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01.10.2024 MuriWie Sport eine Familie verbindet und zum Erfolg führt: Die Familie Huber aus Muri
Faszinierend. Positiv. Sportlich. Diese Familie ist besonders. Und zwar wegen ganz vielen Dingen. Die Töchter Shana und Lina wollen einmal an den Olympischen Spielen dabei sein ...
Wie Sport eine Familie verbindet und zum Erfolg führt: Die Familie Huber aus Muri
Faszinierend. Positiv. Sportlich. Diese Familie ist besonders. Und zwar wegen ganz vielen Dingen. Die Töchter Shana und Lina wollen einmal an den Olympischen Spielen dabei sein – und sie sind auf bestem Weg dafür.
Stefan Sprenger
Plötzlich spürt sie ihr Baby nicht mehr im Bauch. Janine Huber ist mit ihrem dritten Kind schwanger und spürt einen Tag vor der Geburt, dass etwas nicht stimmt. Im Spital muss Malea auf die Welt kommen, so schnell es geht. Doch weil sie schon Sauerstoffmangel hatte, ist sie beeinträchtigt. Malea, die am 1. Oktober neun Jahre alt wurde, braucht 1:1-Betreuung. «Sie ist auf dem Stand eines 1-jährigen Kindes», erklärt die Mutter. Zudem hat Malea eine Form von Epilepsie. Beim Treffen mit der Familie Huber in ihrem Zuhause in Muri ist keinerlei Ballast gegenüber Malea zu spüren. Im Gegenteil. Sie nehmen die Herausforderung an, positiv, mit viel Liebe und Ehrgeiz. Malea, die in der St. Josef-Stiftung in Bremgarten zur Schule geht, wird umsorgt. Shana und Lina spielen oft mit ihr. «Alle finden sie herzig. Malea steht oft im Mittelpunkt», erklärt die Mutter.
So ist es auch an den Rennen in der ganzen Schweiz. Die Familie reist meist miteinander an die Wettkämpfe. «Sie ist der grösste Fan von Shana und Lina», sagt Vater Stefan. Und als grösster Fan hat sie auch ganz viel zu feiern. Denn die 15-jährige Shana und die 13-jährige Lina sind schon in jungen Jahren sehr erfolgreich. Shana ist mehrfache Europameisterin in der olympischen Cross-Country-Disziplin. Lina fährt regelmässig auf das Podest – national und auch an ihrem ersten internationalen Rennen dieses Jahr. Vor wenigen Tagen endete die Bike-Saison auf der Lenzerheide. Die Schwestern fahren beide auf den 3. Rang. Shana bei der U17, Lina bei der U15. Im Gesamtklassement der ganzen Saison sind beide auf dem 2. Rang. «Wir sind happy», sagen die beiden Schwester. Ihre Saison war sehr erfolgreich.
Viele Sportarten ausprobiert
Woher kommt diese Leidenschaft? Vater Stefan, 49 Jahre alt und von Beruf Werkzeugmacher, muss lächeln. «Es ist so», erklärt er. Stefan und Janine machten einst Triathlon. «Irgendwann war ich ihr Trainer», sagt er. Sie verliebten sich. Sie heirateten. Sie kriegten Kinder. Und weil Triathlon enorm zeitaufwendig ist, suchten sie eine Alternative. «Und wir entdeckten das Biken.» Die beiden sportlichen Eltern geben ihren Aktivitätsdrang an ihre Kinder weiter. Shana und Lina versuchten viele Sportarten. Handball beim TV Muri oder Leichtathletik beim TV Merenschwand.
Aber irgendwie erscheint es logisch, dass sie früher oder später auf dem Velo sitzen werden. «Lina konnte schon vor ihrem 2. Lebensjahr ohne Stützräder Fahrrad fahren», sagt der Vater, der mit den Kindern zu jener Zeit gerne in den Wald ging und mit dem Velo kleine Parcours fuhr. Das tun sie auch heute noch.
Als Shana erstmals an den Start eines Rennens geht, ist sie fünf Jahre alt. Sie ist scheu. Sie will nicht starten. Doch die kleine Schwester hilft. «Lina kam mit an den Start und es klappte», erzählen die Eltern. Und es dauert nicht lange, und sie fährt erstmals auf das Podest. Und wenig später ist auch Lina erstmals bei einem Rennen selbst mit dabei. Die beiden Schwestern sind so gut, dass sie manchmal die Rennen regelrecht dominieren. Nicht immer, aber immer öfter.
Nicht nur auf dem Bike
Shana erzählt, dass sie fast täglich trainiert. Die Sekundarschülerin ist Teil des Regionalkaders, des U17-Nationalteams und auch des A-Nationalteams. Dort ist sie die Jüngste, aber sie hat riesiges Potenzial. Sie fährt am liebsten auf dem Bike, aber auch auf der Strasse und Radqueer. «Polycycling nennt sich das», erklärt sie. «Man kann ausprobieren, was man mag, was man gut kann – und dann später entscheiden, worauf man setzt. Ich bin noch jung, ich habe noch Zeit», meint sie. Shana wie auch Lina haben einen grossen Traum: Olympia. «Dort dabei zu sein, wäre etwas Gigantisches», wie Shana sagt. Ihre jüngere Schwester sitzt daneben und strahlt über das ganze Gesicht. «Weisch wie?», sagt Lina.
Die beiden Schwestern werden gefragt, wieso sie eigentlich jeden Tag so gerne auf das Bike sitzen. Die Eltern lauschen gespannt, was sie jetzt wohl antworten. Lina sagt: «Es macht einfach Spass.» Shana meint: «Wir quälen uns auch gerne. Ich glaube, dass haben wir von unseren Eltern geerbt.» Der ganze Tisch im Hause Huber vibriert, weil alle lachen. Der Vater sagt: «Die Ausdauer haben sie bestimmt von uns geerbt. Die Technik zum Glück nicht.» Denn da waren die Eltern nicht die Besten, die Töchter allerdings schon.
Sportlicher Ehrgeiz und authentische Leidenschaft
Die Schwestern haben schon in jungen Jahren ihr Leben auf den Sport ausgerichtet. Die Schule Muri gibt Freiheiten, wenn sie mal früher gehen müssen, um an ein Rennen zu kommen. «Das müssen wir dann einfach nachholen», erklärt Shana, die im nächsten Jahr eine Sport-KV-Ausbildung auf der Gemeinde in Muri absolvieren wird – wo sie ebenfalls viel Goodwill für den Sport erhalten wird.
So viel sportlicher Ehrgeiz und authentische Leidenschaft ist im Zuhause der Familie Huber in Muri zu spüren. Gemeinsam üben alle dieselbe Passion aus: das Biken. Die jüngste Tochter Malea klatscht und sagt, dass sie auf den Spielplatz will. Die Familie Huber fährt mit dem Fahrrad hin – natürlich. Malea ist auch dabei. Weil sie selbst nicht Velo fahren kann, sitzt sie im Anhänger. Und alle sind glücklich. Alle auf dem Fahrrad.