Grosse Ehre erteilt
28.02.2023 Mutschellen, BerikonLuise-Thut-Ausstellung eröffnet
Heute feiert die «Verein Hospiz»- Gründerin Luise Thut aus Berikon ihren 95. Geburtstag. Um sie und ihr Lebenswerk zu ehren, findet noch bis kommenden Samstag die Ausstellung «LEBENSwerk – lebensENDE» im ...
Luise-Thut-Ausstellung eröffnet
Heute feiert die «Verein Hospiz»- Gründerin Luise Thut aus Berikon ihren 95. Geburtstag. Um sie und ihr Lebenswerk zu ehren, findet noch bis kommenden Samstag die Ausstellung «LEBENSwerk – lebensENDE» im Lenzburger Kulturzentrum «Müllerhaus» statt. An der Vernissage am letzten Samstag würdigten Landammann und Vorsteher Departement Gesundheit und Soziales Jean-Pierre Gallati, Alt-Regierungsrat Urs Hofmann und Grossratspräsident Lukas Pfisterer ihr Schaffen. Alle drei betonten die Wichtigkeit der von ihr initiierten Sterbehilfe. --red
Würdevolles Lebensende möglich
Ehrung von Luise Thut für grossartiges Lebenswerk
Eine eindrückliche Ausstellung unter dem Namen «LEBENSwerk – lebensENDE» findet derzeit im Lenzburger Kulturzentrum «Müllerhaus» statt. Die Ausstellung dauert bis zum 4. März und ehrt Luise Thut, Berikon, welche als Pionierin der Aargauer Hospizbewegung Anerkennung geniesst. Am Samstag wurde sie eröffnet.
Beatrice Koller Bichsel war es vergönnt, als Präsidentin des Stiftungsrates der Luise-Thut-Stiftung mit Sitz in Berikon an der Vernissage vom letzten Samstag im Lenzburger «Müllerhaus» nebst behördlicher Prominenz eine stattliche Besucherzahl zu begrüssen. «Die Ausstellung vermittelt einen Einblick in das Leben und Wirken von Luise Thut», so Beatrice Koller Bichsel. Ein herzlicher Willkommgruss galt auch Anna Schütz, Präsidentin des Vereins «Hospiz Aargau», welcher das Werk von Luise Thut heute weiterführt, sowie den Vorstandsmitgliedern Ruth Müller und Peter Reimann.
Der besondere Gruss galt natürlich Luise Thut, der Gründerin und Pionierin der Hospizbewegung im Aargau, welche den Anlass mit ihrer Anwesenheit beehrte. Im Hinblick auf deren 95. Geburtstag heute am 28. Februar wurde die Ausstellung organisiert und zu einer Hommage für das bedeutungsvolle Lebenswerk der Geehrten gemacht.
Unvergessliche Eindrücke
Wie Beatrice Koller Bichsel in ihrer Laudatio ausführte, hat der Lebensweg der Geehrten im Geburtsort München begonnen und sie später in die Welt hinausgeführt. So zog es sie in die USA, nachdem ihr aus finanziellen Gründen das erhoffte Arztstudium versagt blieb. Dort erlebte sie die schwere Erkrankung einer Freundin, welche auf Palliativmedizin angewiesen war. Dadurch lernte Luise Thut die Hospizbewegung kennen, welche in Amerika damals schon existierte. «Die Art, wie diese Bewegung sich für leidende und sterbende Menschen einsetzte, hat sie unvergesslich beeindruckt», so die ehrende Stiftungsratspräsidentin. Die Liebe führte sie letztlich, nach Aufenthalten in verschiedenen Ländern, in die Schweiz, wo sie den Swissair-Piloten Heinz Thut heiratete. Zufikon wurde zum heimatlichen Domizil für sie und ihre Familie.
Liebevolle Betreuung am Lebensende
Die Erlebnisse um die Hospizbewegung in den USA haben bei Luise Thut eindrückliche Spuren hinterlassen. Sie schätzte den Umgang mit schwer kranken Menschen, welche dort durch die Hospizbewegung in der letzten Lebensphase liebe- und wertvolle Begleitung fanden. Es entstand der unbändige Wille, auch in der Schweiz der Hospizphilosophie zum Durchbruch zu verhelfen. Dem Menschen soll die Würde während seines Lebens, aber auch am Ende desselben, zuteilwerden. Ein erster Schritt erfolgte 1988, als die damals 60-Jährige im Ausland den Titel «Certified Hospice Trainer» erwarb, womit der Grundstein für die Berechtigung, ein Hospiz zu führen, gelegt wurde.
Nach eingehenden Bestrebungen gelang es Luise Thut, im Jahr 1994 den Verein «Hospiz» zu gründen, was ihr dank tatkräftiger Mithilfe von sieben Bekannten möglich wurde. Vorher waren die Hospizidee oder eine Palliative Care in der Schweiz noch weitgehend unbekannt.
2005 Gründung erstes stationäres Hospiz
Ein weiterer Schritt erfolgte am 16. November 1998, als die Luise-Thut-Stiftung gegründet wurde. Diese machte sich zum Zweck, die von Luise Thut begründete Hospizphilosophie finanziell und beratend zu unterstützen. Der Stiftung ist die Förderung einer würdigen Gestaltung des letzten Lebensabschnittes schwer kranker, sterbender Menschen in geborgener Atmosphäre ein grosses Anliegen. Dabei unterstützt sie bevorzugt den ihr nahe stehenden Verein «Hospiz Aargau» mit den drei Bereichen «Hospiz stationär», «Hospiz ambulant» und «Hospiz Trauertreff». Sie legt Wert auf eine sachdienliche Zusammenarbeit mit sozialen und medizinischen Organisationen.
Das erste stationäre Hospiz im Aargau wurde 2005 im «Gnadenthal», im Reusspark Niederwil mit vier Betten eingerichtet. Fünf Jahre später konnte das heutige Hospiz im Gesundheitszentrum Brugg (früheres Bezirksspital) in Betrieb genommen werden, wo heute zehn Betten für kranke und sterbende Menschen zur Verfügung stehen. Sie werden dort liebevoll von freiwilligen Helfern begleitet, wo Hilfe in den drei Bereichen angeboten wird.
Behördlicher Dank von höchster Stelle
Für den grossen Einsatz zum Aufbau einer Palliativbewegung in der Schweiz durfte Luise Thut durch Beatrice Koller Bichsel den Dank und die Ehrung ihrer Stiftung entgegennehmen. In den Kreis der Gratulanten reihten sich an der Lenzburger Vernissage auch Vertretungen aus der Politik ein. Grossratspräsident Lukas Pfisterer hob in seinem Grusswort die unschätzbare Wichtigkeit der Freiwilligenarbeit im Bereich der Hospizphilosophie für unsere Gesellschaft hervor. Es würden jährlich rund 6000Stunden für solche Einsätze erbracht. Er würdigte die Kreativität, welche durch den Verein und die Stiftung erbracht werden, und wünschte dem Aargauer Hospiz in Brugg eine gute Zukunft.
Landammann Jean-Pierre Gallati überbrachte die Dankesgrüsse des Regierungsrates. Dabei betonte er die Bedeutung der Hospizbewegung, welche sich darum bemüht, die menschliche Wertschätzung auch am Ende des Lebens zu erbringen. Heute wird die Palliative Care immer bedeutungsvoller. Der Regierungsrat ist bestrebt, den Zugang zu einer flächendeckenden Palliative Care zu verbessern, um mit einem erweiterten Angebot die Lücke im Gesundheitssystem zu schliessen. Es gilt doch zu bedenken, dass rund 80 Prozent der Menschen, oft gegen den eigenen Wunsch, nicht zu Hause, sondern in Spitälern oder in einem Hospiz sterben. Urs Hofmann hat als früherer Regierungsrat das Patronat des Vereins «Hospiz Aargau» übernommen. Er wusste: Der Verein erfreut sich bei der Bevölkerung zunehmender Beliebtheit, zählt er doch bereits 1000 Mitglieder.» 100 Freiwillige arbeiten taktvoll in der Sterbebegleitung, welche vor rund 30Jahren initiiert wurde. Er lobte den Pioniergeist der heutigen Jubilarin, welche hierfür einen harten Kampf geführt habe. Die Feier wurde von Matthias Schiesser (Hand und Drums) und Heinz Fischer (Saxofon) musikalisch umrahmt.
Die Ausstellung wurde mit viel Geschick organisiert und aufgezogen. Sie informiert über wichtige Stationen im erfüllten Lebenswerk der Pionierin Luise Thut. Diese Woche ist jeden Tag, jeweils von 14 bis 19Uhr, ein Anlass geplant. Namens des Stiftungsrates verdankte Beatrice Koller Bichsel die Verdienste von Carmen Frei für Konzept und Organisation, Ann Gertrud Grossenbacher und ihrem Mann für die Zurverfügungstellung der künstlerischen Werke wie Margrit Stäheli für den Einsatz als Fotografin.
Im Anschluss an die Vernissage bestand Gelegenheit zum frohen und besinnlichen Austausch bei einem offerierten Apéro. An Themen dürfte es wohl kaum gefehlt haben. --tre