«Haben stets an uns geglaubt»
22.11.2022 Fussball, SportFussball, 1. Liga classic: FC Langenthal – FC Wohlen 2:2 (1:0)
Erst als die Partie verloren schien und der FC Wohlen 2:0 im Rückstand lag, schalteten die Freiämter gleich zwei Gänge höher. Mit einem unwiderstehlichen Endspurt kam die Komornicki-Elf ...
Fussball, 1. Liga classic: FC Langenthal – FC Wohlen 2:2 (1:0)
Erst als die Partie verloren schien und der FC Wohlen 2:0 im Rückstand lag, schalteten die Freiämter gleich zwei Gänge höher. Mit einem unwiderstehlichen Endspurt kam die Komornicki-Elf noch zum Ausgleich. Aliu (76.) und Nitaj (84.) mit einem Prachtstreffer sicherten den Wohlern einen Punkt.
Was für ein Traumtor. «Ja, solche Tore gelingen mir sehr oft, allerdings nur im Training», lachte Leotrim Nitaj nach Spielschluss. «Und ganz ehrlich, solche Abschlüsse trainiere ich öfters, ab und zu fliegt der Ball aber aus dem Stadion.» Dieses Mal traf er von der Strafraumgrenze genau ins Lattenkreuz. Ein sensationelles Tor sei es gewesen, gab er noch zu. Begleitet von einem «geilen Gefühl». Stimmt. Dieser Treffer zum späten Ausgleich war der Höhepunkt einer sehenswerten Schlussoffensive des FC Wohlen.
«Von da an gaben wir Gas»
Bis dieser Endspurt gezündet wurde, zeigte der FC Wohlen ganz viel Geduld. Erst mit dem Treffer zum 1:2 von Lulzim Aliu eine Viertelstunde vor Schluss, wurde die Wende eingeläutet. Erst von da an spielten die Wohler teilweise unwiderstehlich «Wir hatten die ganze Partie mehr Ballbesitz und wir wollten stets Ruhe ins Spiel bringen», erklärte der Torschütze zum 2:2. «Wir haben immer gespürt, dass wir gut im Spiel sind.» Selbst das 2:0 durch die Platzherren liess Nitaj nicht zweifeln. «Auch da haben wir noch an uns geglaubt. Und von da an haben wir Gas gegeben.» Auch diese Analyse stimmt.
Die letzte Viertelstunde gehörte ausnahmslos dem FC Wohlen. Die Freiämter standen sogar dem Sieg sehr nahe. Alessandro Vogt (91.) und Nathan Tayey (92.) hatten gar die Chance zur totalen Wende. Der Punktgewinn war letztlich verdient. Ein Vollerfolg wäre eher ein glückliches Resultat gewesen. Denn bis der FC Wohlen den Ballbesitz in Strafraumszenen umwandeln konnte, dauerte es lang. Das Resultat gehe in Ordnung, meinte denn auch Vizecaptain Momo Seferi. «Bis zum 0:2 hatten wir uns eigentlich schon mehr vorgestellt», sagt er, «aber danach haben wir eine echt gute Reaktion gezeigt. Darum sind wir mit dem Unentschieden grundsätzlich zufrieden.»
Viel Sicherheit, wenig Risiko
Weil Captain Alban Pnishi krankheitshalber fehlte, führte Seferi den FCW als Spielführer aufs Feld. Und deshalb bildeten Anatoliy Kozlenko und Justin Pfister die Innenverteidigung, die zusammen mit Defensivmann Kerem Kursun die Langenthaler gut vom eigenen Tor fernhalten konnte. Sowieso, die Berner lauerten mehrheitlich auf Konter. Und genau ein solcher Gegenstoss – nach Wohlens Ballverlust in der Vorwärtsbewegung – führte zum 1:0-Pausenstand durch Cristian Miani (38.) Diese war eine von spärlichen Offensivaktionen im ersten Durchgang, übrigens von beiden Mannschaften. Die erste Halbzeit war geprägt von viel Sicherheit, wenig Risiko und seltener Zielstrebigkeit. Und die Durchschlagskraft fehlte gänzlich.
Bis auf eine Grosschance von Alessandro Vogt (49.) änderte sich an der Gangart nach dem Seitenwechsel nichts Wesentliches. Viel Kontrolle, wenig Kreatives. Es reichte dann eine schwache Szene in Wohlens Innenverteidigung, die Labinot Haziri, ziemlich unbewacht, per Kopf zum 2:0 ausnützte (66.). Das schien die Vorentscheidung zu sein. Aber nur kurz. Dann folgte die eindrückliche Schlussphase der Wohler, der die Berner nicht viel entgegensetzen konnten. Diese Phase zeigte auch auf, dass die Langenthaler Abwehr die Souveränität sofort einbüsste, sobald sie unter Druck stand. Und der taktische Wechsel von Trainer Ryszard Komornicki hin zur Dreierkette in der Abwehr schaffte nach vorne für die Wohler eine Überzahl.
Premiere von Cédric Künzli
Um dies umsetzen zu können, benötigte es jedoch zuerst eine Glanztat von Cédric Künzli, der gegen Haziri das fast sichere 3:0 verhinderte (73.). Der jüngere Bruder des ehemaligen FCW-Abwehrspielers Nicolas Künzli (er ging zu Cham) hielt so den FC Wohlen im Spiel. Künzli, Wohlens Nummer drei im Tor, spielte für Maksym Parshykov. Und er machte seine Sache sehr gut. Er sei zufrieden mit seiner Premiere im Tor des FC Wohlen, so Künzli. Ein bisschen sei er aufgeregt gewesen, gibt er zu, «aber das legte sich dann schnell». Zudem hatte er die Tipps von seinem Bruder im Kopf, «es gibt keinen Grund für Nervosität».
Das 2:0 wäre zu verhindern gewesen, meinte er dann noch selbstkritisch. Aber letztlich zählten für ihn «die vielen positiven Eindrücke». Und der späte Ausgleich? «Der macht mich echt glücklich. Es war schön zu sehen, wie gut das Team in der Schlussphase funktionierte.» Auch dank des Newcomers im Tor und dank diesem Traumtor von Leotrim Nitaj. --red
Endspurt verdient Kompliment
FCW-Trainer Ryszard Komornicki zufrieden
«Wir haben gewusst, dass wir in diesem Spiel viel Geduld brauchen», sagte FCW-Trainer Ryszard Komornicki. Genau so wurde die Partie auch zum Geduldsspiel. Und trotzdem geriet der FCW mit zwei Treffern in Rückstand. «Dafür hat die Mannschaft danach guten Fussball gespielt.» Gewiss, man habe dann nichts mehr zu verlieren gehabt, «aber wir kamen verdient zum Ausgleich. Und mit ein bisschen Glück hätten wir noch gewonnen.» Die Mannschaft habe sich mit dem Endspurt ein Kompliment verdient, so der Trainer, der dennoch nicht mit allen Spielern restlos zufrieden war. Erneut musste Komornicki mit einem dezimierten Kader auskommen. Nun fiel neben den Langzeitverletzten (Urtic, Kisisa) noch Captain Alban Pnishi (krank) aus, Torwart Maksym Parshykov war zuletzt verunsichert und musste auf die Bank, Kevin Quintas war gesperrt. Da blieben ihm nicht so viele Möglichkeiten. «Mit diesen Ausfällen haben wir wohl mit dem einen Punkt das Maximum herausgeholt.» Und aufgrund der Tabellensituation sei ein Unentschieden doch ein wichtiges Resultat. Langenthal blieb hinter dem FCW. «Auch wenn wir zuletzt ein wenig ‹Alles oder nichts› spielen mussten, hatte ich immer ein gutes Gefühl», betonte Komornicki. Eines wollte auch er betont haben: «Das 2:2 war echt ein tolles Tor.» Und vielleicht auch ein Treffer, der Auftrieb gibt für das letzte Spiel vor der Winterpause. Am Samstag (15 Uhr) gastiert der FC Wohlen in Münsingen. Zum Saisonstart holte der FCW gegen diesen Gegner ein 1:1. Zum Rückrundenstart wird dieses Resultat wohl das Minimalziel sein. --red