Engagement kennt kein Alter
04.03.2025 Mutschellen, BerikonIm Alter noch viel bewirken
Luise-Thut-Stiftung lanciert Projekt
Mit «erinnern ermutigt» möchte die Luise-Thut-Stiftung, mit Sitz in Berikon, an das Schaffen der Hospiz-Pionierin Luise Thut erinnern. Aber auch motivieren, es ihrem ...
Im Alter noch viel bewirken
Luise-Thut-Stiftung lanciert Projekt
Mit «erinnern ermutigt» möchte die Luise-Thut-Stiftung, mit Sitz in Berikon, an das Schaffen der Hospiz-Pionierin Luise Thut erinnern. Aber auch motivieren, es ihrem Einsatz gleichzutun.
«Sich einsetzen und engagieren, dafür gibt es keine Altersgrenze», sagt die Berikerin Beatrice Koller Bichsel. Sie ist Stiftungsratspräsidentin der Luise-Thut-Stiftung und stellte am Wochenende das Projekt «erinnern ermutigt» vor. Ganz nach dem Vorbild von Luise Thut könne man auch im höheren Alter noch vieles bewirken. Denn die Freiämterin war bereits über 60 Jahre alt, als sie mit viel Energie und Beharrlichkeit das erste Hospiz in der Schweiz – Hospiz Aargau – gründete.
Start an Luise Thuts Geburtstag
Am 28. Februar wäre sie 97 Jahre alt geworden. Ihren Geburtstag nahm die Stiftung zum Anlass, ihr mehrjähriges Projekt mit den vielen ehemaligen und aktiven Freiwilligen zu starten. Mit dabei war auch die allererste Freiwillige von Hospiz Aargau, Maria Piatti aus Berikon. --sab
Das Projekt «erinnern ermutigt» der Luise-Thut-Stiftung, mit Sitz in Berikon, ist gestartet
Ziel des mehrjährigen Projektes der Luise-Thut-Stiftung ist es, Menschen zu ermutigen, sich auch im höheren Alter noch zu engagieren und etwas zu bewirken. Dies in Anlehnung an Luise Thut. Sie hat die Hospiz-Bewegung in der Schweiz nach ihrem 60. Altersjahr lanciert.
Sabrina Salm
Luise Thut war eine Pionierin der palliativen Pflege in der Schweiz. Sie hatte den Hospiz-Gedanken in den USA kennengelernt, als sie eine an Krebs erkrankte Freundin begleitete. Unermüdlich weibelte sie nach diesem Erlebnis für ihre Idee, Menschen mit unheilbaren Krankheiten in ihrer letzten Lebensphase würdevoll zu begleiten. Im Aargau initiierte Thut zusammen mit einer Gruppe von Gleichgesinnten vor 30 Jahren die Realisierung des ersten ambulanten Hospiz der Schweiz (Infos zu den Feierlichkeiten siehe Box unten links). Später kamen Trauertreffs und das stationäre Hospiz zuerst in den Räumen des ehemaligen Klosters Gnadenthal in Niederwil, heute in Brugg, dazu. Luise Thut war bereits über 60 Jahre alt, als sie ihr Lebenswerk lancierte. Sie wohnte in Zufikon und bis zu ihrem Tod am 17. Juli 2023 in Berikon.
«Im Erinnern an die beispielhafte Tatkraft von Luise Thut wollen wir von 2025 bis 2028 zum vielfältigen gemeinnützigen Wirken, auch im höheren Alter, motivieren», erklärt Beatrice Koller Bichsel, Präsidentin der Luise-Thut-Stiftung das Projekt «erinnern ermutigt». Die Luise-Thut-Stiftung wurde vor 16 Jahren gegründet. Deren Zweck ist die finanzielle und beratende Unterstützung der von Luise Thut in der Schweiz eingeführten Hospiz-Philosophie. Im Stiftungsrat sind neben der Berikerin Beatrice Koller Bichsel Susanna Vanek (Fischbach-Göslikon), Thomas Widmer (Hunzenschwil) und Valentin Meier (Wohlen). Bei der Veranstaltung im Lenzburger Stapferhaus waren die beiden Männer jedoch verhindert.
Freiwillige sind das Herzstück der Hospizarbeit
Der Projektstart wurde auf einen speziellen Tag gelegt: den 28. Februar. Dann wäre Luise Thut, die in München geboren wurde, 97 Jahre alt geworden. Ebenfalls absichtlich wählten sie ihren ersten Anlass mit und für die ehemaligen und aktiven Freiwilligen von Hospiz Aargau. Denn für ihren «grossartigen Einsatz zu danken», wie die Stiftungsratspräsidentin sagte, sei der Stiftung äusserst wichtig. «Ohne Luise gäbe es unser Hospiz nicht», hält Koller Bichsel fest. «Aber es war auch nur möglich dank dem Einsatz von Freiwilligen. Ihr seid das Herzstück der Hospizarbeit und ihr alle hattet den Mut, die Kraft, die Ausdauer und die Energie, um mit Luise zusammen das Hospiz Aargau aufzubauen.» Der Einsatz der Mitstreiterinnen und Mitstreiter von Luise Thut für eine damals hierzulande unbekannte und heute nicht mehr wegzudenkende Institution wurde im Rahmen dieser Veranstaltung gewürdigt.
Die ehemaligen und aktiven Weggefährtinnen und Weggefährten genossen den Nachmittag sichtlich.
Dankbarkeit als Motivation
«Die Wertschätzung ist schön», sagt beispielsweise Maria Piatti. «Aber vor allem sind die Begegnungen sehr wertvoll. Schliesslich haben wir zum Teil viel miteinander erlebt.» Piatti war die allererste Freiwillige von Hospiz Aargau. Von Luise Thut und ihrer Idee war sie gleich fasziniert. Sie meldete sich bei Thut, nachdem sie einen Bericht über die Freiämterin in dieser Zeitung gelesen hatte. «Ich wollte mich engagieren und das Projekt tatkräftig unterstützen», sagt die Berikerin. Zwölf Jahre lang engagierte sich Piatti «mit Freude» bei der ambulanten Hospiz. «Ich hatte viele schöne und prägende Erlebnisse und Begegnungen in dieser Zeit», erzählt sie. «Damals gab es noch keine Handys, keine Routenplaner und die Wünsche der Sterbenden wurden oft nicht ernst genug genommen.» Das habe sich zum Glück geändert. «Meine Motivation war stets die Dankbarkeit.
Die Dankbarkeit von allen Seiten und auch diejenige für mein eigenes Leben.» Sie erinnert sich, dass die Anfänge alles andere als leicht waren. «Ein holpriger Weg», weiss Piatti. Weil niemand Sterbebegleitung kannte, wurde das Hospiz mit der aktiven Sterbehilfe gleichgestellt. «Luise wurde oft missverstanden. Es war deshalb sehr wichtig, dass wir Aufklärungsarbeit leisteten und die Idee der palliativen Begleitung Schwerkranker in die Gesellschaft hinaustrugen und sie erklärten.» Neben der Öffentlichkeitsarbeit waren auch Weiterbildungen und der Austausch mit anderen Freiwilligen von grosser Bedeutung. Maria Piatti wurde eine enge Freundin von Luise Thut und wusste, dass sie Rückschläge persönlich nahm. «Aber sie arbeitete unermüdlich an ihrem Ziel. Es war ihr Lebenstraum.»
Das Projekt «erinnern ermutigt» findet die 71-Jährige sehr wichtig und motiviere bestimmt, auch im höheren Alter Neues anzugehen. Ganz nach dem Vorbild von Luise Thut. «Luise hat bewiesen, dass Engagement kein Alter kennt.»
Auf der Homepage www.luise-thut-stiftung.chfindetman weitere Informationen zum Projekt «erinnern ermutigt».
Jubiläum von Hospiz Aargau
Das Projekt Lebenshalt anlässlich des 30-Jahr-Jubiläums von Hospiz Aargau feiert drei Jahrzehnte wertvoller Arbeit in der Begleitung von Menschen an ihrem letzten Lebenshalt. Sie widmet sich essenziellen Fragen und sucht Antworten in den persönlichen Geschichten von Patienten und Patientinnen von Hospiz Aargau. Im Fokus stehen grossformatige Porträts ihrer Hände – berührende Sinnbilder für gelebtes Leben. Kurze, lebendig erzählte Biografien begleiten die Bilder und gewähren Einblicke in die individuellen Lebenswege. Eine Ausstellung und eine Reihe öffentlicher Veranstaltungen rücken das Thema des Lebens und Sterbens auf berührende Weise in den Fokus und laden ein zu einem Zwischenhalt. Die Ausstellung Lebenshalt findet vom 16. bis 29. März in der Galerie Rahmenatelier in Zofingen und vom 24. April bis 1. Mai in der Galerie Immaginazione in Brugg statt. --red