Ganzes Dorf zum Leben erweckt
28.04.2023 Villmergen, Region UnterfreiamtHeute in einer Woche feiert das neue Stück der Theatergesellschaft Villmergen im Chappelehof Wohlen Premiere
Mit der Produktion «Under em Milchwald» wagen sich die Villmerger dieses Jahr an die Umsetzung eines bekannten Hörspiels des walisischen Poeten ...
Heute in einer Woche feiert das neue Stück der Theatergesellschaft Villmergen im Chappelehof Wohlen Premiere
Mit der Produktion «Under em Milchwald» wagen sich die Villmerger dieses Jahr an die Umsetzung eines bekannten Hörspiels des walisischen Poeten Dylan Thomas. Ein aufwendiges Theaterstück – sprachgewaltig, verträumt und gespickt mit poetischen Geschichten.
Chregi Hansen
Das grosse Ganze steht. Die Kulisse, das Dorf, die Lichter, der gesamte Rahmen. Jetzt wird an den Details gefeilt. An den kleinen Feinheiten, den Übergängen, der Sprachmelodie und dem Ausdruck. Ist der alte Mann auch in den hinteren Rängen zu hören? Kommt seine Verunsicherung genug zum Ausdruck? Sitzt das Mädchen im Schatten oder reicht das Licht hier? Und sieht man auch die Schneeflocken? Oder muss da etwas anderes zum Einsatz kommen?
Diese Details sind darum so wichtig, weil «Under em Milchwald» eben kein «normales» Theaterstück ist. Für einmal steht nicht die Geschichte im Zentrum, gezeigt wird das Porträt einer Gemeinde. Im Original handelt es sich um ein kleines Fischerdorf, Autor Paul Steinmann hat die Szenerie in ein fiktives Freiämter Dorf verfrachtet. Die Zuschauer erleben einen Tag und eine Nacht in diesem Dorf. Lernen die Bewohner kennen. Ihre Gedanken und Sehnsüchte. Ihre Geheimnisse und Erinnerungen. «Das Publikum verfolgt das Leben im Dorf hautnah mit, begegnet sozusagen seiner DNA», bringt es Regisseur Dodó Deér auf den Punkt.
Der Kapitän im Wald
Dabei wird aber nicht nur der Dorfalltag auf die Bühne transportiert, sondern auch das, was darunter oder darüber geschieht – im Traum, im Schlaf, im Unterbewussten. Man schaut den arbeitenden, singenden, schlafenden, wachenden, schwatzenden und streitenden Bewohnern und Bewohnerinnen zu. Man lernt sie nach und nach alle kennen, die Damenschneiderin, den Tuchhändler, den Schuhmacher und die Inhaberin einer kleinen Pension. Die unverheiratete Lehrerin gehört ebenso zur Dorfgemeinschaft wie das neugierige Pöstlerehepaar. Sogar ein alter Kapitän wohnt hier mitten im Wald, eine Hommage an das Original.
Dabei spielt auch das Drumherum eine grosse Rolle. Gespielt wird in einem Rohbau – der Chappelehof wird derzeit saniert. Und die künstlerische Leitung stellt die Verhältnisse auf den Kopf. Das Publikum sitzt auf der Bühne, das Ensemble bespielt den Zuschauersaal. Die Kulissen, das Dorf mit seinen vielen Gebäuden und das Licht sind eine Wucht – als Zuschauer wähnt man sich tatsächlich mitten im Wald. Optisch ist «Under em Milchwald» eine Meisterleistung, mehr soll noch nicht verraten werden. Dazu gibt es eindrücklichen Chorgesang, komponiert von Musiker Christov Rolla, tolle Choreografien von Mariana Coviello und ganz sicher ein spielfreudiges Ensemble in lässigen Kostümen, kreiert von Eva Butzkies. «Das Publikum bekommt etwas Besonderes geboten», ist denn auch Regisseur Dodó Deér überzeugt.
Die schwermütige und humorvoll-deftige Sprache von Dylan Thomas hat Erich Fried adäquat ins Deutsche übersetzt. Der Villmerger Paul Steinmann, der selbst auch im Stück mitspielt, hat die Übertragung ins Freiämterische übernommen. Auch ihm ist die Sprache wichtig. So wird an der Probe schon mal länger diskutiert, ob es hier nun den Genitiv braucht oder nicht. Aber Steinmann ist auch zu Korrekturen bereit. Man spürt es während den Proben, die künstlerische Leitung hat hohe Ansprüche. Und ein Teil des Teams ist besonders gefordert. Sowohl Komponist und Musiker Christov Rolla wie auch Choreografin Mariana Coviello sind zusätzlich noch beim Theater Muri engagiert. Und pendeln derzeit zwischen den beiden Orten und Stücken hin und her. Ihr Können ist eben gefragt, darum nehmen sie den Aufwand gern auf sich.
Gourmetkoch im Untergeschoss
Doch nicht nur auf der Bühne wird Grosses geboten, auch das Drumherum soll stimmen. Welche Theaterbeiz kann sich schon rühmen, einen Gourmetkoch zu beschäftigen. Wie schon bei der letzten Aufführung «Der Kammerdiener» steht der pensionierte Villmerger Hugo Weibel in der Küche. Er, der als Chefkoch im «Palace» Gstaad schon Stars wie Liz Taylor, Roger Moore, Margaret Thatcher oder Michael Jackson kulinarisch verwöhnt hat, kümmert sich jetzt um das Wohl der Theaterbesucher. Dafür wird in der «Plattform» im Untergeschoss ein Restaurant eingerichtet. Zusätzlich zum Ticket kann auch noch ein Tisch in der «Wirtschaft zur Bettlertanne» gebucht werden. Zudem öffnet jeweils 45 Minuten vor der Aufführung das Apérozelt für alle durstigen Besucher. Nach der Vorstellung bietet die Wirtschaft etwas für den kleinen Hunger und den grossen Durst.
Tickets zu gewinnen
Die Premiere findet am kommenden Freitag, 5. Mai, statt. Bis zum 10. Juni sind 16 weitere Vorstellungen geplant. Der Vorverkauf ist eröffnet. Für die Premiere vom 5. Mai verlost diese Zeitung zweimal zwei Tickets. Wer sich eines der Tickets sichern will, der schreibt bis heute Freitag, 16 Uhr, eine Mail mit dem Vermerk «Theater Villmergen» an: verlosung@ freiaemterregionalzeitungen.ch.
Unter allen Teilnehmern werden dann die Gewinner ausgelost. Diese werden noch am gleichen Tag benachrichtigt. Viel Glück.
Tickets und Infos: www.theater-villmergen.ch