Hallenbad erleidet Schiffbruch
11.06.2025 Rudolfstetten, MutschellenHallenbad wird abgelehnt
«Gmeind» in Rudolfstetten
Nachdem eine Machbarkeitsstudie für ein Hallenbad Mutschellen ausgearbeitet wurde, ist nun das Stimmvolk von Rudolfstetten, Berikon und Widen an der Reihe. Sie befinden an ihren jeweiligen ...
Hallenbad wird abgelehnt
«Gmeind» in Rudolfstetten
Nachdem eine Machbarkeitsstudie für ein Hallenbad Mutschellen ausgearbeitet wurde, ist nun das Stimmvolk von Rudolfstetten, Berikon und Widen an der Reihe. Sie befinden an ihren jeweiligen Gemeindeversammlungen über einen Projektierungskredit von 960 000 Franken. Rudolfstetten machte den Anfang. Mir grossem Mehr haben die stimmberechtigten Rudolfstetterinnen und Rudolfstetter den Kredit klar abgelehnt. --sab
Die Ablehnung des Projektierungskredits Hallenbad wurde mit 208 Ja- zu 73-Nein-Stimmen angenommen
Die Stimmberechtigten von Rudolfstetten-Friedlisberg sprachen sich an ihrer «Gmeind» deutlich gegen eine Weiterverfolgung eines Hallenbads auf dem Mutschellen aus. Ausserdem wurde ein Überweisungsantrag gestellt, man solle die Beiträge an die Musikschule Mutschellen prüfen.
Sabrina Salm
Ein grosses und polarisierendes Thema ist ein mögliches Hallenbad auf dem Mutschellen seit Jahren. In der Machbarkeitsstudie, die nun eben in einem Projektierungskredit mündete, stellte die Arbeitsgruppe aus den drei Gemeinden Widen, Berikon und Rudolfstetten ein mögliches Projekt vor, das mit einem Hallenbad mit Fitness/Gym und Spa-Bereich aufwartet. Es sollte ein Generationenprojekt werden, das für jedermann nutzbar ist und vor allem den Schulen das Schulschwimmen ermöglicht. Ein Riesenprojekt mit riesiger Investition. Denn man geht für die Realisierung von rund 30 Millionen Franken aus. Die Hauptabklärungen, wie die Finanzierung gestemmt werden könnte, seien nicht im Rahmen der Studie gewesen.
Diese hohe Zahl schreckte viele ab. «Man sollte nur Geld ausgeben, wenn man welches hat», so der Tenor der Mehrheit der rund 298 anwesenden Stimmberechtigten an der «Gmeind» Rudolfstetten-Friedlisberg. Es sei der Zeitpunkt, um die Notbremse zu ziehen, hielten einige Votanten fest. Nach vielen Wortmeldungen lehnten die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger den Projektierungskredit für ein Hallenbad Mutschellen über 960 000 Franken (Anteil Rudolfstetten 332 971 Franken) deutlich ab.
Enttäuschte Initianten
«Klar bin ich enttäuscht», sagt IG-Hallenbad-Mutschellen-Initiant Urs Schweizer. «Das, was wir wollten, ist uns nicht gelungen.» Die Region Mutschellen hätte sich etwas Gutes getan. Er ist sich bewusst, dass die hohen Kosten abschrecken. «Doch es wäre etwas für die Zukunft gewesen.» Ausserdem hätten die Gemeinden das Geld nicht von heute auf morgen investieren müssen und es hätte nicht gleich eine Steuerfusserhöhung nach sich gezogen. «Wenn, dann erst in ein paar Jahren.» Der Weg bis zur Realisierung wäre sehr lang. «Doch wir hätten jetzt den Stein dafür ins Rollen bringen können.» Vor allem enttäuscht sei Schweizer jedoch vom Gemeindepräsidenten Reto Bissig. «Dass man als Gemeindepräsident bei einem Votum gegen das Hallenbad applaudiert, gehört sich einfach nicht.»
Damit ist eine Weiterverfolgung des Projekts Hallenbad Mutschellen vorerst Geschichte. Denn auch wenn der Souverän in Berikon (heute Abend, 11. Juni) und Widen (morgen Abend, 12. Juni) den Projektierungskredit an ihren Gemeindeversammlungen annehmen sollte, ist ein Alleingang der Gemeinden nicht möglich. Bereits im Vorfeld wurde gesagt: «Alle drei zusammen oder gar keiner.» Gibt es ein Referendum, wie IG-Hallenbad-Initiant Urs Schweizer vorausgesagt hat? «Es ist nicht auszuschliessen, aber noch ist nichts entschieden», teilt Schweizer mit. Man wolle zuerst die Abstimmungen an den anderen Gemeindeversammlungen abwarten.
Diskussion um Sparpotenziale
Dass das Hallenbad in Rudolfstetten Schiffbruch erleiden würde, war fast abzusehen. Insbesondere weil auch vor diesem Traktandum noch über potenzielle Sparmassnahmen gesprochen wurde. Der Gemeinderat hatte vom Stimmvolk den Auftrag bekommen, zu prüfen, wie man eine halbe Million Franken einsparen könnte. Gemeindepräsident Reto Bissig zeigte die Überlegungen des Gemeinderats auf, bei welchen Budgetposten die Gemeinde Geld sparen könnte. Darunter wurde gezeigt, dass man mit Austritten aus Gemeindeverbänden grosse Einsparungen machen könnte. «Wir empfehlen das absolut nicht», hielt Bissig fest. «Die meisten Verbände dienen unserer Jugend und an ihnen zu sparen, ist nicht sinnvoll.» Trotzdem wollte man transparent sein und den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern von Rudolfstetten-Friedlisberg diese Massnahme präsentieren.
Einig waren die Versammlungsteilnehmenden, dass ein Austritt aus dem Gemeindeverband Burkertsmatt sowie aus der Jugendkommission nicht gewünscht wird und nicht sein darf. «Von der Burkertsmatt profitieren so viele. Es wäre ein grosser Witz, würden wir nach jahrzehntelangem Kampf für die Anlage austreten», so ein Ruedistetter. «Natürlich könnte man sagen, wir treten aus der Jugendkommission aus. Aber wisst ihr was? Psychologen, Heime und Knast kosten eine Gemeinde viel mehr», sagte ein anderer.
Musikschule für alle?
Geteilter Meinung war man bei den Beiträgen an die Musikschule Mutschellen. 60 Prozent übernimmt die Gemeinde, damit ein Kind an der Musikschule Mutschellen unterrichtet werden kann. «Dies ist zu viel», hiess es von einzelnen Votanten. Einer machte gar die Aussage: «Die Familien, die ihre Kinder in die Musikschule schicken, können sich das selber leisten, denn das sind nicht die Ärmsten.» Dieses Votum fand Gemeindepräsident Bissig nicht angebracht und er wandte ein, dass es eine Ungerechtigkeit gegenüber jenen wäre, die das eben nicht können. Musikschulleiter Markus Mötz machte deutlich: «Wenn die Beiträge gestrichen werden, werden keine Kinder mehr aus Rudolfstetten kommen – weil es sich die Eltern nicht mehr leisten können.» Die Musikschule Mutschellen sei die günstigste von der ganzen Region. Es wurde ein Antrag gestellt, dass der Gemeinderat sich überlegen soll, ob und um wie viel die Beiträge gekürzt werden können und was die Konsequenzen wären. Schliesslich wurde der Überweisungsantrag mit 130 Ja- zu 124 Nein-Stimmen knapp angenommen.
Sanierung Friedlisbergstrasse stoppen
Die Mitte-Partei sah andere Sparmassnahmen, die man besser umsetzen solle. So wies sie auf den vor sechs Jahren bewilligten Kredit von 500 000 Franken für die Sanierung der Friedlisbergstrasse hin. «Bisher wurde das Projekt noch nicht realisiert, aber ist in der Buchhaltung reserviert. Wenn wir diesen Posten streichen, können wir den Investitionsplan entschlacken», fand Roger Good von der Mitte. Einige Votanten fanden auch, dass die Strasse noch gar nicht sanierungsbedürftig sei. Ausserdem wären die Kosten mittlerweile bestimmt höher. Der Gemeinderat wies darauf hin, dass der Strassenbelag sogenannte «PAK» (Sondermüll) enthält, der bei der Sanierung abgetragen werde. Terminiert wäre die Sanierung auf diesen Spätsommer.
Dies wollte der Souverän mit grosser Mehrheit nicht und er nahm stattdessen den Überweisungsantrag, der Gemeinderat solle an der nächsten Einwohnergemeindeversammlung das Geschäft erneut vorlegen, damit neu darüber entschieden werden kann, an.
Die Beschlüsse
An der Einwohnergemeindeversamm-Mutschellen) mit grosser Mehrheit lung waren von 2573 stimmberechtigangenommen. Der Souverän stimmte ten Rudolfstettern und Rudolfstettemit 208 Ja-Stimmen zu 73 Nein-Stimrinnen deren 298 anwesend. men der Ablehnung eines Planungs-Mit grosser Mehrheit angenommen kredits für ein Hallenbad Mutschellen wurden das Protokoll. der Rechenüber 960 000 Franken (Anteil Gemeinschaftsbericht sowie die Jahresrechde Rudolfstetten-Friedlisberg 332 971 nung. Grossmehrheitlich sind die Kre-Franken) zu. Die Stimmberechtigten ditabrechnungen zum ICT-Projekt genehmigten zudem die Anpassung/
Kreisschule Mutschellen und die Erhöhung des Stellenplans der Ge-Machbarkeitsstudie Hallenbad Mutmeinde Rudolfstetten-Friedlisberg um schellen gutgeheissen worden. Das 830 Prozent bzw. 8,3 Stellen (Schule/
Traktandum Behandlung Überwei-Bildung, Regionaler Kindes- und Ersungsantrag der Finanzkommission wachsenenschutzdienst Mutschellen-Rudolfstetten-Friedlisberg an der letz-Kelleramt und Regionales Betreiten «Gmeind» «Aufzeigen Sparmassbungsamt Mutschellen-Kelleramt) auf nahmen im Umfang von 500 000 Franneu 3040 Prozent bzw. 30,4 Stellen. ken mit Wirkung ab Budget 2026» Zustimmung gab es auch bei der Gewurde unter Zustimmung zu zwei nehmigung Entschädigung des Ge-Überweisungsanträgen (Sanierung meinderats für die Amtsperiode Friedlisbergstrasse und Musikschule 2026/2029. --sab