Girls-Power mit Bestnoten
04.07.2023 WohlenDiplomfeier der Absolventen des Berufsbildungszentrums Freiamt Lenzburg in Wohlen
Die Absolventen der Abschlussprüfungen des Berufsbildungszentrums Freiamt Lenzburg erhielten ihr Diplom. Sie zeigten im kantonalen Vergleich eine sehr starke Leistung.
...Diplomfeier der Absolventen des Berufsbildungszentrums Freiamt Lenzburg in Wohlen
Die Absolventen der Abschlussprüfungen des Berufsbildungszentrums Freiamt Lenzburg erhielten ihr Diplom. Sie zeigten im kantonalen Vergleich eine sehr starke Leistung.
Monica Rast
Es herrschte eine ansteckende Aufregung. Ungewohnt in langen Kleidern und hohen Schuhen bei den Frauen und den vielleicht ungewohnten Sakkos bei den Herren, wird da und dort an der Kleidung rumgezupft, die Frisur gerichtet, Lippenstift nachgezogen oder einfach etwas lauter gesprochen als üblich. Die Nervosität ist deutlich spürbar, sind doch die jungen Menschen nun eindeutig im Erwachsenenleben angekommen.
Für 162 Lernende ging die Ausbildungszeit als Kaufmann oder Kauffrau am Berufsbildungszentrum Freiamt Lenzburg (BBZ) in Wohlen zu Ende. Die Übergabe des Diploms wurde mit Familie, Freunden und Lehrpersonen ausgiebig gefeiert. Doch bevor der grosse Druck fiel, wurde mit Spannung die Bekanntmachung der besten Absolventen mit einem Durchschnitt von über 5,3 erwartet.
Zukunftsorientiert
«Könnt ihr euch noch an den ersten Schultag erinnern?», fragte Schulleiter Philippe Elsener die Absolventen. Inmitten der Coronakrise, Maskenpflicht und Fotos, die den Lehrpersonen wegen der Maskenpflicht nicht weiterhalfen. «Trotz erschwerter Bedingungen sitzen Sie nun hier, um Ihr Diplom in Empfang zu nehmen», meint er in seiner rückblickenden Rede. Ein ETH-Professor sagte kürzlich, dass vieles im kaufmännischen Bereich durch künstliche Intelligenz automatisiert wird. «Ist dann Ihre Ausbildung für die Katz?», fragte sich Elsener. Er gibt Entwarnung: Kaufleute sind nach wie vor sehr gefragt. Für viele Aufgaben, bei denen menschliche Fähigkeiten gebraucht werden, kann künstliche Intelligenz nicht eingesetzt werden. «Genau das ist der springende Punkt und das Matchentscheidende z w ischen Mensch und Maschine.» Empathie-Fähigkeit und Bereitschaft, sich in andere Menschen hineinzuversetzen, und vertrauensvolle Kommunikation. Diese stehen im Zentrum von zwischenmenschlichen Beziehungen. «Auch im Geschäftsleben.» Kompetenzen, die die Absolventen bereits nach wenigen Wochen am BBZ vertieft hatten. Diese werden mit der neuen KV-Reform sogar noch mehr im Zentrum stehen. Die Ausbildung wird so zukunftsorientierter sein.
Dass die Ausbildung auch Früchte trägt, zeigt sich gerade im Bereich Kommunikation. «Hier haben Sie einen Riesenfortschritt gemacht», freut sich der Schulleiter. Als Ansporn für die Zukunft wurde Gastreferent Fabian Stutz eingeladen − vom Absolventen zum Unternehmer.
Menschen von sich überzeugen
Vor zwölf Jahren stand Fabian Stutz schon einmal auf dieser Bühne und durfte die Abschlussrede vom Jahrgang halten. «Das Leben gibt alles. Mit Höhen und Tiefen, Erfolg, Misserfolg und Leidenschaft», erzählt er aus seinem Leben. Unterdessen ist er stolzer Gründer und Geschäftsführer der Pharmabotix AG, eines Unternehmens im Bereich Robotik und Automation für die Pharmaindustrie. Für den Traum des eigenen Unternehmens wurden keine Investoren gesucht, sondern das eigene Sparschwein geplündert.
Wendepunkt im Leben
Angefangen hatte Stutz mit einer Lehre als Sanitärspengler. Er fand aber, dass er nicht sein Leben lang auf dem Bau sein möchte. «Obwohl es eine der besten Lebensschulen war, wollte ich mich weiterbilden», erzählt der Jungunternehmer.
Er versuchte die Aufnahmeprüfung zum KV mit Matura am BBZ abzulegen und versagte kläglich, fing dann das KV im E-Profil an und aufgrund guter Leistungen bekam er die Chance, in die Maturaklasse zu wechseln. «Rückblickend war dies wohl der Wendepunkt zu meiner jetzigen Zukunft.» Stutz wäre nie für ein Austauschsemester nach Hongkong gegangen und hätte nie die erste Erfahrung mit Robotertechnik gemacht. Er arbeitete sich bis zum Geschäftsführer hoch.
Doch dies reichte ihm noch nicht aus. Er wollte immer etwas Eigenes, wollte am Drücker sein und seiner Leidenschaft nachgehen. Seine eigenen Regeln umsetzen. So gründete er mit zwei Gleichgesinnten das Unternehmen Pharmabotix. Das Unternehmen ist im zweiten Geschäftsjahr und wird Mitte Juli seinen ersten Auftrag nach Amerika ausliefern. «Spitzentechnologie aus der Schweiz.»
Drei Tipps auf den Weg mitgeben
Stutz gab den jungen Menschen drei Tipps mit auf den Weg: 1. Wenn man eine gute Idee hat, soll man sie anpacken und etwas daraus machen.
2. Entscheidungen treffen und, wenn sie falsch sind, korrigieren und auch dazu stehen. «Das können nicht mehr viele», meinte Fabian Stutz.
3. Leidenschaft, harte Arbeit und immer weitermachen. Mit Leidenschaft die Menschen von der Sache überzeugen. Wie im Fall Stutz von der Robotertechnologie. «Macht es mit Leidenschaft und gebt Gas, irgendwann kommt der erste Auftrag», gab der Unternehmer den Absolventen mit auf den Weg.
Starker Jahrgang
Die Absolventen hatten ihre Prüfungen souverän absolviert. Die Durchschnittsnote im E-Profil liegt über dem kantonalen Durchschnitt. «Im Vergleich mit anderen Kantonen steht das BBZ sehr gut da», wusste Oliver Richner zu berichten. 40 Kaufleute konnten ihr Diplom mit Berufsmaturität in Empfang nehmen und 121 Kandidaten ihr eidgenössisches Fähigkeitszeugnis.