Erste Schweizer Medaille
16.08.2025 KelleramtMarvin Kessler aus Arni holt Silber an der Internationalen Linguistik-Olympiade in Taiwan
Seit 2022 nehmen Schweizer Jugendliche an der Internationalen Linguistik-Olympiade teil. Zum zweiten Mal tat dies auch Marvin Kessler. Und der 19-Jährige aus Arni holt die erste ...
Marvin Kessler aus Arni holt Silber an der Internationalen Linguistik-Olympiade in Taiwan
Seit 2022 nehmen Schweizer Jugendliche an der Internationalen Linguistik-Olympiade teil. Zum zweiten Mal tat dies auch Marvin Kessler. Und der 19-Jährige aus Arni holt die erste Medaille für die Schweiz. Dass ausgerechnet er dies schaffte, freut ihn doppelt.
Annemarie Keusch
Neu war für ihn alles. Und gleichzeitig doch nicht viel. In Taiwan war Marvin Kessler noch nie. «Es gefällt mir aber gut», sagt er. Aus Reisen nach Japan und nach China kennt er die asiatische Kultur, ist begeistert von ihr. «Entsprechend freute ich mich, dass der Anlass in Taiwan stattfand», sagt er am Telefon. Es sei aber so ganz anders als das Leben in europäischen Städten. Was ist der grösste Unterschied? «Die Leute. Hier hat es einfach unglaublich viele Menschen», sagt er und lacht. Aber auch die Natur sei imposant. «Die Berge, fast wie in der Schweiz.» Gross Zeit, diese zu sehen, hatte er bisher aber nicht. Die Internationale Linguistik-Olympiade stand in der ersten Zeit seines Taiwan-Aufenthalts im Zentrum.
Und genau diese ist für den 19-Jährigen aus Arni nichts Neues. Zum zweiten Mal ist er dabei – nach 2023 in Bulgarien. Schon dort schnitt er gut ab, aber eben, noch ohne Medaille. «Die Erfahrung von damals half mir sicher», sagt er heute. Gerade auch die Gelassenheit, mit der er die Aufgaben anging. Aus völlig fremden Sprachen und Zahlen Muster und Zusammenhänge zu erkennen, Satzstrukturen auszuarbeiten – darum geht es an diesem Wettbewerb. «Wie Rätselraten», beschreibt er es. Gross vorbereiten könne man sich nicht. «Weil sowieso immer Sprachen kommen, die niemand kennt.» Einzig das Lösen alter Aufgaben blieb zur Vorbereitung. «Das habe ich natürlich gemacht», sagt er. Aber nur eine Woche bevor er nach Taiwan abreiste. Vorher lag der Fokus auf die Maturprüfungen, die Kessler an der Kantonsschule in Baden absolvierte – und natürlich alle bestand. «Ja, vielleicht war diese ungewöhnliche Vorbereitung der Schlüssel zum Erfolg», sagt er und lacht.
Nervös bei der Rangverkündigung
Das Gefühl sei gut gewesen während des zweitägigen Wettkampfes. «Natürlich, sicher ist man sich nie. Aber wenn man etwas herausfindet, das Sinn ergibt, dann ist das selten ein schlechtes Zeichen», sagt Marvin Kessler. Und das ist ihm geglückt. Bei einer der Sprachen der Eingeborenen auf Papua-Neuguinea genauso wie beim Dzongkha, der Amtssprache Bhutans und bei einer indigenen Sprache Amerikas. «Ich konnte richtig in den Aufgaben versinken», sagt Marvin Kessler. Die Satzstrukturen, die Schrifttypen, gewisse Muster erkennen – dem Rätsel auf die Spur kommen. Das ist Linguistik, das macht ihm Spass. Mit einer Medaille in der Tasche sowieso. «Das hätte ich nicht erwartet», gesteht er. Völlig ohne Ambitionen sei er angereist, ohne konkrete Vorstellungen. «Ich hoffte, dass die Schweiz die erste Medaille holt, völlig unabhängig davon, ob ich es bin oder andere.»
Denn das Miteinander wird an der Internationalen Linguistik-Olympiade grossgeschrieben. Eine Woche dauert der Anlass. «Der Wettkampf an sich ist dabei fast im Hintergrund», erzählt Kessler. Das Programm sei während einer ganzen Woche relativ dicht. Gemeinsame Aktivitäten, Sightseeing, Spiele. «Einmalig», beschreibt es Marvin Kessler. Und trotzdem ist der Moment, der von der Internationalen Linguistik-Olympiade am meisten in Erinnerung ist, ein anderer. Jener auf der Bühne, mit Schweizer Fahne. Der junge Arner erinnert sich: «Bei der Rangverkündigung wurden zuerst die tieferen Punktzahlen vorgelesen und es steigerte sich immer mehr.» Sein Name aber fiel lange nicht. «Da wurde ich doch etwas nervös», gesteht er. Seine Punktzahl reichte für Silber – zusammen mit 19 anderen Teilnehmenden. Silber für Marvin Kessler. Silber für die Schweiz. «Ich habe mich riesig gefreut.»
Bis im Herbst in Asien
Marvin Kessler erzählt am Telefon davon. Weil er nach wie vor in Taiwan weilt. Mittlerweile in einer Sprachschule. «Ich will diese weite Reise damit verbinden, Chinesisch zu lernen», sagt er. Und nachher hängt er auch noch Ferien an. Bis im Herbst wird der 19-Jährige in Taiwan und in Asien sein. Und dann? «Zivildienst, ein halbes Jahr.» Weiter habe er noch nicht geplant. Darum kümmert er sich, wenn er zurück in der Schweiz ist.