«Gibt nur die Richtung aufwärts»
25.11.2025 Mutschellen, SchuleFlorian Stähli ist der neue Schulleiter der Kreisschule Mutschellen
Seit einem Monat ist der in Oberwil-Lieli wohnhafte Florian Stähli als Schulleiter in der Kreisschule Mutschellen aktiv. Er will zusammen mit Vorstandspräsident Andreas Glarner die Schule ...
Florian Stähli ist der neue Schulleiter der Kreisschule Mutschellen
Seit einem Monat ist der in Oberwil-Lieli wohnhafte Florian Stähli als Schulleiter in der Kreisschule Mutschellen aktiv. Er will zusammen mit Vorstandspräsident Andreas Glarner die Schule neu aufbauen – und dies in einem hohen Tempo.
Sabrina Salm
Dass ein erfolgreicher Unternehmer nun die Position eines Schulleiters innehat, ist aussergewöhnlich. «Doch hat auch seine Vorteile», sagt Florian Stähli. «Ich bringe einen frischen Blick von aussen und weiss, wie man eine Firma, die am Boden ist, wieder aufbaut.» Er möchte mit seiner langjährigen Erfahrung aus der Privatwirtschaft die Strukturen an der Kreisschule Mutschellen neu ordnen, Prozesse verbessern und die Schule organisatorisch neu aufstellen. «Ich kam in einer aussergewöhnlichen Lage: Die gesamte bisherige Schulleitung ist gleichzeitig ausgefallen.»
Zu seinem neuen Job kam er, weil die Klasse seiner Tochter keinen Französischunterricht mehr erhielt. «Da schlicht die Lehrperson fehlte.» Darum sei er eingesprungen: «Als ich das mit der Schulleitung hörte, wollte ich helfen.» Warum er sich das antut? «Ja, das ist eine Challenge, doch die KSM hat verdient, dass sie wieder einen guten Ruf erhält.»
Durch und durch ein Geschäftsmann
Florian Stähli ist in Bergdietikon aufgewachsen und vor rund 10 Jahren mit seiner Familie auf den Mutschellen zurückgekehrt. Heute wohnt er in Oberwil-Lieli. Beruflich war er für internationale Konzerne auf verschiedenen Kontinenten tätig, vor allem im Bereich Wirtschaftskriminalität. Vor 20 Jahren hat er ein Schweizer KMU in Urdorf übernommen und sich später daran beteiligt. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner machten sie daraus einen äusserst erfolgreichen Schweizer Marktführer. Er liebe Effizienz, klare Strukturen und Wirkung. Nun ist er also Schulleiter der Kreisschule Mutschellen und zurzeit an vier Tagen pro Woche vor Ort im Einsatz, online sogar an sieben Tagen pro Woche. «Theoretisch sind es 80 Prozent, in der Praxis fühlt es sich genauso an wie ein Start-up ohne Exit-Strategie», erkärt der 51-Jährige. Sein Antrieb? «Die KSM zur besten Schule im Kanton Aargau zu machen, daran arbeite ich gemeinsam mit meinem Team und allen Lehrpersonen jeden Tag mit Leidenschaft.»
Personalplanung läuft auf Hochtouren
Für die KSM gebe es nur eine Richtung: «Aufwärts!», sagt Stähli. Deshalb ist er mit Vollgas dabei, Änderungen vorzunehmen. Bisher konnten neue Lehrpersonen eingestellt werden. «Wir stecken mitten in der Personalplanung für 2026 und müssen gleichzeitig die täglichen Ausfälle bewältigen. Ab Januar rechnen wir mit zahlreichen längeren Abwesenheiten, etwa durch Schwangerschaften, Militärdienst oder Praktika.» Um die Kontinuität sicherzustellen, hat man bereits begonnen, passende Stelleninserate zu verfassen. So sucht man beispielsweise: «Eine Persönlichkeit mit Erfahrung – gerne 50+, die Verantwortung für die Stundenpläne und Stellvertretungssteuerung übernimmt.» Ebenfalls werden Real- und Sekundarlehrpersonen sowie eine/n Schulsozialarbeiter/-in gesucht.
Kümmern möchte er sich auch schnellstmöglich um offene Elternanliegen. Offene Kommunikation ist ihm sehr wichtig. «Es wird nichts mehr unter den Teppich gekehrt», schrieb er in einer Nachricht an die Eltern. Kooperationen sollen den Zusammenhalt der Schule weiter fördern und die Schülerinnen und Schüler auf die Berufswelt vorbereiten.
Schweizweites Pilotprojekt mit «Tischlein deck dich»
Anfang November startete das schweizweit einzigartige Pilotprojekt mit «Tischlein deck dich». «Ein Freiwilligen-Team liefert während eines Monats frische Früchte für die Pausenverpflegung», erklärt Florian Stähli. Er selbst engagiert sich seit Jahren ehrenamtlich bei «Tischlein deck dich», zuletzt als Projektleiter Digitalisierung. Unterstützung erhält der Schulleiter beim Pilotprojekt von Alex Stähli, Geschäftsführer des gemeinnützigen Vereins Tischlein deck dich: «Die Idee, unsere geretteten Lebensmittel an einer Schule in der Krise zu verteilen, hat mich sofort angesprochen.» Die Jugendlichen befänden sich zwar nicht in einem finanziellen Engpass wie ihre von Armut betroffene Kundschaft, aber dennoch in einer Notlage. «Wenn nach der regulären Verteilung noch hochwertige Produkte übrig bleiben, setzen wir sie als Solidaritätsbeitrag gerne dort ein, wo sie ebenfalls Positives bewirken können. Wie bei diesem Pilotprojekt im Schulalltag.» Florian Stähli ist überzeugt, dass die Verpflegung zeige: Der Weg in die Schule lohnt sich. Frisches Obst sei mehr als ein Snack, es zeige Wertschätzung und schaffe Gemeinschaft. Ein Apfel oder eine Banane geben Energie, fördern Konzentration und Motivation. Wer sich wohlfühlt, trägt leichter zum Miteinander bei, findet Stähli. «So stärkt Obst nicht nur die Gesundheit, sondern auch den Zusammenhalt in der Schule.»
Brücken zwischen Schule und Berufsleben stärken
Stähli versichert: «Weitere ähnliche Kooperationen werden folgen.» Diese sollen vor allem die Brücke zwischen Schule und Berufsleben stärken. «Denkbar sind Projekte, bei denen Lehrlinge eigene Ideen an der KSM umsetzen oder ältere Schüler und Studierende hier praxisnahe Arbeiten verfassen», erklärt der Schulleiter. «So entsteht ein direkter Bezug zur Arbeitswelt. Solche Partnerschaften sind wichtig, weil sie verhindern, dass Jugendliche isoliert ausgebildet werden und später unvorbereitet ins Berufsleben eintreten.»
Ihn habe es gepackt, die Kreisschule Mutschellen wieder nach oben zu bringen. Dies mache er aus voller Überzeugung. Er soll nicht der einzige Schulleiter bleiben. Stärkung im Team werde auch hier gesucht. Für ihn ist klar: «Ich bleibe so lange, wie es mich braucht und ich einen Nutzen bringen kann.»

