Finanzen im Brennpunkt
09.09.2025 Rudolfstetten, Mutschellen, Wahlen, FinanzenVier bisherige und drei neue Kandidaten kämpfen um die fünf Gemeinderatssitze
In Rudolfstetten-Friedlisberg gab Gemeinderätin Michèle Kaufmann bekannt, dass sie sich für keine weitere Amtsperiode zur Verfügung stellt. Die restlichen vier ...
Vier bisherige und drei neue Kandidaten kämpfen um die fünf Gemeinderatssitze
In Rudolfstetten-Friedlisberg gab Gemeinderätin Michèle Kaufmann bekannt, dass sie sich für keine weitere Amtsperiode zur Verfügung stellt. Die restlichen vier Mitglieder kandidieren in der heutigen Konstellation. Zudem interessieren sich eine Frau und zwei Männer für das Gemeinderatsamt.
Roger Wetli
«Ich möchte meine Arbeit als Gemeindeammann fortsetzen, weil mir Rudolfstetten-Friedlisberg und seine Entwicklung am Herzen liegen», erklärt Reto Bissig. Seit Anfang 2024 amtet er als Gemeindepräsident. Zuvor war er acht Jahre Gemeinderat. «In den vergangenen Jahren konnten wir wichtige Projekte anstossen, die ich gerne weiter begleiten und erfolgreich umsetzen möchte. Kontinuität ist gerade in herausfordernden Zeiten ein wichtiger Erfolgsfaktor.» Als grösste Herausforderung für Rudolfstetten sieht Bissig die Stärkung der Steuerkraft. Dies, um die laufenden Kosten und die anstehenden Investitionen zu stemmen. «Dafür ist es von zentraler Bedeutung, attraktiven und gehobenen Wohnraum für gut verdienende Personen zu schaffen», erläutert er mit Überzeugung. «Die aktuelle finanzielle Situation der Gemeinde kann mit weiterhin konsequenter Haushaltsdisziplin und einer sorgfältigen Priorisierung von Ausgaben stabilisiert werden. Gleichzeitig müssen wir die Standortattraktivität stärken, um steuerstarke Personen anzuziehen.» Auch die Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden könne helfen, Kosten zu teilen und Effizienz zu gewinnen. «Ziel muss es sein, mittel- bis langfristig wieder mehr Handlungsspielraum zu schaffen, ohne Leistungen abzubauen», so der Ammann. Weiter möchte er sich in den Bereichen Raumplanung, Wohnraumentwicklung und Standortattraktivität für Rudolfstetten-Friedlisberg einsetzen. «Auch die Weiterentwicklung des Mutschellens als attraktiver Lebens- und Arbeitsraum liegt mir am Herzen und ich möchte, zusammen mit den Mutscheller Gemeindeammännern, gute Lösungen erarbeiten, die langfristig wirken.»
«Gemeindefeuer» brennt
Seit zehn Jahren amtet Sascha Käppeli im Gemeinderat. Vor vier Jahren wurde er zum Vizeammann gewählt. «Ich möchte dieses Amt weiterhin ausführen, weil ich immer noch sehr viel Freude daran habe, die Gemeinde weiterzubringen, immer noch sehr motiviert bin und in mir immer noch das Gemeindefeuer brennt», erklärt er. Eine der grössten Herausforderungen für das Dorf sieht Käppeli darin, dass die Gemeinde guten und bezahlbaren Wohnraum braucht für junge Personen, die zu Hause ausziehen wollen. Bezüglich Finanzen habe er nicht das Gefühl, dass sich nur Rudolfstetten mit Problemen beschäftigt. «Ich glaube, es braucht noch ein wenig Ausdauer und weitere gute Projekte in Sachen qualitativer guter Wohnraum, welcher wieder Personen nach Rudolfstetten bringt, die im guten Mittelstand zu Hause sind.» Käppeli möchte weiterhin in seinen Ressorts gute Arbeit leisten, gute Ideen einbringen und in den Vereinen aktiv bleiben. «In Rudolfstetten gibt es ganz vieles, was sehr gut läuft und sehr schön ist. Man muss die Augen öffnen und nicht nur immer das Schlechte suchen.»
In Bauthemen einbringen
Ende 2023 kam Michael Gutknecht in den Rudolfstetter Gemeinderat. «Da ich in der Mitte der letzten Amtsperiode gewählt wurde, konnte ich mich in den vergangenen zwei Jahren mit meinem Ressort bekannt machen und mich in die Themen einarbeiten. Nun würde es mich freuen, die nächste ganze Amtsperiode vollständig für das Umsetzen dessen nutzen zu dürfen.» Er denke, es gebe wichtige Themen in der Gemeinde, in denen er seine berufliche Erfahrung einbringen könne. Die grösste Herausforderung für die Gemeinde ist für Gutknecht die finanzielle Situation. «Und hier vor allem die fremdbestimmten Ausgabensteigerungen auf den verschiedenen Ebenen.» Auf der Ausgabenseite seien die direkt beeinflussbaren Kosten innerhalb der Gemeinde schon stark im Fokus. «Wir müssen uns gemeinsam mit den anderen Gemeinden für Kostenbewusstsein bei den für uns begrenzt beeinflussbaren Kosten der Verbände einsetzen. Wir als Gemeinde müssen uns einsetzen, dass wir guten Wohnraum für künftige gute Steuerzahler anbieten können, damit wir uns auch auf der Einnahmeseite verbessern können.» Nach Möglichkeit möchte sich Michael Gutknecht weiterhin in den Bauthemen im Gemeinderat einbringen. «Bei diesen Themen kann ich die Gemeinde am besten unterstützen.»
Gesellschaftliche Themen nicht vernachlässigen
Patrik Luther kam auf die aktuelle Amtsperiode Anfang 2022 in den Rudolfstetter Gemeinderat. «Ich möchte eine weitere Amtsperiode bestreiten, weil mir das Zusammenleben und die Gemeinschaft im Dorf sehr am Herzen liegen. Gerade in finanziell herausfordernden Zeiten braucht es Kontinuität, Mut und Zuversicht, um den eingeschlagenen Weg weiterzugehen.» Seine Erfahrung im Gemeinderat helfe ihm, die verschiedenen Interessen abzuwägen und tragfähige Lösungen zu finden. Die grösste Herausforderung sieht er darin, dass der Rat trotz der angespannten finanziellen Lage die gesellschaftlichen Themen und Gemeindeservices nicht vernachlässigen. «Es ist mir enorm wichtig, dass die guten Leistungen unserer Kanzlei, Angebote wie Vereinsleben und Kultur nicht auf Kosten der Einwohnerinnen und Einwohner gekürzt werden. Gleichzeitig müssen wir anerkennen, dass die grössten Belastungen wie Restkostenfinanzierung, Schul- und Sozialkosten kaum von der Gemeinde selbst beeinflussbar sind.» Umso mehr brauche es einen sorgfältigen Umgang mit den verbleibenden Mitteln und klare Prioritäten. «Die finanzielle Lage können wir verbessern, indem wir den erarbeiteten Finanzplan Schritt für Schritt umsetzen und die vorgesehenen Eckpfeiler konsequent verfolgen.» Dazu gehöre es auch, Investitionen sorgfältig zu priorisieren und unnötige Ausgaben zu vermeiden. «Wichtig ist mir, dass wir gleichzeitig die Attraktivität unserer Gemeinde sichern.» Besonders einbringen möchte sich Patrik Luther weiterhin in die gesellschaftlichen Themen, die das Zusammenleben prägen. «Diese tragen entscheidend zur Lebensqualität und der Gesundheit bei. Diese Bereiche stärken nicht nur den Zusammenhalt, sondern fördern auch die Attraktivität unseres Standorts.»
Lebenserfahrung zur Verfügung stellen
Neu als Gemeinderat bewirbt sich der Maschinenmechaniker und Gruppenleiter einer Abteilung mit 18 Mitarbeitern Josef-Rene Brem. Der Vater von zwei erwachsenen Söhnen wohnt seit seiner Geburt im Dorf und ist Ortsbürger. Er war 28 Jahre in der Feuerwehr, davon sechs Jahre als Vizekommandant und 1,5 Jahre in der Finanzkommission. «Ich möchte der Gemeinde meine 50 Jahre Lebenserfahrung, als Vater, Bauherr von meinem Einfamilienhaus, als ehemaliger Vizekommandant der Feuerwehr und als Vorgesetzter und Leistungsverantwortlicher in einem Industriebetrieb zur Verfügung stellen», erklärt er. Mit dieser Lebenserfahrung sei er als Gemeinderat in allen Ressorts einsetzbar und könne überall etwas dazu beitragen, um die Gemeinde weiter voranzubringen. «In den 1,5 Jahren Fiko konnte ich den bisherigen Gemeinderat als gutes kollegiales Team kennenlernen und würde gern in diesem Team mitarbeiten.» Als Gemeinderat könnte er sicher mehr dazu beitragen, «aus der finanziellen Schieflage zu finden», als dies als Mitglied der Fiko möglich sei. Neben den Finanzen sieht er in den Schulen grosse Herausforderungen. In Sachen Finanzen unterstützt Brem den angedachten Plan, gute Steuerzahler ins Dorf zu holen. Als Vorgesetzter von Mitarbeitern sei er damit vertraut, Konflikte zwischen Menschen zu schlichten, Lösungen miteinander zu erarbeiten «Mit diesen Voraussetzungen kann ich bei der Schule, Fürsorge, Soziale Dienste, Allgemeine Rechtspflege bestimmt einen guten Beitrag leisten.»
Zahlen nach Gemeindesteuerkraft
Stefano Marzo führt eine eigene Firma im Treuhandbereich mit einem Team von elf Personen mit Sitz in Dietikon. Der Vater von zwei Kindern lebt seit 2012 im Dorf, amtet als Finanzchef des Fussballclubs Dietikon und fliegt eine Cessna. Ab 2013 wirkte er bis zur Abschaffung in der Schulpflege mit. Marzo möchte im Gemeinderat seine Erfahrung im Bereich Schule einbringen. «Dies angesichts dessen, dass nicht alles rund läuft. Als Geschäftsführer kenne ich die Hürden im Alltag. Und das Wichtigste ist, sich an den Rahmenbedingungen zu halten, sodass, wenn etwas besprochen wird, dies auch umgesetzt wird.» Die grösste Herausforderung sieht er in der Oberstufenschule. «Man hat dort keine saubere Aufsicht. Diese Schule wurde aus allen Seiten vernachlässigt.» Um die finanzielle Situation der Gemeinde zu verbessern, möchte er Beitragsberechnungen an die jeweiligen Anlagen wie KSM oder Burkertsmatt genauer anschauen. «Man muss sich dort überlegen, die Berechnungen neu aufzustellen. Zum Beispiel wäre ein Thema nach Steuerkraft zu bezahlen.» Als neuer Gemeinderat würde er seine Schwerpunkte auf die Schule in Zusammenhang mit den Finanzen legen. «Da ich in diesem Bereich sehr solid bin, denke ich, einen positiven Beitrag bringen zu können.»
Soziale Themen und Wohnraum
Als einzige Frau kandidiert Nicole Pfäffli für den Rudolfstetter Gemeinderat. Die diplomierte Pflegefachfrau bildete sich zur diplomierten Fachexpertin Onkologiepflege weiter und absolvierte eine Zusatzausbildung in Leadership und Management. Pfäffli engagiert sich in der Feuerwehr als Chefin der Sanitätsabteilung. Sie wuchs im Dorf auf und lebt seither mit einem Unterbruch von drei Jahren hier. «Ich habe schon länger Interesse, dem Gemeinderat beizutreten», erklärt sie. «Jetzt passt es vom Zeitpunkt her sehr gut. Ich habe den Wunsch, die eigene Gemeinde aktiv mitzugestalten und meine Ideen einzubringen. Ich möchte den Kontakt zur Bevölkerung halten und spüren, was sie beschäftigt.» Neben der finanziellen Situation sieht Pfäffli den knappen Wohnraum als grosse Herausforderung. «Es ist extrem schwierig, eine passende und finanzierbare Wohnung zu finden.» Zu den Finanzen möchte sie die Ansätze weiterverfolgen, welche an der letzten Gemeindeversammlung diskutiert wurden. «Zudem muss geschaut werden, wo es Prozessoptimierungen benötigt.» Im Gemeinderat möchte sie sich bei den sozialen Themen einbringen. «Hier möchte ich auch gerne den Fokus auf die Familien sowie die ältere Bevölkerung und deren Bedürfnisse für ein selbstbestimmtes Leben legen.»