Buchvorstellung von Vincenzo Todisco im Acli am Donnerstag, 12. Juni
Ein trauriges Kapitel Schweizer Geschichte bildet das Saisonnierstatut, das es damals ausländischen Arbeitskräften untersagte, ihre Familien in die Schweiz zu nehmen. Schriftsteller Vincenzo ...
Buchvorstellung von Vincenzo Todisco im Acli am Donnerstag, 12. Juni
Ein trauriges Kapitel Schweizer Geschichte bildet das Saisonnierstatut, das es damals ausländischen Arbeitskräften untersagte, ihre Familien in die Schweiz zu nehmen. Schriftsteller Vincenzo Todisco widmet sich diesem Thema im Buch «Das Eidechsenkind».
Das Saisonnierstatut wurde 1934 in der Schweiz eingeführt und erst 1991 für Personen von ausserhalb der Europäischen Gemeinschaft aufgehoben. Nach dem Inkrafttreten des Personenfreizügigkeitsabkommens zwischen der Schweiz und der EU am 1. Juni 2002 verlor das Saisonnierstatut auch für EU-Bürger dann gänzlich seine Gültigkeit. Diese Regelung hatte für viele italienische Familien unmenschliche Folgen. Der Vater ging in der Schweiz einer Arbeit nach, währenddem die Mutter und die Kinder weit weg von ihm in Italien waren. Den Ehemann und Vater sah man bestenfalls über die Weihnachts- und Neujahrstage zu Hause, jeweils zwischen zwei Saisonnier-Aufenthalten in der Schweiz. Nicht umsonst ertönte damals in der Schweiz schon oft der Ruf «Man holte Arbeitskräfte, und es kamen Menschen».
Ängste und Einschränkungen
Der Verein Acli greift das unrühmliche Thema anlässlich einer Buchvorstellung auf und lädt interessierte Personen am Donnerstag, 12. Juni, 19.15 Uhr, zu einer moderierten Lesung in die Begegnungsstätte Rösslimatte ein. Der Schriftsteller und Sprachwissenschaftler Vincenzo Todisco stellt seinen Roman «Das Eidechsenkind» vor. In diesem wird von einem Kind berichtet, das sich während der Saisonnier-Arbeitszeit seiner Eltern in der Schweiz in der Wohnung dauernd versteckt halten muss, damit es ja nicht entdeckt und die Familie deswegen nicht ausgewiesen wird. Dieser Zustand führt zu Ängsten und Einschränkungen im Leben des Kindes und ist eines Familienlebens unwürdig.
Der Autor berührt einen wichtigen, allerdings schmerzhaften Nerv der langen Zeit der italienischen Migration in die Schweiz. Das so erzwungene Verstecken eines Kindes wird für Vincenzo Todisco zum Beginn einer bewegten Geschichte. Es handelt sich auch um einen Hauch unwürdiger Behandlung der jungen Menschen, die oft gar traumatisiert wurden. Alle sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei. --tre