Engagiert, aber fair
05.09.2025 Berikon, Mutschellen, WahlenKonsens beim Vertrauen
Konstruktives Podiumsgespräch in Berikon
Am Podium in Berikon stellten sich sechs Kandidierende den Fragen zu Finanzen, Kreisschule, Verkehr und Vertrauen. Die Bisherigen Petra Oggenfuss (GLP), Roland Koller (parteilos), Stefan ...
Konsens beim Vertrauen
Konstruktives Podiumsgespräch in Berikon
Am Podium in Berikon stellten sich sechs Kandidierende den Fragen zu Finanzen, Kreisschule, Verkehr und Vertrauen. Die Bisherigen Petra Oggenfuss (GLP), Roland Koller (parteilos), Stefan Bieri (FDP) und Patrick Stangl (Die Mitte) kandidieren erneut. Neu wollen Yves Blülle (SVP) und Anthony Paine (SP) in den Gemeinderat.
Bei den Finanzen reichten die Ansätze von gezielten Einsparungen bis zu pragmatischen Lösungen. Einig waren sich alle, dass die Kreisschule Ruhe braucht und aus der Krise geborgen werden muss.
Beim Verkehr zeigte sich Uneinigkeit zwischen Förderung von Velo/ÖV und Gleichstellung des motorisierten Verkehrs. Beim Thema Vertrauen herrschte Konsens: Mehr Transparenz, Dialog und Ehrlichkeit sollen das Verhältnis zur Bevölkerung stärken. --sab
Die Gemeinderatskandidierenden von Berikon stellten sich am Podium den Fragen zu wichtigen Themen
Am 29. September entscheidet sich, welche fünf Personen die neue Legislatur als Gemeinderat/-rätin in Berikon antreten. Die sechs Kandidierenden gaben am Podium ihre Meinung zu Finanzen, Kreisschule, Verkehr und Vertrauen preis.
Sabrina Salm
Auf die neue Amtsperiode werden die Karten neu gemischt, und der Wahlkampf in Berikon verspricht Spannung. Als einzige Frau kandidiert die bisherige Frau Vizeammann Petra Oggenfuss (GLP) – diesmal auch für das Gemeindeammann-Amt. Ihre Ratskollegen Roland Koller (parteilos), Stefan Bieri (FDP) und Patrick Stangl (Die Mitte, neu als Vizeammann) treten ebenfalls wieder an. Neu in die Exekutive zu kommen, das versuchen Yves Blülle (SVP) und Anthony Paine (SP), die beide schon einmal vergeblich kandidiert hatten. Moderator Roger Spillmann führte locker und pointiert durch den Abend, bei dem die sechs Kandidierenden ihre Vorstellungen präsentierten.
«Ich möchte der Gesellschaft etwas zurückgeben», erklärte Stefan Bieri seine Beweggründe. Patrick Stangl sprach davon, den Prozess der Veränderung weiterführen zu wollen. Roland Koller erklärte seine Motivation, «unkomplizierte und nachhaltige Lösungen» zu suchen. Auf die grossen Herausforderungen, die auf die Gemeinde warteten, und ihren Willen, weiterhin aktiv Lösungen mitzugestalten, verwies Petra Oggenfuss. Für Anthony Paine, 45-jähriger Familienvater, steht klar im Vordergrund: «Ich will mich für die Menschen einsetzen.» Und Yves Blülle hob hervor, er wolle vor allem die Finanzen kritisch im Blick behalten und solide haushalten.
Sparen, sparen, sparen
Die Diskussion über Steuern und Ausgaben war einer der Themenbereiche, bei denen die Meinung der Kandidierenden abgehört wurde. Petra Oggenfuss warnte davor, der nächsten Generation Schulden zu hinterlassen, nur um kurzfristig einen tiefen Steuerfuss vorzeigen zu können: «Das wäre nicht fair.» Anthony Paine wiederum fand, Sparen um des Sparens willen sei der falsche Ansatz. «Es darf nicht an den falschen Stellen gekürzt werden, etwa bei sozialen Angeboten wie einem Seniorenausflug.» Gleichzeitig müssten weniger dringende Projekte auch mal zurückgestellt werden. Yves Blülle zeigte sich in dieser Frage teilweise einig mit Paine, setzte den Fokus aber anders: «Wir müssen bei den grossen Brocken ansetzen – etwa bei der Sozialhilfe oder Personalkosten.» Dabei müsse man genauer hinschauen. Patrick Stangl pflichtete bei, mahnte jedoch, dass die Umsetzung solcher Prüfungen zeit- und ressourcenintensiv sei. «Ob es am Ende wirklich günstiger wird, ist fraglich.» Den Handlungsbedarf sehe er aber auch bei der Unterscheidung von Notwendigem und Wünschenswertem.
Stefan Bieri erinnerte daran, dass die grössten Budgetposten kaum beeinflussbar seien: «Viele Kosten wie die Pflegerestkosten sind für uns als Gemeinde gegeben.» Roland Koller schliesslich sprach sich für pragmatische Lösungen aus: «Es braucht nicht immer eine Studie, die viel Geld verschlingt. Oft reichen einfache Ansätze.»
Stabilität und Ruhe gefordert
Beim Verkehr zeigten sich die grössten Differenzen. Anthony Paine sah Handlungsbedarf beim «hausgemachten Verkehr». Er plädierte für die Förderung von Velo- und ÖV-Nutzung und forderte, den Radwegnetz-Ausbau voranzutreiben. Yves Blülle widersprach: «Der motorisierte Verkehr darf nicht gegen den öffentlichen Verkehr ausgespielt werden.» Vielmehr brauche es ein Nebeneinander, das den Bedürfnissen aller gerecht werde.
Ein selten einhelliges Bild zeigte sich beim zweiten Thema: der Kreisschule Mutschellen. Hier wird seit Längerem Stabilität und Ruhe gefordert. Viele Berikerinnen und Beriker fragen sich, ob das mit Andreas Glarner als neu eingesetztem Vorstandspräsidenten der KSM klappt. Denn nicht alle sehen ihn in dieser Position als tragbar (siehe Artikel auf Seite 13). Trotzdem betonten alle sechs Kandidierenden, dass die Jugendlichen im Zentrum stehen müssten. «Wir brauchen Klarheit, Vertrauen und eine verlässliche Struktur», sagte Stangl. Bieri, Paine, Blülle, Koller und Oggenfuss teilten die Meinung, dass der Schulfrieden Vorrang haben müsse und Berikon konstruktiv dazu beitragen solle. Jetzt gelte es, dem neuen Präsidenten eine Chance zu geben.
Verlässlicher handeln
Ein zentrales Thema des Abends war das Vertrauen in den Gemeinderat – ein Wert, der in den letzten Jahren Schaden genommen hat. Fehlende oder unvollständige Kommunikation, Zweifel an der Ehrlichkeit und das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden, prägten laut einigen Stimmen das Verhältnis zwischen Behörde und Bevölkerung. Petra Oggenfuss sprach offen darüber: «Dieser Gegenwind war zu spüren, und es ist nicht immer leicht, persönliche Angriffe wegzustecken.» Dennoch sei es ihre Aufgabe, Vertrauen zurückzugewinnen. Unisono erklärten die übrigen Kandidierenden, dass es künftig mehr Transparenz, eine klare Kommunikation und offene Dialogplattformen brauche.
Bieri sah die Chance, durch regelmässige Gespräche mit der Bevölkerung Brücken zu schlagen. Stangl sprach davon, dass Verlässlichkeit im Handeln entscheidend sei. Koller forderte, Entscheidungen verständlicher zu erklären.
Respekt für den Einsatz
Der Abend verlief engagiert, aber fair. Die Fragen waren teilweise hart, die Antworten klar und ohne Polemik. Moderator Roger Spillmann verstand es, den Dialog lebendig und zugleich strukturiert zu gestalten. Am Ende herrschte Einigkeit darüber, dass die Kandidierenden – ob amtierend oder neu – mit ihrem Einsatz Respekt verdienen. Ein Stimmbürger brachte es auf den Punkt: «In einer Zeit, in der der politische Hass zunimmt und Räte oft Kritik einstecken, ist es nicht selbstverständlich, dass sich so viele für ein Amt zur Verfügung stellen. Dafür sollte man dankbar sein.»
Ob es künftig gelingt, die Finanzen ins Lot zu bringen, die Kreisschule zu stabilisieren, den Verkehr verträglich zu gestalten und das Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen, wird sich am 28. September zeigen. Fest steht: Alle Kandidierenden eint der Wille, das Beste für Berikon zu erreichen.