Ein Rundgang in Boswil zeigte die etwas anderen Arbeiten im Forst
Die Grundausbildung für Forstwartinnen und -warte basiert auf einer dreijährigen Lehrzeit mit Berufsschule, überbetrieblichen Kursen zu Holz, Jungwaldpflege, Naturschutz sowie dem ...
Ein Rundgang in Boswil zeigte die etwas anderen Arbeiten im Forst
Die Grundausbildung für Forstwartinnen und -warte basiert auf einer dreijährigen Lehrzeit mit Berufsschule, überbetrieblichen Kursen zu Holz, Jungwaldpflege, Naturschutz sowie dem einwöchigen Baukurs. Drei dieser Baustellen konnten mit Förster und Kursleiter Oliver Eichenberger besichtigt werden.
Richard Gähwiler
«Seit 1995 organisieren wir im Aargauischen Försterverband diese Baukurs-Woche für Forstwart-Lernende», informiert Oliver Eichenberger die zahlreichen Interessierten und Verantwortlichen aus Behörden, Kommissionen und spezifischen Fachbereichen, «und immer blieb diese Woche trocken, jetzt die erste Ausnahme. Den Wald freut es», so der Kursleiter weiter. Freude und Begeisterung herrschen auch bei den Teilnehmern, weiss Eichenberger. «Die Lernenden sind während einer Woche mit unterschiedlichen Bauarbeiten beschäftigt und lernen auch die Bedienung und das Führen von Kleinmaschinen.» Davon konnten sich die Besucher gleich selbst überzeugen. Denn drei der neun Baustellen lagen im Forstbetrieb Region Muri. Jetzt, kurz vor Kursende, waren die Arbeiten an diesen Baustellen schon weit fortgeschritten und deren Zweck deutlich erkennbar.
Kleinmaschinen und Grünverbau
Da war einmal die Baustelle «Furt» in Muri: Das regelmässige Erodieren der Forststrasse bei starken Regenfällen mit dem Abgang von Kies und Geschiebe in die Gärten der Anwohner wird durch eine betonierte Entwässerung, eine Furt, vermieden. «Die Handhabung einer Schalung mit Eisen und Betonieren ist eine perfekte Kombination für die Erfahrung eines Lehrlings», ist Instruktor Ueli Lüscher überzeugt. Dies bestätigt Lehrling Michael Anderegg: «Was wir an der Kleinmaschinenausbildung in Birr Neuhof gelernt haben, kann ich hier nun mit dem Dumper in der Praxis anwenden.»
Praktisches Arbeiten auch beim Waldweg entlang des Wissenbachs. «Die Neophytenbekämpfung an der Bachböschung erfolgte mit ‹Menzi Muck›-Bagger», erklärte Instruktor Samuel Schenkel vor Ort. «Jetzt müssen zur Stabilisierung der Uferböschungen und zur Verhinderung von Erosion sogenannte Faschinen verbaut werden.» Faschinen seien Bündel aus Zweigen und dickeren Ästen, die zusammengebunden und mit Weidenstecklingen am Hang befestigt werden. Die Zweige und Äste würden neu ausschlagen, sodass eine natürlich gesicherte Uferböschung entstehe, erläuterte Schenkel weiter und zeigte auf Dominik Gysel, welcher mit drei weiteren Lernenden mit diesen Bündeln hantierte. Dies sei seine zweite Lehre, erklärte Gysel, er habe die Lehre als Geomatiker abgeschlossen und absolviere jetzt eine verkürzte Lehre zum Forstwart, um anschliessend zum Forstingenieur weiterzustudieren.
Grundlage zur Abschlussprüfung
Abschliessend der «Bänkli-Posten» beim Forstwerkhof Boswil. Auch hier, trotz Bänkli, gibt es kein Ausruhen. Denn hier werden Eichen angeliefert, welche von den Lernenden zu Sitzbänken verarbeitet werden sollen. Dies geschieht unter Anleitung von Instruktor Mario Haller: «Anfänglich ist das gerade Sägen das Hauptproblem angehender Forstwarte, dabei ist es die Königsdisziplin bei der Holzverarbeitung», meinte Haller und begutachtete eine Rohbank mit kritischem Blick. Denn die Arbeiten der Lernenden werden abschliessend nach verschiedenen Kriterien beurteilt (Fachkompetenz, Einsatz, Arbeitssicherheit) und nach einem schriftlichen Test zur Kursarbeit auch benotet, was schliesslich in die Abschlussprüfung einfliesst. Noch bleibt Zeit bis Februar 2025, um eventuelle Wissenslücken zu schliessen.