Feiern bis die Reifen quitschen
01.09.2023 WohlenMehrere Jubiläen: Die Renault-Garage Rohrbach AG gibt es seit 50 Jahren, seit 30 Jahren ist man in Wohlen
Die Brüder Hannes und Ferdinand Rohrbach verkauften 1973 zwei Autos in ihrer Garage in Oberwil-Lieli. Vor 30 Jahren zügelte die Autogarage nach Wohlen, ...
Mehrere Jubiläen: Die Renault-Garage Rohrbach AG gibt es seit 50 Jahren, seit 30 Jahren ist man in Wohlen
Die Brüder Hannes und Ferdinand Rohrbach verkauften 1973 zwei Autos in ihrer Garage in Oberwil-Lieli. Vor 30 Jahren zügelte die Autogarage nach Wohlen, der Besitzer wechselte, der Name Rohrbach blieb. Heute führen Dieter und Joel Juchli den Betrieb und verkaufen ein paar Autos mehr als vor einem halben Jahrhundert.
Stefan Sprenger
«Wir werden alt», sagt Romy Rohrbach (70) und blickt lachend zu Dieter Juchli (59). Die beiden kennen sich schon lange. Es war am 1. April 1980, als Dieter Juchli seine Lehre im Betrieb anfing. 250 Franken hat er im ersten Lehrjahr verdient. «Den Lehrvertrag habe ich immer noch», sagt Romy Rohrbach. Juchli wechselt nie den Betrieb. Ihm gefallen der Job, die Marke Renault und die Garage Rohrbach. «Das Menschliche, das Familiäre, der tolle Umgang», das habe er immer geschätzt. Er wird Werkstattchef, vor rund 20 Jahren Geschäftsführer. «Die Zeit rennt, wir haben viel erlebt», meint er – und blickt ebenfalls lachend zu Romy Rohrbach.
Früher war alles aufwendiger
Dieses Menschliche ist zu spüren. In der Werkstatt, im Showroom, wenn man sein Auto in den Service gibt – oder wenn man am Tisch sitzt mit Dieter Juchli, seinem Sohn Joel (beide aus Zufikon) und Romy Rohrbach (aus Rudolfstetten). Schon 1969 eröffneten die Brüder Hannes und Ferdinand Rohrbach ihre Garage in Oberwil-Lieli. 1973 wird eine AG gegründet. Vier Leute arbeiteten damals im Betrieb, davon zwei Lehrlinge. Im ersten Jahr verkauften sie zwei Autos, im zweiten Jahr dann drei.
Damals lebte man weniger vom Autoverkauf, sondern mehr vom Service. Da war alles viel aufwendiger und weniger digitalisiert.
Hannes Rohrbach sattelt auf das Velo um
Die Garage Rohrbach hat Erfolg im Business. 1993 sucht Renault eine Vertretung in Wohlen – und die Garage Rohrbach zügelt in die Freiämter Metropole an den Schützenmattweg 36, gleich hinter dem Motocorner und dem «Schüwo». Die damals rund 300 Kunden nehmen den weiteren Weg von Oberwil-Lieli nach Wohlen grösstenteils auf sich, weil für den Betrieb damals schon Werte wie Vertrauen und Menschlichkeit wichtig waren. Die Branche erlebt in den 90er-Jahren ihre Hochzeiten. Bis zu 12 Mitarbeiter sind angestellt.
Vor über 20 Jahren wechselte Hannes Rohrbach von Auto auf Velo und ist jetzt im Velogeschäft Chilli Sport in Widen tätig. Von vier wechselte er auf zwei Räder. Romy Rohrbach (seit 1978 im Betrieb tätig) blieb der Garage treu, ist heute in der Buchhaltung und Administration tätig. Bis 2022 heissen die Inhaber aber Hannes und Romy Rohrbach. Doch dann wechselt der Besitzer. Dieter Juchli, früher Lehrling, Werkstattchef und Geschäftsführer, übernimmt. Den Namen «Rohrbach» zu wechseln, kam nicht infrage. «Renault ist eine Marke. Rohrbach auch», sagt Dieter Juchli.
Der Sohn wird übernehmen
Eine nicht ganz unbedeutende Rolle erhält nun sein Sohn Joel. Auch er machte die Lehre zum Automobilfachmann im Betrieb und anschliessend die Weiterbildung zum Verkaufsberater mit Fachausweis. Joel Juchli – in seiner Freizeit Mitglied der Freiämter Band «Brässkalation» – machte zusätzlich die Verkaufsausbildung, ist stellvertretender Geschäftsführer – und wird den «Laden» mal übernehmen. Eine Nachfolgelösung, die nicht besser Glück.» Sein Sohn Joel, 27 Jahre jung, meint: «Durch meinen Vater kannte ich nie eine andere Automarke als Renault, nie eine andere Garage als Rohrbach, die Bindung ist gross und ich sehe es als grosse Chance für mich – und bin sehr stolz, Teil dieses tollen Teams zu sein und das Geschäft in den nächsten Jahren zu übernehmen.»
«Oldie, but Goldie» und eine treue Kundschaft
In den 90er-Jahren hatte man 300 Kunden. Heute ist der Kundenstamm auf 2000 angewachsen. Und trotzdem ist es schwieriger geworden. Kurz gesagt: Man hatte damals zwar weniger Kunden, aber dennoch mehr Arbeit. «Alles dauerte eben länger ohne Computer», erklärt Dieter Juchli. Die Automobilbranche war und ist in einem steten Wandel. Was früher mit dem Schraubenschlüssel repariert wurde, erledigt heute das Diagnosegerät.
Im Falle der Garage Rohrbach ist es aber ein «Oldie, but Goldie». Auch wenn das Führen einer Autogarage nicht mehr so lukrativ ist wie früher, so hat es dieses Unternehmen in all den Jahren mit Vertrauen und Knowhow geschafft, dass die Menschen immer ihre Autos in die Hände der Garage Rohrbach gaben. «Wir dürfen auf eine sehr treue Kundschaft zählen», sagt Romy Rohrbach.
Dacia und Renault verkauft sich gleich gut
Es gibt in diesem Jahr einige Gründe, um anzustossen: 50 Jahre seit der Gründung, 30 Jahre in Wohlen, 10 Jahre Elektroauto Zoe – und 5 Jahre Dacia. Denn neben dem Umzug war dies ein weiterer Meilenstein. 2018 kam die Marke Dacia, ein Budget-Auto von Renault, neu ins Sortiment. «Das hat einiges verändert», so Dieter Juchli. Der Zoe – 2013 lanciert – war eines der ersten Elektroautos überhaupt. «Heute ist etwa jedes fünfte verkaufte Auto ein Elektrofahrzeug.» Dies entspricht ungefähr der schweizweiten Statistik. Übrigens: Der Verkauf von Renault und Dacia hält sich in etwa die Waage. «50 zu 50», meint Juchli.
Seit dem Wechsel nach Wohlen wurde im Betrieb zwei Mal eingebrochen. Einmal wurde der Schlüsselkasten gesprengt und ein Ersatzauto aus der Werkstatt geklaut.
Hässlicher Renault wurde «leider» wieder gefunden
Ein Renault Modus, ein Modell, das man als «hässlichsten Renault» bezeichnen kann. «Leider wurde er wieder gefunden und zurückgebracht», lacht Dieter Juchli. Angesichts so viel Humors liegt an dieser Stelle etwas Schleichwerbung drin. Wieso muss man sich einen Renault kaufen? Die ehrliche und trockene Antwort: «Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist einfach stark.» Heute verkauft man rund 100 Autos pro Jahr.
Romy Rohrbach, die bei der Gründung 20 Jahre jung war, erwähnt es nochmals lachend: «Wir werden alt.» Und fügt dann mit glücklichem Gesichtsausdruck an: «Aber: Hurra. Es gibt uns noch.» Joel Juchli, der den Betrieb in ein paar Jahren von seinem Vater übernehmen wird, meint: «Und es wird uns auch noch lange geben.»