Hauptdarstellerin Jacqueline Fritschi-Cornaz vor der Leinwand in die sehr schlicht angezogene Mutter Teresa auf der Kinoleinwand. Gemein scheinen die beiden Frauen eine starke Persönlichkeit zu haben. Dies kam sowohl im Film wie auch bei den einleitenden Worten deutlich hervor.
Schockiert über Zustände in Indien
«Ich bin vor 14 Jahren zum ersten Mal in Indien gewesen und besuchte die Bollywood Studios. Auf der Strasse klopften Kinder an die Taxifenster», erinnerte sich die Hauptdarstellerin. «Ich war berührt und zugleich schockiert über die Perspektivlosigkeit dieser jungen Menschen. Ich musste etwas dagegen tun. Aber was?» In einem Filmstudio sei ein Bild von Mutter Teresa gehangen. «Ich fragte mich, wie sie es bis heute schafft, also viele Jahre nach ihrem Tod, den Menschen Hoffnung zu geben.»
Fritschi-Cornaz begann, sich mit der berühmten Frau zu befassen, und startete ein Filmprojekt. Herausgekommen ist jetzt «Mother Teresa & Me». Es ist ein Stück Zeitgeschichte, welches durch zwei Handlungsstränge biografische Ereignisse ab zirka 1948 bis heute verbindet. Da ist einerseits die willens- und ausdrucksstarke Mutter Teresa, die sich von Gott berufen fühlt, den Ärmsten in Indien zu helfen, und dabei auch gegen Widerstände innerhalb der Kirche und der indischen Regierung kämpft. Andererseits wird die fiktive Geschichte der in England aufgewachsenen professionellen Geigenspielerin Kavita erzählt. Die aus Indien stammende junge Frau lebt in der heutigen Gegenwart. Nach einem Unfall erfährt sie, dass sie in der sechsten Woche schwanger ist. Der Vater meldet sich nach dieser Nachricht nicht mehr. Hin- und hergerissen zwischen westlicher und indischer Kultur und der Frage nach einer Abtreibung, besucht sie eine Bekannte in Kalkutta. Dort erfährt Kavita, dass ihr Leben eng mit demjenigen von Mutter Teresa verbunden ist.
Viel Kraft gekostet
«Mother Teresa & Me» schafft es, diese beiden Handlungsstränge zu einer dramatischen Einheit zu vermengen. Hier die Berühmtheit, die nach einer höchst verstörenden Erfahrung einen Ort für ein Sterben in Würde schafft, dort die junge Kavita, die viele Jahrzehnte später genau an diesem Ort als freiwillige Betreuerin hilft. Sowohl in der Vergangenheit wie auch in der Gegenwart wird das Elend der Menschen in den untersten indischen Kasten deutlich. Noch eindrücklicher wird der Film durch die gesprochene Originalsprache mit Untertitel. Dabei glänzen sowohl Banita Sandhu als Kavita als auch Jacqueline Fritschi-Cornaz als Mutter Teresa. «Ich habe diese Rolle mit grossem Respekt gespielt. Und dazu Schwestern und Familien besucht, die mit Mutter Teresa zusammengearbeitet hatten», erzählte die Schauspielerin. «Es war eine grosse Arbeit, die Energie und Körperlichkeit von Mutter Teresa glaubhaft darzustellen.»
Vorführung in New York
Viel Kraft hat sie auch die Produktion dieses Films gekostet. Die dazu nötigen vier Millionen Franken wurden dank Hunderten Spendeanlässen zusammengebracht. «Ich möchte damit kein Geld verdienen. Deshalb haben wir die Stiftung Zariya gegründet, was ‹die Quelle› bedeutet», so die Hauptdarstellerin. Stiftungsmitglied Richard Fritschi versicherte: «100 Prozent der Filmeinnahmen gehen an Kinderhilfswerke. Die Administration übernehmen wir beide. Wir besuchen die unterstützten Werke, um zu garantieren, dass das Geld auch zweckmässig eingesetzt wird.» Gleichzeitig kümmert sich die Stiftung um die Vermarktung des Films. Er lief in den Schweizer Kinos, dann in Indien und in Lateinamerika. «Am 5. September, dem Todestag von Mutter Teresa, dürfen wir ihn am Hauptsitz der Vereinten Nationen in New York City zeigen. Danach kommt ‹Mother Teresa & Me› in die Kinos der USA und später zurück nach Europa.»
Sie hätten jetzt 14 Jahre lang an diesem Film gearbeitet, erklärte Fritschi und liess dabei eine gewisse Genugtuung spüren. Hauptdarstellerin Jacqueline Fritschi-Cornaz stellte klar: «Ich möchte mit diesem Projekt Frauen Mut machen. Gleichzeitig erzählt der Film auch von den Glaubenskrisen von Mutter Teresa und der inneren Dunkelheit, in der sie selbst lebte.» Und trotzdem schwingt das Positive immer mit. So lässt ein wichtiger Lebensgrundsatz der Berühmtheit nach einem dramatisch verdichteten Schlussakt den Zuschauer nach Hause gehen: «Wenn du Frieden in die ganze Welt bringen möchtest, gehe nach Hause und liebe deine Familie.»
Erfolgreiche 25. Ausgabe
Am Freitagabend endete die 25. Ausgabe von «Kino uf em Dorfplatz» mit «Indiana Jones und das Rad des Schicksals». Vereinspräsident Stefan Meienberg ist sehr zufrieden. «Die Besucherzahlen der acht Filme haben insgesamt wohl diejenigen vom Vorjahr übertroffen. Der Indiana-Jones-Film war ausverkauft. Dies wohl, weil er der jüngeren Generation Action bot und bei den älteren Generationen, welche die ersten drei Filme der Reihe von 1981 bis 1989 kennen, Nostalgiegefühle auslöste.» Laut Meienberg sei es immer schwierig, die Filme auszuwählen, die viel Publikum anziehen würden. Denn oft seien Produktionen zwar sehr gut, aber es kenne sie niemand. «Unsere Erfahrungen und die Rückmeldungen aus diesem Jahr für den gesamten Anlass werden wir in den nächsten Wochen analysieren und allfällige Anpassungen im nächsten Jahr umsetzen. Bei den Menüs bieten wir wohl künftig innerhalb der Kinowoche mehr Abwechslung.» --rwi