«Es ist ein enormes Privileg»
31.05.2023 WohlenDer Wohler Yannis Mäder leistet seit Anfang Jahr Dienst in der Päpstlichen Schweizergarde
Anfang Mai wurden im Vatikan 23 neue Rekruten der Päpstlichen Schweizergarde vereidigt. Einer von ihnen ist der Wohler Yannis Mäder. Der 21-Jährige hat sich ...
Der Wohler Yannis Mäder leistet seit Anfang Jahr Dienst in der Päpstlichen Schweizergarde
Anfang Mai wurden im Vatikan 23 neue Rekruten der Päpstlichen Schweizergarde vereidigt. Einer von ihnen ist der Wohler Yannis Mäder. Der 21-Jährige hat sich für die Garde gemeldet, weil «ich meinen Glauben festigen will», wie er erklärt. Und weil er den Dienst als berufliches Sprungbrett sieht.
Chregi Hansen
«Ich schwöre, treu, redlich und ehrenhaft zu dienen dem regierenden Papst und seinen rechtmässigen Nachfolgern und mich mit ganzer Kraft für sie einzusetzen, bereit, wenn es erheischt sein sollte, für ihren Schutz selbst mein Leben hinzugeben»: Diesen Eid leisteten vor gut einem Monat 23 junge Schweizer. Unter ihnen auch ein Wohler.
Dabei deutete nur wenig darauf hin, dass Yannis Mäder einmal ein Mitglied der Schweizergarde wird. «Um ehrlich zu sein, war ich schon seit einigen Jahren nicht mehr sehr engagiert in der Kirche», erklärt er auf Anfrage. Er war zwar in jungen Jahren Ministrant, doch eine feste Bindung zur Kirche bestand nicht mehr. Er sieht darum den kommenden Dienst auch als Möglichkeit, seinen Glauben wieder zu festigen. Und er hat den Entscheid zum Beitritt nicht bereut. «Ich konnte dem Papst meine Eltern vorstellen. Dies war meine erste Interaktion mit dem Papst, es war ein unbeschreiblicher Moment für mich», sagt er.
Mögliches Sprungbrett für eine Karriere
Yannis Mäder hat sein ganzes bisheriges Leben in Wohlen verbracht. Aufgewachsen ist er mit zwei Brüdern, nach der Schule hat er eine Lehre als Polymechaniker bei der Cellpack gemacht. In seiner Freizeit war er sehr engagiert in der Pfadi, daneben traf er sich gerne mit Freunden. Nach der Lehre hat er den Militärdienst absolviert. «Diese Zeit hat mir sehr gut gefallen», so Mäder. Er möchte später Fuss fassen im Sicherheitsbereich. Bei der Recherche über mögliche Berufe in diesem Metier ist er zufälligerweise auf die Homepage und das Rekrutierungsvideo der Schweizergarde gestossen und hat festgestellt, dass der Dienst in der Garde ein fantastisches Karrieresprungbrett sein wird.
Die Vorgaben für eine Aufnahme in dieser spezielle Truppe sind klar: Es braucht eine abgeschlossene Rekrutenschule in der Schweiz, eine absolvierte Matura oder Berufslehre, man muss Katholik sein und männlich und muss den Willen haben, mindestens zwei Jahre und zwei Monate in einem anderen Land zu leben. Und nicht zuletzt muss man bereit sein, im Ernstfall sein Leben hinzugeben. «Ich habe dann Kontakt mit dem Chef Rekrutierung aufgenommen. Dieser hat mir sehr bei der Bewerbung geholfen», erzählt der Wohler.
Das Exerzieren bereitet ihm noch Mühe
Seit dem 1. Januar ist Yannis Mäder nun in Rom. «Die Möglichkeit, in Italien zu leben, das Land besser kennenzulernen und neue Erfahrungen zu machen, waren eine zusätzliche Motivation für meine Bewerbung», erklärt er. Was er bisher erlebt hat, bestärkt ihn in der Ansicht, den richtigen Entscheid getroffen zu haben. «Wir haben hier eine sehr gute Ausbildung genossen. Zuerst eine zweimonatige Rekrutenschule und danach mindestens einmal im Monat einen Ausbildungstag im Geschwader. Mir gefällt die taktische Ausbildung so wie die Schiessausbildung», schwärmt er. Etwas Mühe bereiten ihm hingegen das Exerzieren und das korrekte Tragen der Hellebarde, «aber auch das funktioniert langsam», schmunzelt er.
Die Schweizergarde hat eine lange Tradition
An das Leben im Vatikan hat der Wohler sich inzwischen gewöhnt. Und er ist sehr stolz, Mitglied der Garde zu sein. «Es ist auf jeden Fall ein enormes Privileg für mich. Die Schweizergarde ist ein solch bekanntes Korps, in das sehr viel Vertrauen gesteckt wird und das nur über eine sehr limitierte Anzahl an Gardisten verfügt», sagt er. Mäder ist zudem der Ansicht, dass die Tradition der Garde ein sehr gutes Licht auf die Qualität, die Loyalität und das Pf lichtbewusstsein der Schweizer wirft. «Wir vertreten hier die Geschichte der alten Schweiz als ältestes Korps der Welt», fügt er noch an.
Tatsächlich hat die Schweizergarde eine lange Geschichte. Seit mehr als 500 Jahren steht sie im Dienste der Päpste und wacht über den Vatikan. Begonnen hat alles im Jahre 1506. Erstmals gefordert wurde die Garde am 6. Mai 1527, an diesem Tag verteidigten 189 Schweizergardisten Papst Clemens VII. bei der Plünderung Roms. Die Stadt wurde von 24 000 führungslosen Landsknechten und Söldnern belagert. Zwei Drittel der Päpstlichen Garde kamen bei der entscheidenden Schlacht ums Leben. 42 Gardisten aber verhalfen dem Papst zur Flucht in die nahe Engelsburg und retteten so sein Leben. In Erinnerung an diesen Tag schwören die neu eintretenden Gardisten jeweils am 6. Mai in feierlichem Rahmen, den Heiligen Vater ebenfalls mit ihrem Leben zu beschützen. Diesen Eid hat nun auch der Wohler Yannis Mäder geleistet.
Die Vereidigung nach vier Monaten Dienst hat er positiv in Erinnerung. «Es war ein wunderbarer und schöner, wenn auch stressiger Tag. Wir hatten viel Programm, aber alles in allem war es wunderschön. Für mich war der schönste Moment auf jeden Fall, als mein Name aufgerufen wurde, ich an die Fahne ging und meinen Schwur ablegte», erzählt er. Zur Vereidigung hatte er 14 Verwandte und einen Kollegen eingeladen. «Es kann sehr schwer sein, den Kontakt mit der Heimat aufrechtzuerhalten, da man hier unten manchmal die Zeit vergisst. Manchmal weiss man auch nicht, über was man reden soll. Jedoch haben wir zum Glück das Internet, um mit Freunden und Familie im Kontakt zu bleiben.»
Zurück in die Pfadi
Inzwischen ist Yannis Mäder in den normalen Dienst zurückgekehrt und lernt bereits für die nächsten Module. Und was plant er nach der Zeit in der Garde? Der Wohler ist noch unsicher. «Ich habe viele Ideen. Eine Möglichkeit wäre die Polizeischule, der Dienst in der Securitas oder vielleicht sogar die Offiziersschule der Armee, um dann zu versuchen Berufsmilitär zu werden», sagt er. Noch hat er viel Zeit, sich über den weiteren Weg Gedanken zu machen. Sein Dienst dauert mindestens bis zum 28. Februar 2025. Nur eines weiss er jetzt schon. Nach Dienstende will er wieder in der Pfadi Wohlen mitmachen. 14 Jahre war er da schon aktiv – und weitere sollen dazukommen.