Goliath verprügelt David
29.08.2023 Fussball, SportFussball, 2. Liga: FC Sarmenstorf – FC Mutschellen 0:5 (0:3)
Ein Zweitligist, der einen grösseren Kaderumbruch hinter sich hat, und ein 2.-Liga-Inter-Absteiger, der in ähnlicher Konstellation wie in der Vorsaison auftritt. Die Vorzeichen auf dem Papier ...
Fussball, 2. Liga: FC Sarmenstorf – FC Mutschellen 0:5 (0:3)
Ein Zweitligist, der einen grösseren Kaderumbruch hinter sich hat, und ein 2.-Liga-Inter-Absteiger, der in ähnlicher Konstellation wie in der Vorsaison auftritt. Die Vorzeichen auf dem Papier wurden im Derby zwischen Sarmenstorf und Mutschellen auf dem Feld bestätigt. Die Gäste lassen den Sarmenstorfern keine Chance.
Josip Lasic
Das Spiel des FC Sarmenstorf gegen den FC Mutschellen war ein Duell David gegen Goliath. Auf der einen Seite die Sarmenstorfer, die im Sommer zahlreiche Spieler ihrer «goldenen Generation» verloren haben, mit denen sie den Sieg im Aargauer Cup und zweimal in Folge einen Top-5-Rang holen konnten. Auf der anderen Seite Mutschellen, dessen Team seit Jahren aus einem festen Kern besteht. Das Team, das in die 2. Liga interregional aufgestiegen ist und zwei Jahre in dieser verbringen konnte, ist fast unverändert geblieben.
Anders als in der Bibel, wo David den Riesen mit einer Steinschleuder bezwingen konnte, wurde Sarmenstorf vom Mutscheller Riesen niedergeprügelt. Die Gäste liessen dabei dem Sarmenstorfer David von Beginn an keine Chance, die Steinschleuder auch nur zu zücken. «Sarmenstorfs grösste Stärke ist der Kampfgeist. Man darf sie sich nicht entfalten lassen, sondern muss ihnen auf Augenhöhe begegnen. Dann kann man ihnen den Zahn ziehen.» Mutschellen-Trainer Luca Iodice resümiert, wieso sein Team mit so viel Energie in das Derby gegangen ist. Die Gäste bewiesen hohe Laufbereitschaft und gingen engagiert in die Zweikämpfe. Iodices Plan geht voll auf. Am Ende muss der Gastgeber mit einer 0:5-Pleite vom Feld gehen. Brutal, aber in der Höhe nicht unverdient. Und dabei hätten die Mutscheller noch einige Tore mehr erzielen können. Iodice: «Im Abschluss haben wir ein wenig gepatzt, aber es ist okay. Wir brauchen Zeit, bis die Dinge komplett so laufen, wie ich das möchte. Aber vieles setzt die Mannschaft schon gut um.»
Sarmenstorfer Fehler spielen Mutschellen in Karten
Das konnten die Zuschauer auf dem Bühlmoos so unterschreiben. Der Absteiger aus der 2. Liga interregional legt los wie die Feuerwehr. Neben dem grossen Engagement wirken die Gäste auch spielerisch stärker und gedankenschneller. In Zweikampfsituationen ist meist ein Spieler mit dem grünen Trikot schneller am Ball. Und wenn das der Fall ist, lässt er sich auch nicht mehr davon trennen. Nach einem Eckball in der 5. Minute klingelt es schon im Sarmenstorf-Tor. Daniil Kaban kann unbedrängt einköpfeln, weil seine Mitspieler die Gegner geschickt blocken. Iodice: «Das war so einstudiert. Es ist wichtig, dass die Jungs sehen, dass es auch Früchte trägt, was wir einüben. Da sind solche Aktionen Gold wert.» Zehn Minuten später lancieren die Sarmenstorfer mit einem missglückten Rückpass erneut Kaban. Goalie Sigg scheint den Ball vor dem gegnerischen Stürmer zu erreichen und verpasst ihn. Kaban schiesst ins leere Tor.
«Bei allem Respekt vor ihrer Leistung haben wir es ihnen auch sehr leicht gemacht in der ersten Halbzeit», sagt Sarmenstorf-Trainer Marc Blum. «Man sieht halt, dass bei uns gewisse Abläufe noch nicht sattelfest sind. Und wenn man dann solche Fehler macht, wird es gegen einen Gegner wie Mutschellen schwierig.» Zwei Minuten nach dem Tor zum 0:2 gibt es erneut Eckball für Mutschellen. Leonardo Nascimento trifft zum 0:3. Im Anschluss flacht das Spiel etwas ab. Die Mutscheller behalten aber die Oberhand. Bei Sarmenstorf sind die acht Abgänge im Sommer deutlich zu spüren. Erschwerend kommen verletzungsbedingte Ausfälle von Leistungsträgern wie Denis Dubler oder Pascal Lindenmann dazu. Bezeichnend, dass mit Fabian Winkler eines der verbliebenen Aushängeschilder der Sarmenstorfer der vergangenen Jahre der beste Mann aufseiten des Gastgebers war. Er konnte einige gefährliche Aktionen des Gegners entschärfen und behielt im Zweifelsfall die Ruhe am Ball. Etwas, was vielen seiner jüngeren Kollegen noch gefehlt hat.
Beide Teams im Cup im Einsatz
In der zweiten Hälfte spielt Mutschellen souverän weiter und belohnt sich mit zwei weiteren Toren. Beide erzielt von Gian Marco Bellisario. «Am Ende haben sie das sehr clever runtergespielt. Für uns wurde es im Verlauf der Zeit immer schwerer», sagt Blum. Mehr als einige vereinzelte Nadelstiche sind seiner Mannschaft nicht gelungen. Wirklich gefährlich sind sie selten vor dem gegnerischen Tor aufgetaucht.
Iodice hingegen ist zufrieden. «Ich wollte primär, dass wir zu null spielen. Das ist gelungen. Wir hatten auch noch zahlreiche Absenzen, sind konditionell noch nicht dort, wo wir sein wollen. Aber das wird in den nächsten Wochen kommen. Wenn ich in einigen Jahren mal nicht mehr hier bin, soll das Team denken: ‹Beim Iodice haben wir etwas gelernt.›» Goliath Mutschellen hat also viel Selbstvertrauen und Elan getankt. So gehen sie heute Dienstag ins Cupspiel gegen Fünftligist Birr (20 Uhr). Den nächsten David, den sie aus dem Weg räumen wollen. Sarmenstorf gastiert heute Dienstag, 20 Uhr, zum Cupspiel bei Drittligist Neuenhof. «Wir wissen, dass wir noch Zeit benötigen. Aber mental ist es es nicht so einfach, dermassen unter die Räder zu kommen. Allzu häufig dürfen wir nicht so hoch verlieren.» Sarmenstorf muss sich so bald wie möglich finden, darauf hoffen, dass die verletzten Leistungsträger bald zurückkehren und der David seine Steinschleuder wiederfindet, damit er nicht mehr von Riesen niedergetrampelt wird.