Fantasie, Geschichte, Geschichten
24.10.2023 MuriVernissage von «Die Namenlandschaft von Muri und Umgebung»
Benedikt Stalder hat sein Buch «Die Namenlandschaft erzählt Geschichte und Geschichten von Muri und Umgebung» vorgestellt. Darin finden sich einige Schätze und manche ...
Vernissage von «Die Namenlandschaft von Muri und Umgebung»
Benedikt Stalder hat sein Buch «Die Namenlandschaft erzählt Geschichte und Geschichten von Muri und Umgebung» vorgestellt. Darin finden sich einige Schätze und manche Überraschung, wie etwa beim Namen «Greuel» oder bei der Herkunft des Namens von Boswil.
Es ist Freitagabend, der Dachsaal der Pflegi in Muri ist rappelvoll. Die Anwesenden kennen sich gegenseitig und tauschen sich angeregt aus. Doch sobald die Musik der Band «Ilsah» mit ihrer teils lüpfigen, teils melancholischen Volksmusik einsetzt, verstummen alle und hören gebannt zu. Nach diesem Auftakt sind sie gespannt, Erhellendes über ihre Region zu erfahren. «Das Buch ist für Murianer, Interessierte und Heimweh-Murianer», erklärt Robert Häfner, Präsident des Vereins Namenlandschaft Muri, in seiner Rede. Danach übergibt er das Wort an den Autor und Star des Abends, Autor Benedikt Stalder.
Dieser erklärt, wie er die in seinem Buch gesammelten Flurnamen hergeleitet hat: «Es brauchte etwas Fantasie.» So hat etwa die Senke «Chly Rigi» nichts mit dem Bergmassiv Rigi zu tun, sondern mit einem Bach – Mittelhochdeutsch: Rige –, der zur Zeit der Namensgebung an dieser Stelle vorbeirauschte. Viel Fantasie sei ganz allgemein im Spiel gewesen bei der Erschaffung des Buches. «Wenn ich gewisse Namen jetzt nochmals lese, könnten sie auch etwas anderes bedeuten», räumt Benedikt Stalder augenzwinkernd ein. Die Geschichte bestehe aus Fakten. Geschichten hingegen seien Sagen und Legenden. In seinen Augen seien diese viel spannender, erklärt der Autor. Deshalb haben auch sie Platz in seinem Buch gefunden. So werden beispielsweise die Geschichten des Sennzwergs oder des Amtsmunis von Meienberg erzählt.
Boswil ist die Ausnahme
Hanspeter Münger, ein Besucher der Vernissage, sagt: «Mit dem neuen Wissen werde ich die Landschaft anders wahrnehmen.» Das war bestimmt auch das Ziel von Lokalhistoriker Stalder, als er dieses Buch schrieb, denn er betont: «Die Geschichte seines Heimatortes zu kennen, stärkt den Zusammenhalt.» An diesem Abend ist es vor allem seine Person, die die Leute zusammenbringt. Beinahe alle Anwesenden kennen ihn, waren mit ihm in verschiedenen Vereinen oder kennen andere seiner Projekte.
Was war die Motivation des Autors? «Aus eigenem Antrieb habe ich nur das Buch über die Boswiler Flurnamen geschrieben, danach wurde ich angefragt», sagt Stalder dazu. So auch für dieses Buch. Trotzdem ist allen Anwesenden klar: Benedikt Stalder brennt für die Regionalgeschichte. Seine Passion zeigt sich besonders, wenn er die Flurnamen und deren Herkunft erklärt. So etwa, dass Ortsnamen auf «wil» (beispielsweise Brunnwil) «bei den Höfen des …» bedeuten. Aber Boswil bildet die Ausnahme. «Boswil war nämlich nicht nur irgendein Hof, sondern ein Herrschaftshof.» Was wäre eine Regel ohne die berüchtigte Ausnahme.
Keine Gräueltaten im «Greuel»
Erleichtert waren die Zuhörer, als sie erfuhren, dass am Ort «Greuel» keine Gräueltaten begangen wurden, sondern der Name von der Farbe des Bodens stammt. Diese und weitere Beispiele erläuterte Stalder ausführlich. «Ich möchte Sie nur gwundrig machen», sagte er schmunzelnd. Und fügt hinzu: «Es ist aber kein Buch, das man durchliest. Dafür ist es nicht spannend genug. Vielmehr ist es ein Nachschlagewerk, das man immer wieder aus dem Büchergestell holt, wenn man wissen will, was ein bestimmter Flurname bedeutet.» Die Antwort findet man bestimmt in Stalders Buch. Es macht einen neugierig, wie der Ort, auf dem das Lieblingsbänkli steht, wohl heisst. --gum