Griff nach den Schwingsternen
19.08.2025 Wohlen, Schwingen, Vereine, Sport100 Jahre Schwingklub Freiamt: Treffen am Gründungsort Restaurant Sternen
Im Restaurant Sternen wurde vor 100 Jahren der Schwingklub Freiamt gegründet. An einem Sonntag, 16. August 1925, 17 Uhr, schlug die erste Stunde des Vereins. Zehn junge Männer schufen ...
100 Jahre Schwingklub Freiamt: Treffen am Gründungsort Restaurant Sternen
Im Restaurant Sternen wurde vor 100 Jahren der Schwingklub Freiamt gegründet. An einem Sonntag, 16. August 1925, 17 Uhr, schlug die erste Stunde des Vereins. Zehn junge Männer schufen dieses Werk. Nun trafen sich die Klubmitglieder genau an dieser Stelle erneut – und feierten mit Stolz, Respekt und Ehrfurcht.
Daniel Marti
Praktisch wie eine schöne Begleitung läuteten die Kirchenglocken der katholischen Kirche als Marco Küng, aktueller Präsident des Schwingklubs Freiamt, die illustre Gästeschar begrüsste. Dies war am frühen Abend des vergangenen Samstags im Restaurant Sternen so um 17 Uhr. Genau 100 Jahre zuvor – «am Sonntag, 16. August 1925, zirka 17 Uhr» – war die Gründung des Schwingklubs Freiamt besiegelt. So sagt es das Protokoll.
Gestärkt in die Zukunft blicken
Der Schwingklub Freiamt fabrizierte also eine Punktlandung. Zum 100. Geburtstag traf man sich am gleichen Ort, wo der heute so erfolgreiche Verein gegründet wurde. Auf die Stunde genau vor 100 Jahren war das Restaurant Sternen in Wohlen erneut Mittel- und Treffpunkt. «Eine Handvoll Leute hat sich genau hier vor 100 Jahren getroffen», sagte Präsident Küng, «und es freut uns, dass dieses Haus immer noch steht.» Deshalb sei es auch logisch, dass sich die Freiämter Schwingerfamilie genau an diesem Ort wieder trifft.
Buchpräsentation am 18. Oktober
Hier sei der Ursprung gewesen, und hier sei etwas entstanden, das heute noch zählt. «Viele Kollegschaften und Kameradschaften sind entstanden.» Darum könne man auch guten Mutes und gestärkt in die Zukunft schauen. Richtung Jungschwingertag am 7. September in Villmergen, und Richtung Eidgenössisches Schwingfest in Mollis in knapp zwei Wochen. «Und es freut uns, dass der Schwingklub Freiamt mit vier Schwingern am Eidgenössischen vertreten sein wird.» Angeführt vom Eidgenossen Joel Strebel.
Und der Aristauer Marco Küng konnte noch ein besonderes Geburtstagsgeschenk ankündigen. Der Schwingklub Freiamt wird pünktlich zu den Feierlichkeiten am 18. Oktober ein Jubiläumsbuch präsentieren können. «Das wird eine Super-Sache», weiss er schon heute, zwei Monate vor der Veröffentlichung. Autor des Werkes «100 Jahre Schwingklub Freiamt» ist Stefan Sprenger, Sportredaktor dieser Zeitung und Schwingexperte zugleich. «Stefan arbeitet seit Monaten Tag und Nacht an diesem Werk», so der Präsident.
Gründung war «eine Zangengeburt»
Zuerst präsentierte Sprenger am 100. Geburtstag ein anderes, viel kleineres Buch. Es ist das Buch der Gründung. Und da steht ganz viel Interessantes drin. Auch Sprenger sprach in seiner Rede von einem besonderen Tag. Dieser 16. August hat es wohl in sich, jener in den Jahren 1925 und 2025. Passend zum besonderen Verein mit dem Namen Schwingklub Freiamt.
An jenem 16. August 1925 wurde im Restaurant Sternen in Wohlen der Grundstein für das Schwingen in der Region gelegt, der Schwingklub Freiamt wurde geboren. Es sei eine ziemliche «Zangengeburt» gewesen, blickte Sprenger zurück. Schon oft haben damals die Turnvereine der Region den Wunsch geäussert, einen eigenen Schwingklub zu gründen. «Aber niemand hat den Anfang machen wollen», zitierte er aus dem Gründungsprotokoll. Und dieses Protokoll ist mit der Unterschrift des ersten Präsidenten, Franz Meier aus Wohlen, versehen.
Bäckermeister Schwalm steht am Ursprung
Am Ursprung des Vereins stand jedoch Hans Schwalm. «Er war ein bekannter Macher», weiss Sprenger. Schwalm war etwas wie der Funken, wie die Initialzündung. Hans Schwalm, geboren 1905, züchtete in seiner Freizeit Kaninchen, er war Bäckermeister beim Haldenschulhaus – oberhalb des Schwingkellers – und beliebter Oberturner im Turnverein ETV Wohlen. Er werde als «Koryphäe von den Menschen beschrieben, die ihn erlebten».
Und ebendieser Hans Schwalm forderte Franz Meier auf, «die Sache in die Hände zu nehmen». Und das tat der Schwingerkämpfer Meier. Er lud alle Turnvereine des Freiamts ein, «die Freude haben am Schwingen». Treffpunkt: Sonntag, 16. August 1925, Restaurant Sternen in Wohlen. Betreff: Gründung des Schwingklubs.
Zehn Gründungsmitglieder und Jahresbeitrag von 2 Franken
Zehn junge Männer sind diesem Ruf gefolgt. Alles Turner, die gerne schwingen. Dies waren Franz Meier, Hans Schwalm, Adolf Liechti und Walter Bechter (alle aus Wohlen), Emil Konrad, Willi Römer (beide aus Anglikon), Heinrich Studler (Eggenwil), Hans König (Widen) sowie Adolf Meier und Hubert Koch (beide aus Villmergen). Da waren zugleich die Gründungsmitglieder. Franz Meier wurde erster Präsident. Er war als 36-Jähriger der Älteste. Hans Schwalm wurde Aktuar. Der erste Jahresbeitrag war zwei Franken. Um kurz vor 17 Uhr war die Gründungsversammlung vorbei. Genau 100 Jahre später läuteten dazu die Kirchenglocken. Welche Ehre.
«Seid einig»
Wenig später fand das erste Rangschwingfest des Schwingklubs Freiamt in Eggenwil statt. Hans Schwalm siegte. «Und 1925 wurde einer der erfolgreichsten Schwingklubs der Schweiz geboren», fasst Sprenger zusammen. Ein Klub, der seit 1925 nach den Schwingsternen greift. Was in den 100 Jahren alles passiert ist, das kann bald nachgelesen werden. «Bald gibt es alles im Jubiläumsbuch.» Und Stefan Sprenger hat tatsächlich, so wie vom
Vereinspräsidenten angedeutet, ganz viel und oft an diesem umfassenden Werk gearbeitet. «Rund 100 Telefonate, 20 Termine wahrgenommen und gegen 20 000 Bilder durchgeschaut», rechnet der Buchautor vor. «Ich habe diesen Klub und die Menschen viel besser kennengelernt. Und ich darf euch sagen: Ihr seid richtig guten Typen.»
Adi Stump und Marco Küng unterstützten ihn mustergültig. Auf rund 200 Seiten werden die 100 Jahre, die etlichen Erfolge und die vielen guten Typen verewigt. Sprenger schaute zum Schluss nochmals auf den ersten Präsidenten zurück. Franz Meier gab seinen Kollegen jeweils einen guten Ratschlag mit auf den Weg: «Seid einig. Denn Einigkeit macht stark.» Das sei doch ein schöner Satz, meinte Stefan Sprenger zum Schluss. Und irgendwie passt der Ratschlag bestens zum Schwingsport und dem SK Freiamt.
«Nicht zu toppen»
Unter den Gästen dieser besonderen Geburtstagsfeier weilte auch Stefan Strebel, der aktuelle Technische Leiter des Eidgenössischen Schwingerverbandes. Der gebürtige Villmerger ist im Schwingklub Freiamt gross geworden. Als dessen Mitglied wurde er zum dreifachen Eidgenossen. Diese Feier am Jubiläumstag, genau 100 Jahre später, sei eine tolle Sache, sagte Strebel. «Und dass das ‹Sternen›-Gebäude noch steht, ist nicht zu toppen.»
Ein gesamtes Jahrhundert Schwingsport im Freiamt ist auch für Stefan Strebel ganz besonders. «Früher hat man sich in Wohlen im Schulhaus Halde im Schwingkeller getroffen», blickte er zurück, «vom Halde aus konnten wir viele Erfolge feiern. Das sind heute noch schöne Erinnerungen.» Nun sei die Schwinghalle in Aristau der Ausgangspunkt für viele erfolgreiche Karrieren. Vor allem fasziniert ist Stefan Strebel jedoch vom Gesamtwerk des SK Freiamt. «100 Jahre Schwingen im Freiamt, das ist beeindruckend.» --dm