Fast wie der Freiämter Sturm
20.01.2023 WohlenDer neue Landammann Jean-Pierre Gallati: «Auf ihn darf der Aargau stolz sein», sagt sein Vorgänger
Eine würdevolle Feier – auch das ist ein unvergessliches Geschenk für den neuen Landammann. Darüber hinaus gab es etliche spannende und ...
Der neue Landammann Jean-Pierre Gallati: «Auf ihn darf der Aargau stolz sein», sagt sein Vorgänger
Eine würdevolle Feier – auch das ist ein unvergessliches Geschenk für den neuen Landammann. Darüber hinaus gab es etliche spannende und wertschätzende Worte für Jean-Pierre Gallati. Von seinem Vorgänger Alex Hürzeler und vom Grossratspräsidenten.
Daniel Marti
Der Festsaal der Integra war bis auf den letzten Platz besetzt. Ob Wegbegleiter oder Parteikollegen oder Politprominenz – alle wollten dem neuen Landammann Jean-Pierre Gallati gratulieren. Der Wohler, einst Einwohnerrat und heute wichtigster Regierungsrat, war der gefeierte Mann. Und Gallati genoss mit seiner Frau Zineta die Feier und auch den Rummel um seine Person sichtlich. Richtig so, die Landammann-Feier war ein würdiger Anlass. Und Wohlen feierte «seinen» Landammann mit Stil.
«Im Leben etwas Sinnvolles machen»
Und Gallati selber? Der sah nicht sich im Mittelpunkt, sondern den Kanton. «Wir feiern den Kanton Aargau», sagte er bei seiner Rede. Und dankte zuerst den Steuerzahlenden, die das Fest ermöglichten. «Aber es ist eine gute Investition.»
Als kleiner Junge habe er ja Bauer werden wollen, blickte er tief in die Vergangenheit. «Aber die Bauersleute sind ja in der Politik sonst schon wirkungsvoll vertreten.» Zum Glücklichsein müsse man im Leben «etwas Sinnvolles machen», erklärte er weiter. Nun dürfe er das für den Kanton Aargau umsetzen. Der Aargau sei, ähnlich wie die Schweiz, ein Willenskanton. Als «europäische Pufferzone» zwischen den mächtigen Kantonen Bern und Zürich geschaffen. «Heute habe ich das Privileg, für diesen Kanton Aargau arbeiten zu dürfen.» Ob als Gesundheits- oder als Militärdirektor, alles sei sehr sinnvoll am Job des Regierungsrates.
Auch als Landammann wird Gallati immer an seine Wurzeln denken. Wurzeln, die ihn geprägt haben. «Mein Vater hat als Gemeindeammann der Landsgemeinde Waltenschwil mein Interesse zur Politik geweckt.» Und seine Mutter habe ihm die Liebe zu den Menschen geschenkt.
Dank der Unterstützung seiner Familie konnte er stets den Weg in der Politik gehen. Auch das sei ein Geschenk. Und Präsente gab es an der Feier ganz viele. Einen Korb voller Cola zero, ein Hut in den Aargauer Farben, eine Biografie von Papst Franziskus. Oder die Präsenz von Ständerat Thierry Burkart (FDP), von diversen Nationalräten, mit dem einheimischen Wohlen-Nationalrat Matthias Jauslin (FDP), von Alt-Landammann Peter Wertli und von der Zürcher Regierungsrätin Natalie Rickli, dies war auch eine Art Geschenke.
Mit Tempo nach Aarau – künftig mit Aargauer Hut
In der Regel gibt es in Wohlen für prominente Gäste einen Strohhut. Diese Tradition drehte Désirée Stutz, SVP-Fraktionspräsidentin im Grossen Rat, ein wenig um. Sie schenkte dem neuen Landammann einen Hut mit den Aargauer Farben. Und der passt sogar perfekt.
Stutz wusste auch, dass Gallati zu seinen Anfangszeiten als Politiker in Wohlen «ein Behördenschreck und danach im Grossen Rat ein kompromissloser Fraktionschef» war. Bei der überparteilichen Zusammenarbeit hatten laut Stutz viele Politbegleiter grossen Respekt vor ihm. «Hart in der Sache, korrekt im Umgang», dies habe er stets vorgelebt. Auch deswegen habe Gallati die Krisen, Corona und Ukraine-Flüchtlinge, gut gemeistert. Der neue Landammann habe «den Sprung vom Oppositionspolitiker zum Regierungsrat problemlos geschafft. Heute wird seine Arbeit von rechts bis links geschätzt.»
Grossratspräsident Lukas Pfisterer verglich Gallatis Werdegang sogar mit dem Freiämter Sturm im Dezember 1830. Zumindest ist der Freiämter Sturm auch schuld daran, dass es in der damals neuen Kantonsverfassung ab 1831 erstmals einen Landammann gab. «Die Freiämter machten damals in Aarau allen klar, was ihnen nicht gefällt an der kantonalen Politik.»
Auch Jean-Pierre Gallati sei mit «Tempo nach Aarau» gerauscht – bis auf den Stuhl des Landammanns. Nun nehme er eine spezielle und wichtige Rolle ein, so Pfisterer. «Gallati ist verantwortlich, dass der Regierungsrat alle wichtigen Aufgaben erfüllen wird. Und ich bin zuversichtlich, dass er den Regierungsrat hervorragend leiten wird.»
Schnelldenker voller Kompetenz
Dies tat Alex Hürzeler im vergangenen Jahr. Und der abtretende Landammann freute sich, dass endlich wieder eine solche Feier stattfinden konnte. Gefeiert wird nur, wer erstmals Landammann wird. Hürzeler freute sich aber auch über den Austragungsort. «Die Integra ist eine wichtige Institution im Freiamt und im Aargau.» Respekt, Würde, Verantwortung gegenüber anderen, «das gilt für die Integra und für einen Landammann».
Und wer sei überhaupt dieser Jean-Pierre Gallati? Sein Vorgänger lieferte die Antworten gleich selber: «Er ist ein Schnelldenker, er analysiert stark, er hat Freude an gepflegten Diskussionen. Und im Grossen Rat ging ihm der Ruf voraus, ein scharfer Hund zu sein. Aber nein, der beisst gar nicht.» Gallati habe schnell den Hut der Exekutive getragen. «Und wir im Regierungsrat sind froh, wenn er uns an der langen Leine führt.» Alex Hürzeler weiss aus Erfahrung, dass ihm der Landammann-Job so zwei, drei Veranstaltungen im Jahr mehr bescheren wird. «Das ist bereichernd und lässt den Horizont grösser werden.»
Der Kanton Aargau werde 2023 von einer kompetenten Persönlichkeit geführt, sagte Bildungsdirektor Hürzeler noch. «Die Aargauerinnen und Aargauer dürfen stolz sein auf ihren Landammann.»